Düsseldorf Museum muss Goethes Handschriften retten

Düsseldorf · Im Schloss Jägerhof gibt es große Probleme mit Schimmel. Tausende Bücher sind befallen, historische Handschriften mussten ausgelagert werden. Die Museumsstiftung fordert die Stadt auf, so schnell wie möglich Abhilfe zu schaffen.

 Leiter Christof Wingertszahn vor der Rückseite von Schloss Jägerhof: Der Balkon im ersten Stock ist mit einer Plane abgedeckt, weil der Regen nicht richtig abläuft.

Leiter Christof Wingertszahn vor der Rückseite von Schloss Jägerhof: Der Balkon im ersten Stock ist mit einer Plane abgedeckt, weil der Regen nicht richtig abläuft.

Foto: Andreas Endermann

Die Nässeprobleme in Schloss Jägerhof weiten sich aus. Das Goethe-Museum, das in dem historischen Gebäude an der Jacobistraße seinen Sitz hat, muss 1700 Bücher aus der Kellerbibliothek im Restaurierungszentrum behandeln lassen, weil sie schwer von Schimmel befallen sind. Weitere, leichter befallene Werke warten im Museum auf eine Reinigung. Die bedeutende Sammlung von Originalhandschriften, unter anderem von Goethe, Schiller und Kleist, hat das Museum zur Sicherheit ins Stadtarchiv ausgelagert.

Der Keller ist nicht das einzige Problem in dem Schloss, das Kurfürst Carl Theodor Mitte des 18. Jahrhunderts errichten ließ und das zu den bekanntesten Baudenkmälern der Stadt gehört. So steht bei Regen das Wasser auf dem Balkon an der Hinterseite des ersten Stocks und fließt in den Innenraum. Zudem ist durch die Hitze in den vergangenen Wochen die Luftfeuchtigkeit in den Ausstellungsräumen erheblich gestiegen. Laut Museumsleiter Christof Wingertszahn ist kein Geld vorhanden, um sie durch zusätzliche Lüfter zu senken.

Das Museum fordert die Stadt auf, zügig Abhilfe zu schaffen - und zwar noch vor dem Jahr 2016, in dem nach derzeitigem Stand eine Sanierung des Gebäudes geplant ist. "Die Museumsarbeit ist unter diesen Bedingungen kaum möglich", sagt der Vorsitzende der Museumsstiftung und Jurist, Winfried Tilmann. Seiner Ansicht nach kommt die Stadt nicht ihrer Verpflichtung nach, dem Museum ein angemessenes Gebäude zu Verfügung zu stellen. Dazu sei sie aber laut Museumsvertrag verpflichtet. Bei einer Verzögerung der Sanierung drohten weitere Schäden an der hochkarätigen Sammlung, so der Kuratoriumsvorsitzende. Er bemängelt zudem, dass die Stadt mit der Entscheidung der früheren schwarz-gelben Ratsmehrheit den Ankaufsetat des Museums von 81 000 Euro für das laufende Jahr gestrichen hat. Auch zu dieser Zahlung sei die Stadt verpflichtet.

Tilmann bezieht sich in seiner Kritik auf den Gründungsvertrag aus dem Jahr 1953. Dieser führt dazu, dass das Museum organisatorisch bis heute eine außergewöhnliche - und komplizierte - Konstruktion hat. Damals hatte sich Düsseldorf erfolgreich um die Sammlung des Verlegers Anton Kippenberg beworben. Seitdem wird die bedeutendste Privatsammlung zu Goethe und seiner Zeit in Düsseldorf gezeigt. Die Stadt verpflichtete sich damals gegenüber der Kippenberg-Stiftung, für die Pflege des Gebäudes und die Kosten für eine Erweiterung der Sammlung aufzukommen - darauf pocht Tilmann nun.

Für zusätzliche Verstimmung sorgt, dass die Stadt laut Stiftung zwischenzeitlich eine Nachzahlung des Etats im kommenden Jahr zugesagt hatte. Inzwischen gilt diese Zusage nicht mehr. "Die Entscheidung ist noch nicht gefallen", sagt Stadtdirektor Manfred Abrahams.

Der Stadtdirektor widerspricht der Kritik, die Stadt komme ihren Pflichten nicht nach. Man habe die Sanierung im Blick, 2016 werde sie nach derzeitigem Stand angegangen. "Die Stadt erledigt alle notwendigen Arbeiten." Auch die Beschwerde wegen des gestrichenen Etats kann Abrahams nicht nachvollziehen. Es sei üblich, dass Kulturhäuser aus bestimmten Überlegungen in einem Jahr weniger bedacht würden. An anderen Stellen unterstütze die Stadt das Museum stärker als im Vertrag vorgeschrieben, zum Beispiel bei der Personalausstattung. "Man kann sich nicht an einer Stelle auf den Vertrag berufen und anderes außen vor lassen."

(RP)
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