Nach Mordserie in Anwaltskanzleien Anwalt will die Kanzlei am Höherweg behalten

Düsseldorf · Im Foyer des Straßenverkehrsamts war am Montag Großreinemachen angesagt. Nur die Klebespuren an der Glastür, die von der Polizei versiegelt worden war, lassen sich nicht so leicht entfernen.

Das Protokoll des dreistündigen Rachefeldzugs
Infos

Das Protokoll des dreistündigen Rachefeldzugs

Infos
Foto: dpa, jps fdt

Im Stockwerk darüber sind die Türen von Martin Lauppe-Assmanns Anwaltskanzlei immer noch verschlossen. Die Spurensicherung hat den Tatort, an dem eine Anwältin starb und ihr Kollege tödlich verletzt wurde, noch nicht freigegeben. Derzeit würden noch die Spuren des Brandes gesichert, den Yanqing T. gelegt haben soll, um die Morde zu verschleiern.

"Ich fühle mich wie im Krieg", sagt Lauppe-Assmann, "die Kanzlei wie zerbombt, zwei Kollegen tot, eine Mitarbeiterin in seelsorgerischer Betreuung." Seit 1999 hat er mit Ulrike Fröhlich zusammengearbeitet, die zuvor Staatsanwältin war. Yanquing T. erstach sie, weil er mit einer Geldstrafe nicht einverstanden war. Und Bernhard Langemeyer kam schon als Referendar zu Lauppe-Assmann.

Bluttat in Düsseldorf in der Bachstraße - Tödlicher Messerangriff auf Frau
6 Bilder

Tödlicher Angriff auf Frau in Düsseldorf-Friedrichstadt

6 Bilder
Foto: RP/Wulf Kannegiesser

"Ich habe einen Teil meiner Familie verloren", sagt der Jurist, der am Sonntag auf dem Rückflug aus dem Urlaub erfuhr, dass Langemeyer den Kopfverletzungen erlegen war, die T. ihm mit einem Messer beigebracht hatte.

Das übrige Kanzleiteam traf sich gestern zum Krisengespräch im Büro eines befreundeten Wirts. Sämtliche Gerichte, bei denen er zu tun hat, bat Lauppe-Assmann gestern per Brief um Fristaufschub in allen Angelegenheiten. Über Rufumleitungen ist er für seine Mandanten erreichbar und dank hilfsbereiter Freunde auch einsatzfähig — "Ich muss ja meinen Job machen."

Und der Anwalt brauchte nicht bloß Ersatz fürs Büro, sondern auch für seine Wohnung, die zur Kanzlei gehört, und von Feuer und Rauch wohl ebenfalls betroffen ist. Doch erst, wenn die Polizei die Räume freigibt, wird das Ausmaß des materiellen Schadens sichtbar. "Ein Teil der Akten wird verbrannt sein, der Rest vom Löschwasser zerstört oder so verrußt, dass sie unbrauchbar sind." Er werde wohl noch mehr arbeiten müssen als ohnehin schon, sagt Lauppe-Assmann.

Aber egal wie hart es wird: "Ich baue die Kanzlei ganz sicher wieder auf, werde sie im Sinne meiner ermordeten Kollegen weiter führen." Ein Umzug kommt für ihn nicht in Frage: "Ich lasse nicht zu, dass dieser Verbrecher mein Leben verändert."

(sg)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort