Düsseldorf Nach Ela brauchen 8500 Bäume Hilfe

Düsseldorf · Stark geschädigte Bäume sollen durch besonderen Schutzmaßnahmen gerettet werden. Ein Verbund von Ästen mit Seilen soll ein Auseinanderbrechen der Kronen verhindern. Trotzdem müssen noch mehr als 1000 Bäume fallen.

Unwetter: Die umgeknickten Bäume von den Rheinwiesen
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Unwetter: Die umgeknickten Bäume von den Rheinwiesen

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Foto: Andreas Endermann

Die Baumäste an Straßenrändern oder auf Parkwiesen, die vom Orkan Ela herabgerissen oder aus Sicherheitsgründen abgesägt worden waren, sind größtenteils weggeräumt. Aber die Arbeiten zur Sanierung und damit zur Rettung der Bäume stehen erst noch am Anfang. "Nach dem jetzigen Stand brauchen etwa 8000 Bäume an Straßen und knapp 500 in Parks eine besondere Pflege, damit sie überleben können und Menschen nicht gefährden", erklärte Gartenamtsleiterin Doris Törkel. Das hat sich bei der laufenden Untersuchung des gesamten Baumbestandes ergeben, der noch einmal auf verdeckte Schäden hin genau untersucht werden muss. Weil bei etlichen Bäumen unklar sei, ob und wie sie am besten gerettet werden können, hat die Stadt den anerkannten Baumfachmann Lothar Wessolly als Gutachter hinzugezogen, um die Schäden abzuschätzen. Er erläuterte zusammen mit Törkel und Jörn Benk, Inhaber einer Fachfirma, drei typische Probleme.

Stark gelichtete Baumkronen

Die Platanen am Schillerplatz sehen zerzaust aus. Einzelne starke Äste ragen in die Höhe, aber eine volle Krone bilden sie nicht. Doch sie haben eine Überlebenschance, mussten noch nicht gefällt werden wie etliche Nachbarbäume. In eine der ausgedünnten Kronen ist Moritz Sellmann an einem Seil entlang hochgeklettert und hat begonnen, einige der starken Äste an zuvor ausgekundschafteten Stellen mit einem elastischen Seil zu verbinden. "Die einzelnen Äste sind dem Wind ungeschützt ausgesetzt, weil die volle, eiförmige Krone fehlt, um die der Wind herumgelenkt wird. Deshalb können sie in starke Schwingungen versetzt werden, die zu einem Riss an der Stammkrone am Fuß der Äste führen kann", erläutert Wessolly. Das Gegenmittel sind elastische Seile, mit denen die Äste verbunden werden. "Sie können sich so gegenseitig stützen und geraten nicht in starke Schwingung", so Wessolly. Einer Rissbildung im Stamm werde vorgebeugt. Würde es Risse geben, sei der Baum nicht zu retten. Die Seile geben laut Wessolly zudem zusätzliche Sicherheit. "Brechen Äste durch starke Winde ab, werden sie durch die Seile erst einmal gehalten."

Zerstörte Baumgruppen

Der Zoopark hat ein besonderes Gestaltungselement. Auf den weiten Wiesen stehen Bäume im Gruppen. Einige wurden aber vom Orkan auseinandergerissen. So blieben beispielsweise von einer Gruppe von drei Kastanien nur zwei - stark beschädigt - stehen, die mittlere zerbarst und musste gefällt werden. "In der Gemeinschaft bildeten die Bäume eine geschlossene Einheit, aber die Bäume am Rand haben eine einseitige Krone", erläutert Wessolly. Ohne den Schutz in der Gruppe seien die Äste jetzt einem hohen Winddruck ausgesetzt. Ein Absichern durch Seile wie am Schillerplatz sei jedoch nicht möglich, weil an jedem Baum nur die Terminale, der senkrechte Leitast, vorhanden sei. "Deshalb müssen die Kastanien stark gestutzt werden bis auf die Höhe der unteren, weiter ausladenden Äste", so Wessolly. Diese Sanierung sei jedoch risikoreich, sagt Baumpflegefachmann Benk: "Die Schnitte für eine Sanierung schwächen den Baum zusätzlich, er kann möglicherweise den Eingriff nicht überleben." Zur Abschätzung der Überlebenschancen müsse daher die Vitalität des Baumes überprüft werden, ob beispielsweise die Leitungsbahnen zum Transport von Nahrung kräftig genug seien. Bei zwei Robinien im Zoopark, die neben einem gestürzten Ahorn standen, waren die Chancen gering. Sie mussten daher gefällt werden, so Törkel. In vielen Parks gibt es ähnliche Probleme, weil dort etliche Baumgruppen zerstört wurden.

Ela 2014: Sturmschäden in Düsseldorf von oben
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Foto: Hans Blossey

Alleen mit Lücken

Die Heinrichstraße hat ihre Allee entlang des Kittelbachs und der Düssel verloren. Dem Orkan fielen reihenweise Hybridpappeln und auch Silberlinden zum Opfer. In den großen Lücken erinnern nur noch Baumstümpfe an die vergangene Schönheit. Und die Kronen der restlichen großen Bäume mussten stark gelichtet werden. "Es stellt sich die Frage, wie der Charakter der Allee am besten wieder herzustellen ist, durch ein Nachpflanzen in den Lücken oder durch eine Neupflanzung auf längeren Abschnitten", sagt Törkel. Das besondere Problem sind die Hybridpappeln. "Sie sind etwa 60 Jahre alt und haben ihr Höchstalter erreicht", erklärt Wessolly. Sie würden in diesem Alter immer wieder Äste abwerfen und seien auch nicht standsicher.

Historische Bilder: Politiker im Hochwasser
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"An der stark befahrenen Straße sind Pappeln ein Sicherheitsrisiko, das die Verantwortlichen im Gartenamt nicht eingehen können", sagt Wessolly. Es sollte daher ein Konzept für eine neue Gestaltung erarbeitet werden. "Das wird mit Bürgern und Politikern besprochen", betont Törkel.

Chancen für die Baumpflege

Die Erfahrungen, die bei der Sanierung der Bäume jetzt gemacht werden, sollen weitergegeben werden. "Wir werden die Mitarbeiter schulen, wie die einzelnen Baumarten zu pflegen sind, um Schäden bei künftigen Stürmen möglichst gering zu halten. So können wir vorbeugend pflegen", erklärte Wessolly.

(RP)
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