Düsseldorf Nach fünf Jahren endlich ein Stand auf dem Weihnachtsmarkt

Düsseldorf · Julia Lemoine hat sich hartnäckig beworben. Jetzt bietet sie Bratäpfel am Schadowplatz an.

 Julia Lemoines wichtigste Zutat sind Äpfel, die sie unter anderem gefüllt mit Marzipan und Rosinen anbietet.

Julia Lemoines wichtigste Zutat sind Äpfel, die sie unter anderem gefüllt mit Marzipan und Rosinen anbietet.

Foto: Anne Orthen

Vorsichtig zieht Julia Lemoine das Backblech aus dem Ofen. Mit einer Zange hebt sie den Apfel in eine Schale, übergießt ihn mit Vanillesoße und streut Mohnkörner darüber. Mit ihrem Bratapfelhaus ist Lemoine das schier Unmögliche gelungen: Sie hat als Newcomerin einen Standplatz auf dem Weihnachtsmarkt ergattert.

Julia Lemoine kommt aus einer Schaustellerfamilie. Das ganze Jahr tourt die 44-Jährige mit ihrem Mann, ihren Kindern und einem Fahrgeschäft durch ganz Deutschland, von Kirmes zu Kirmes. Zur vierten Jahreszeit zieht es die Familie immer wieder in die Landeshauptstadt. Lemoines Eltern betreiben bereits einen Stand auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt, einen traditionellen Bratwurststand. Doch bei den Eltern in der Winterzeit auszuhelfen reichte ihr irgendwann nicht mehr - Lemoine träumte von einem eigenen Stand - in der Stadt, in der sie sich heimisch fühlt, die sie als Zuhause und Ankerpunkt bezeichnet.

Lemoine brauchte eine gute Idee und ein Konzept. Ein Konzept, das die Veranstalter des Weihnachtsmarktes überzeugt. Sie durchstöberte Kochbücher und fand schließlich das alte Bratapfel-Rezept ihrer Großmutter. Gefüllt mit Marzipan und Rosinen - so hatte sie ihren Enkeln immer den Bratapfel in der kalten Jahreszeit gebacken. Das war es. Das hatte es bisher auf dem Weihnachtsmarkt noch nicht gegeben. Der Entwurf ging bis ins kleinste Detail: Wie viele Äpfel können gleichzeitig im Ofen gebacken werden? Welche Toppings kommen auf den Apfel? Was wird neben Bratäpfeln und Apfelringen angeboten? Vor fünf Jahren bewarb sich Lemoine das erste Mal für einen Stand; dieses Jahr hat es erstgeklappt.

"Die Idee vom Bratapfelhaus hat uns von Beginn an gefallen", sagt Roman von der Wiesche von Düsseldorf Marketing & Tourismus, "aber wir hatten bis dato keinen freien Standplatz". Insgesamt 210 Stände stehen jedes Jahr zur Verfügung, ein Drittel davon für Gastronomie und zwei Drittel für Handwerk. Mit der Anzahl an Bewerbern aus dem Bereich Gastronomie könne man den kompletten Weihnachtsmarkt füllen, sagt von der Wiesche. Durch die neu gewonnenen Standplätze am Jan-Wellem-Platz konnten die Veranstalter Julia Lemoine dieses Jahr endlich eine Zusage geben. "An einem heißen Sommertag Mitte August habe ich den Anruf bekommen", erinnert sich Lemoine, "ab dem Tag gab es bei uns zuhause ständig Bratäpfel und ich probierte allerhand aus. Meine Familie und Freunde mussten ganz schön was mitmachen."

Am 17. November steht Julia Lemoine das erste Mal in ihrem neuen Bratapfelhaus. Acht Wochen lang hat ihr Mann an der Hütte gebaut, eine komplette Küche mit Backöfen montiert. Lemoine rückt die Deko-Herzen noch einmal zurecht. Die ersten Äpfel liegen im Ofen, Dampf steigt aus dem Punsch-Behälter - alles ist bereit zum Verkauf. "Ich war so nervös und gespannt, wie die Leute auf meinen Stand reagieren", sagt Lemoine.

An eine ihrer ersten Kunden kann sie sich noch genau erinnern: "Die alte Dame war total gerührt und erzählte aus ihrer Kindheit. Ihre Familie hatte in der Nachkriegszeit nicht viel - jeden Samstag gab es deswegen Bratäpfel mit Rosinenfüllung." Der Bratapfel weckt bei vielen Menschen Kindheitserinnerungen, Emotionen kommen hoch, man kommt ins Gespräch. Der neue Stand kommt bei den Besuchern an: An einem gut besuchten Tag gehen bis zu 150 Bratäpfel über die Theke.

Lemoine liebt die Weihnachtszeit. Doch bei all dem Winterzauber dürfe man eins nicht vergessen: Der Weihnachtsmarkt ist ein knallhartes Geschäft. Jeden Tag von elf bis neun stehen sie und ihre Mitarbeiter im Bratapfelhaus, fünf Wochen, nonstop. Sie sind der Kälte ausgesetzt und Verkauf ist vom Wetter abhängig. Hohe Kräfte, die kein Schausteller beeinflussen kann.

Ob sie nächstes Jahr wieder mit ihrem Bratapfelhaus auf dem Weihnachtsmarkt steht, weiß Lemoine noch nicht. "Ich plane gerade nur bis zum 24. Dezember, aber tendenziell wäre ich natürlich gerne 2017 wieder dabei." Jedes Jahr müssen sich Aussteller erneut um einen Standplatz bewerben. Wer schon einmal dabei war, fängt generell nicht mehr bei null an, sagt Veranstalter von der Wiesche. "Wir sind froh, dass das Bratapfelhaus da ist und dass der Stand funktioniert. Das sagt ja schon mal einiges."

Julia Lemoine interessiert nur das Hier und Jetzt. Sie sei überwältigt vom positiven Feedback. "Dass ein gebackener Apfel so vielen Menschen Freude bereiten kann, hätte ich nicht gedacht."

(laha)
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