Düsseldorf Nachbarn streiten vor dem Gerichtssaal - neuer Prozess

Düsseldorf · Nirgendwo trifft man so viele Menschen, die man sich für kein Geld der Welt zum Nachbarn wünschen würde, wie im Amtsgericht.

Und regelmäßig treffen sich dort auch Menschen, gerade weil sie Nachbarn sind. Gestern angeklagt: die Tochter eines Mannes, der einen solchen Nachbarn hat, mit dem er im September zum Gericht geladen war. Vor dem Saal soll die Tochter den Nachbarn böse angeguckt und gesagt haben: "Du bist so gut wie tot." Sie sagt, sie habe nur gesagt: "Tach, Herr Nachbar, lass meinen Vater in Ruhe." Kann sein, dass das böse geklungen habe. Aber sie habe gedacht, sie könne damit Frieden stiften, im seit Jahren schwelenden Nachbarschaftsstreit.

Der Nachbar ist als Zeuge geladen. Erzählt, dass die Blondine auch gesagt habe, dass sie ihm gleich "in die Fresse" haut. Wird von der Richterin immer wieder ermahnt, nicht abzuschweifen. Denn lieber noch erzählt er vom Vater der Angeklagten, über dessen angebliche Störungen des Mietshausfriedens in Rath er Protokoll führt. Dass die Hausverwaltung dem Nachbarn inzwischen die Räumungsklage geschickt hat, macht ihn sichtlich stolz. Und die Tochter, die habe schon am Tag vor jener Verhandlung ihm durch den Türspion den Mittelfinger gezeigt und gedroht.

Ein weiterer Nachbar bestätigt im Zeugenstand die Drohung im Gerichtsflur. Die habe er im Vorbeigehen genau gehört, sagt er. Mehrfach muss die Richterin ihre Fragen wiederholen - der 79-Jährige hört sehr schlecht. Im September, beteuert er, seien die Ohren noch besser gewesen.

Der Prozess ist kurz. Die Richterin sieht "starken Belastungseifer" bei den Zeugen, die Staatsanwältin Widersprüche. Beide sind für Freispruch. Die Angeklagte natürlich auch. Tut ihr leid, wenn die gut gemeinten Worte drohend gelungen haben, sagt sie noch. Und stürmt triumphierend aus dem Saal.

(RP)
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