Düsseldorf Nachlass von Film-Diva wird versteigert

Düsseldorf · Fotos, Kleider und Möbel von Luise Rainer kommen unter den Hammer. Sie erlauben Einblicke ins Leben der Oscar-Gewinnerin.

 Rainers Kopfschmuck für die Hochzeit (1945) ist ab 300 Dollar zu haben.

Rainers Kopfschmuck für die Hochzeit (1945) ist ab 300 Dollar zu haben.

Foto: Julien's

Auf ihre beiden Oscars war Luise Rainer in späteren Jahren nicht besonders stolz. Den zweiten, den sie im Jahr 1938 erhalten hatte, soll die Schauspielerin viele Jahre später bei einem Umzug an Möbelpacker verschenkt haben. Die goldene Figur sah sowieso nicht mehr gut aus, so erzählt man sich zumindest: Luise Rainer soll sie als Türstopper benutzt haben.

Die beiden Trophäen gehören folglich nicht zu den Exponaten, die jetzt im Auktionshaus Julien's in Beverly Hills unter den Hammer kommen. Dafür aber vieles andere aus dem Nachlass der einzigen deutschen Schauspielerin, die den begehrtesten Filmpreis gewann (und das gleich doppelt). Sie wurde in Düsseldorf geboren und starb wenige Tage vor ihrem 105. Geburtstag am 30. Dezember 2014 in London, wo sie zuletzt gelebt hatte. Ihre Tochter lässt große Teile ihres Besitzes nun versteigern.

Es sind einige Schätzchen für Filmfans darunter, wie man auch im Düsseldorfer Film-Museum registriert hat. Dort hält man das Andenken an Rainer wach und erinnert mit einem Stern im Boden vor dem Eingang an sie. "Wir verfolgen die Auktion mit großem Interesse und werden vielleicht mitbieten", sagt Leiter Bernd Desinger.

 Die Schauspielerin hatte einen Sinn für hochwertige Möbel und für Kunst. Fast ihr gesamter Besitz steht nun zur Versteigerung.

Die Schauspielerin hatte einen Sinn für hochwertige Möbel und für Kunst. Fast ihr gesamter Besitz steht nun zur Versteigerung.

Foto: Julien's

Zu erstehen gibt es unter anderem den "Motion Picture Critics Award" aus Gold, den Rainer 1937 für "The Great Ziegfeld" erhalten hatte, den Film, für den sie auch den ersten Oscar erhielt. Einstiegspreis: 4000-6000 Dollar. Zur Versteigerung stehen auch historische Kleider, so wie das schwarze Cape, in dem sie ein Jahr später zur zweiten Oscar-Verleihung erschien (ab 400 Dollar). Bemerkenswert sind auch Sammlungen von Fotos, unter anderem eine mit Bildern von Luise Rainer und Albert Einstein, mit dem sie zum Ärger ihres ersten Ehemanns kräftig geflirtet haben soll.

 Luise Rainer bei der Oscar-Verleihung 1937. Das Cape, in dem sie den Preis entgegennahm, lässt sich nun ersteigern. Die Oscar-Figur soll sie verschenkt haben.

Luise Rainer bei der Oscar-Verleihung 1937. Das Cape, in dem sie den Preis entgegennahm, lässt sich nun ersteigern. Die Oscar-Figur soll sie verschenkt haben.

Foto: Julien's

Die heute fast vergessene Karriere der Schauspielerin war steil, aber kurz. Sie hatte in Düsseldorf bei Louise Dumont und Gustav Lindemann ihr Handwerk gelernt, war über mehrere Umwege in der großen Filmwelt in den USA gelandet, wurde zur gefeierten Neuentdeckung - und kehrte Hollywood bald den Rücken. Ob das an ausbleibenden Angeboten lag oder sie die Filmfabrik leid war, ist unklar. Rainer sprach jedenfalls wenig positiv von dieser Zeit, obwohl sie mit Legenden wie Charlie Chaplin, George Gershwin oder Greta Garbo verkehrt hatte. Sie habe in Hollywood kein einziges geistreiches Gespräch geführt, sagte sie später.

Als Schauspielerin arbeitete sie später kaum noch. Für Kunst und Kultur hatte sie aber weiter einen Sinn, wie der Auktionskatalog zeigt. Nach ihrer Hochzeit mit dem Verleger Robert Knittel lebte sie in großbürgerlichen Verhältnissen in der Schweiz - und stellte über die Jahre eine ansehnliche Sammlung aus Antiquitäten und Kunstwerken, Tafelsilber, Geschirr und anderen schönen und teuren Dingen zusammen. Sie suchen jetzt noch bis zum 1. Oktober nach neuen Liebhabern.

(arl)
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