Klaudia Zepuntke Neue Bürgermeisterin will Ehrenamt stärken

Düsseldorf · Die Sozialdemokratin spricht über die Vorzüge des neuen Postens und über das, was die Lebensqualität in Düsseldorf ausmacht.

 Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke will das Ehrenamt stärken.

Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke will das Ehrenamt stärken.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Sie sind also der Ersatz für die bisherige SPD-Bürgermeisterin Gudrun Hock?

Zepuntke So würde ich das nicht sehen. Ich bin ihre Nachfolgerin. Das trifft es besser.

Waren Sie selbst auch überrascht, als Sie gefragt wurden, ob Sie Bürgermeisterin werden wollen?

Zepuntke Na klar. Thomas Geisel und Andreas Rimkus haben mich nach der Stichwahl gefragt. Das war vollkommen überraschend für mich. Aber nach dieser Wahl hat es ja eine ganz besondere Dynamik gegeben. Plötzlich mussten so viele Aufgaben verteilt werden.

Was glauben Sie, hat die beiden dazu bewogen, Sie auszuwählen?

Zepuntke Ich glaube, ich bin komplementär zu Geisel. Das heißt: Wir können uns gut ergänzen in unterschiedlichen Aufgaben.

Kannten Sie den zukünftigen OB denn vorher schon?

Zepuntke Nein, ich habe ihn auch erst kennengelernt, als er sich als Kandidat vorgestellt hat.

Direkte Frage: Wie wollen Sie es mit dem Dienstwagen halten?

Zepuntke (lacht) Das ist echt eine gute Frage. Und ich habe mir schon wirklich Gedanken gemacht - zumal ich ja auch schon einige Repräsentations-Termine hatte. Also: Wenn ich viele Termine habe, wenn ich aus meiner Arbeit an der Grafenberger Allee schnell irgendwo hin muss, dann werde ich sicher den Dienstwagen in Anspruch nehmen.

Welche Vorteile hat ein solches Auto?

zepuntke Ich kann mich dann zum Beispiel vor einem Termin vorbereiten und mich einlesen. Oder ich werde direkt - auch bei Regen und Schnee - zu dem Termin vorgefahren. Ich glaube, diesen Service werde ich nutzen und brauchen. Obwohl: Eigentlich wird mir im Auto übel. So richtig gut vertrage ich Autofahren nicht. Außerdem kennt mich keiner mit Auto. Bis jetzt erledige ich alles mit dem Fahrrad.

Ihre beiden Kollegen sind da nicht so einig. Günter Karen-Jungen will auch Rad oder Elektromobil fahren, Friedrich Conzen freut sich, dass er mit Hilfe seines Dienstwagens keinen Parkplatz suchen muss.

Zepuntke Jeder soll es so machen, wie er will.

Noch können Sie das Wort "genießen" mit Ihrem neuen Posten der Bürgermeisterin verbinden ...

Zepuntke Genau: Ich genieße dieses Gefühl wirklich. Es ist echt toll.

Sie sagten, Sie hatten schon einige Bürgermeister-Termine. Wie war es, ins kalte Wasser geworfen zu werden?

Zepuntke Mein überhaupt erster Termin war in Hamm. Ich war nervös, aber ich glaube, es hat keiner gemerkt. Dann habe ich die Siegerehrung beim Triathlon übernommen. Großartige Veranstaltung.

Was glauben Sie: Werden Sie viele Termine machen?

Zepuntke Darüber müssen wir vier uns ja noch verständigen. Ich gehe davon aus, dass Thomas Geisel viele Einladungen bekommt und diese dann zu uns durchgereicht werden.

Haben Sie schon einige im Kalender?

zepuntke (strahlt) Ja, einen ganz Besonderen. Ich bin gefragt worden, ob ich - wie auch sonst - die Weihnachtsfeier der alleinstehenden Frauen Heiligabend besuchen könnte. Das mache ich natürlich auch als Bürgermeisterin. Jetzt geht es aber erst in den Urlaub. Ich weiß aber, dass auf mich Karnevalssitzungen, Schützenfeste, 100. Geburtstage oder Vereinsjubiläen zukommen werden. Das ist doch klasse!

Zu Ihrem Bürgermeisterinnen-Alltag gehört doch sicher auch ein eigenes Büro im Rathaus. Wie fühlt sich das an?

Zepuntke Das gehört auch in die Abteilung "Genuss". Ich habe das frühere Büro von Gudrun Hock an der Zollstraße mit einem eigenen Referenten übernommen. Und wenn ich von da aus einen Blick auf den Rhein erhaschen kann, ist das ein schöner Moment.

Was ist für Sie das Schönste an der neuen Aufgabe?

Zepuntke Das, was ich immer schon gerne gemacht habe: den Kontakt zu den Menschen zu pflegen. Ich möchte zum Beispiel Ehrenamt stärken und in den Mittelpunkt stellen. Ich merke das immer wieder im Stadtteil: Wir sind hier nicht anonym, sondern kennen uns. Und genau das macht die Lebensqualität in Düsseldorf aus.

Sie sind jetzt 50 Jahre alt und im Vergleich zu den beiden 68 und 69 Jahre alten Bürgermeister-Kollegen relativ jung. Glauben Sie, dass Sie mit 68 immer noch Bürgermeisterin sein wollen oder sein werden?

Zepuntke Ich kann es mir nur schwer vorstellen. Ich habe noch so viele andere Dinge vor, würde gerne mehr Klavier spielen, muss mich ja auch um meine Bienenstöcke und den geliebten Kleingarten kümmern, würde gerne mehr ins Theater gehen...

Das klingt nach vielen Plänen, die offenbar nichts mit der SPD-Politik von Düsseldorf zu tun haben...

Zepuntke Ich bin der festen Meinung, dass man auch im Alter von 68 voller Tatendrang und Ziele sein kann. Das muss nicht immer der Job eines Bürgermeisters sein. Aber natürlich mache ich den jetzt erst einmal die nächsten Jahre mit vollem Einsatz - und dann gucken wir einfach mal weiter. Vielleicht will ich mich ja nach Jahren als öffentliche Person auch mal wieder zurückziehen.

Sind denn die beiden anderen - etwas älteren - Bürgermeister der richtige Weg, um Politik zu verjüngen, um Kommunalpolitik für Jüngere attraktiv zu machen?

Zepuntke Ich finde, dass wir drei so eine gute Mischung sind. Ob es richtig ist, dass nur eine Frau vertreten ist oder jemand mit Migrationshintergrund nicht abgebildet ist - all das kann man sicher diskutieren.

Sie arbeiten bei der evangelischen Matthäi-Kirche im Pestalozzihaus, sind dort 25 Stunden pro Woche beschäftigt. Wie ist diese Arbeit mit der neuen Aufgabe zu vereinbaren?

Zepuntke Sehr gut. Ich habe einen tollen Arbeitgeber, und Pfarrer Peter Andersen hat mir schon zugesichert, dass er mich unterstützen will. Ich kann auch meine Arbeitszeit auf 19,5 Stunden reduzieren, so dass ich demnächst alle Termine annehmen kann.

Darüber hinaus sind Sie auch politisch aktiv als Ratsfrau...

zepuntke Genau. Ich bin im Ausschuss Gesundheit und Soziales, im Rechnungsprüfungsausschuss, im Haupt- und Finanzausschuss, im Ausschuss für öffentliche Einrichtungen - das sind viele Termine übers Jahr gesehen.

Und Sie haben noch ein Privatleben...

Zepuntke Die Kinder sind groß und gehen ihre eigenen Wege. Mein Mann Lutz steht zu 100 Prozent an meiner Seite, kommt sicher das ein oder andere Mal mit zu Terminen, hat aber auch seinen Job bei der Bezirksregierung. Dann bin ich Imkerin mit vielen Bienenstöcken, und dann wollen wir ja auch noch unseren Kleingarten nutzen...

ANKE KRONEMEYER STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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