Soll Düsseldorf sich bewerben? Neue Debatte um Olympia am Rhein

Düsseldorf · Oberbürgermeister Thomas Geisel plädiert für eine Entscheidung über eine mögliche erneute Olympia-Bewerbung nach der Tour de France im nächsten Jahr. Die Reaktionen in den Ratsfraktionen sind sehr unterschiedlich. Die FDP ist dafür, die Grünen lehnen ab.

 Der 12. April 2003 war der Tag der Entscheidung über die Bewerbung Düsseldorfs und der Rhein-Ruhr-Region für Olympia 2012. Der Zuschlag blieb aus.

Der 12. April 2003 war der Tag der Entscheidung über die Bewerbung Düsseldorfs und der Rhein-Ruhr-Region für Olympia 2012. Der Zuschlag blieb aus.

Foto: Krebs, Andreas

Heute fliegt Oberbürgermeister Thomas Geisel zu den Olympischen nach Rio de Janeiro, unter anderem besucht er das von der Düsseldorfer Messe organisierte Deutsche Haus, in dem sich Athleten, Sponsoren und Politiker treffen. Vielleicht sammelt er auch Eindrücke, die eine Entscheidungshilfe sein können. Im nächsten Jahr, wenn in Düsseldorf die Tischtennis-Weltmeisterschaft und der Grand Départ stattgefunden haben, will Geisel überlegen, ob sich Düsseldorf und die Rhein-Ruhr-Region wieder für olympische Spiele bewerben sollen. Möglich wäre das für 2028.

Geisel hat noch keine eindeutige Meinung, er sieht Chancen, aber auch Risiken. Der Sport müsse sauberer und die Menschen einbezogen werden. Mit Blick auf die nicht zustande gekommene Bewerbung Hamburgs spricht er von der Skepsis gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Andererseits sieht Geisel für die Modernisierung und den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur große Chancen. Eine ÖPNV-Brücke zwischen dem Niederrhein und dem Düsseldorfer Norden mit Messe und Flughafen sei nur ein Beispiel.

Angela Erwin, Vize-Vorsitzende der Düsseldorfer CDU, würde eine Bewerbung Düsseldorfs und der Region begrüßen. Ihr Vater, Joachim Erwin, hatte das 2003 als Oberbürgermeister forciert - für Deutschland zog dann Leipzig ins Rennen, wurde aber früh aussortiert. Ausgetragen wurden die Spiele 2012 schließlich in London. "Ich kann mich noch gut an die Euphorie erinnern, die damals herrschte", sagt Erwin. Die Region Rhein-Ruhr habe damals eng zusammengearbeitet und die Chance erkannt, gemeinsam für Olympia zu kämpfen. Den Vorstoß des Sportmanagers Michael Mronz, dem früheren Lebenspartner von Guido Westerwelle, für eine Olympia-Bewerbung finde sie persönlich klasse. "Die Sport-Infrastruktur ist in der Rhein-Ruhr-Region da", sagt Erwin, wichtig sei allerdings der Rückhalt der Bevölkerung.

Den zweifelt Stefan Wiedon, Sportpolitiker der CDU-Fraktion, allerdings an. Die Volksabstimmungen gegen Olympia in Hamburg und München hätten gezeigt, dass die Begeisterung in den westlichen Staaten für Olympia nicht mehr allzu groß sei. "Die Menschen haben andere Sorgen, die Zeit ist dafür nicht reif", sagt Wiedon. Zudem gebe es die Schwierigkeit, dass jede Stadt der Bewerberregion abstimmen lassen müsste: "Und was ist, wenn eine anders abstimmt als die andere?"

Der Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion war damals von der Olympia-Bewerbung begeistert. "Ich fand es grandios, dass sich eine ganze Region hinter diese Idee stellt", sagt Markus Raub. NRW habe mit seiner Kompaktheit ein Prä in einem solche Verfahren. Für ihn komme es darauf an, dass sich alle einig seien: die Region, das Land, der Bund - und natürlich der Deutsche Olympische Sportbund (DSOB). Diese Einigkeit sehe er bislang nicht, deswegen sei eine Bewerbung für ihn kein aktuelles politisches Thema. Noch härter urteilt Norbert Czerwinski (Grüne): "Mit diesem Olympischen Komitee nicht."

Volle Unterstützung für die Bewerbungsidee gibt es hingegen bei den Liberalen im Rathaus: "Wenn die Stadt Gelegenheit dazu hat, sollte sie zugreifen", sagt Manfred Neuenhaus (FDP). Olympische Spiele könnten einen "sagenhaften Schub und Düsseldorf auf den Spitzenplatz in Deutschland" bringen. Anders als bei dem Start der Tour de France, den die FDP nach wie vor ablehnt, habe Olympia bei der Infrastruktur nachhaltige Effekte auf den Austragungsort, "das hält mindestens 30 Jahre, ist also gut investiertes Geld", so der Liberale. Gerade bei einer Stadt wie Düsseldorf, die wachse und immer beliebter werde, sei das wichtig.

(RP)
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