Hautkrankheit in Düsseldorf Neue Fälle von Krätze in Schulen und Kitas

Düsseldorf · Die Entwarnung im Januar kam zu früh. Erneut ist die Hautkrankheit Krätze in Angermund ausgebrochen. Fünf Fälle sind bislang gemeldet. Das Gesundheitsamt hat ein "Ausbruchsteam" gegründet, das die Entwicklung beobachtet.

 Die Mutter eines betroffenen Kindes mit einem Info-Schreiben. Sie wünscht sich Transparenz und hofft, "dass nichts unter der Decke bleibt".

Die Mutter eines betroffenen Kindes mit einem Info-Schreiben. Sie wünscht sich Transparenz und hofft, "dass nichts unter der Decke bleibt".

Foto: H.-J. Bauer

Über das erneute Auftreten der ansteckenden Infektionskrankheit hat das Gesundheitsamt am Mittwoch sämtliche Kitas und Schulen in den Stadtbezirken 5 und 6 informiert. "Ungewöhnlich", nennt Gesundheitsamtsleiter Klaus Göbels die Neuauflage. "Ein Kollege, der lange in diesem Amt arbeitet, hatte Krätze als Krankheit schon fast vergessen. Jetzt ist sie wieder da", sagt der Fachmann. Fünf Fälle wurden bis Mittwoch offiziell aus den dazu verpflichteten Gemeinschaftseinrichtungen gemeldet.

Darunter befinden sich die Kita St. Agnes sowie die Friedrich-von-Spee-Schule. Sie haben inzwischen die Eltern informiert. Schließen möchte das Gesundheitsamt diese und andere Einrichtungen nicht. "Bei der Art der Fälle und der bislang bekannten Größenordnung ist das weder nötig noch zielführend", sagt Göbels.

Besorgt ist Michaela M. (Name geändert) trotzdem. Ihr dreijähriger Sohn hat die von Milben verursachte Krankheit mit nach Hause gebracht. Inzwischen haben sich auch ihr Mann sowie die Großeltern angesteckt. "Es gibt Rötungen und es juckt. Ist doch ekelhaft sich vorzustellen, dass kleine Milben sich durch die Haut bohren und dabei noch Eier ablegen", sagt die Mutter mit Blick auf den Krankheitsverlauf.

Sigrid Selzener-Rühlow, Leiterin der Kita St. Agnes, setzt bei dem sensiblen Thema vor allem auf Transparenz. Im Flur und vor den Gruppen der Einrichtung hängt eine Information über die Krankheit und ihre Behandlung. "Außerdem habe ich die Eltern nicht per Brief angeschrieben, sondern per E-Mail informiert. Das geht schneller." Von einer Schließung hält die erfahrene Diplom-Sozialarbeiterin nichts. "Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Milben-Kontakt und ersten Hauterscheinungen, beträgt laut Experten drei bis sechs Wochen. Da ist es nicht sinnvoll, die Kita bloß für wenige Tage oder eine Woche zu schließen. Es müssten sechs Wochen sein — das wiederum würde zahlreiche Eltern vor kaum lösbare organisatorische Probleme stellen."

Eine Möglichkeit, die weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, biete das Heizen am Wochenende. "In leeren Räumen reicht es aus, zwei Tage auf mehr als 21 Grad zu heizen, um die im Zimmer befindlichen Milben zum Absterben zu bringen", sagt Selzener-Rühlow. Warum ihre Kita betroffen ist, kann sie nicht sagen. "Bei der Häufung der Krätze-Fälle in Angermund im vergangenen Jahr waren wir nicht dabei."

Beruhigend für die Eltern: In aller Regel verläuft die Krätze harmlos und ist gut behandelbar. Meist helfen Salben gegen Rötungen, Blasen und Quaddeln sowie gegen den Juckreiz. Entscheidend ist der Gang zum Hautarzt. Nicht selten ähneln die Anzeichen auf den ersten Blick denen einer Neurodermitis oder Allergie. "Mit schlechter Hygiene, wie landläufig angenommen, hat die Krätze meist nichts zu tun", sagt Göbels. Dass die Infektion in ärmeren Ländern häufiger auftrete, liege am besonders engen Zusammenleben der Menschen. So seien in einigen Gegenden Afrikas bis zu 30 Prozent der Bevölkerung von der Parasiten-Erkrankung betroffen.

Bereits Ende November sowie im Dezember war es zu einer Häufung von Infektionen im Stadtnorden gekommen. 50 Betroffene hatte es seinerzeit gegeben. Nach Neujahr war kein weiterer Fall mehr gemeldet worden. Ist ein erneuter Ausbruch nach so kurzer Zeit normal? "Nein, das ist er nicht. Trotzdem glaube ich nicht, dass es einen Zusammenhang mit der Häufung im vergangenen Dezember gibt", sagt Amtsleiter Göbels.

(RP)
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