Düsseldorf Neue Konzepte für Senioren in der City

Düsseldorf · In zwei Wohnbereichen nahe des Bahnhofs wollen Stadt und Diakonie andere Formen der Altenarbeit erproben. Bislang fehlt dort eine eigene Identität als Viertel, es gibt vergleichsweise wenige Treffpunkte.

 Neele Behler (l.) und Dörte Kiel richten im "Kirchenfenster" an der Gerresheimer Straße ihr Projektbüro ein. Uwe Bähr zählt zu den Senioren, die davon profitieren sollen.

Neele Behler (l.) und Dörte Kiel richten im "Kirchenfenster" an der Gerresheimer Straße ihr Projektbüro ein. Uwe Bähr zählt zu den Senioren, die davon profitieren sollen.

Foto: Andreas Bretz

Beim Thema Senioren, die zwischen Berliner Allee und Hauptbahnhof leben, fällt die Bestandsaufnahme der Stadt selbstkritisch aus. "Im Vergleich zeigt sich, dass diese rund 2750 Senioren auf keine ausreichende altengerechte Infrastruktur zurückgreifen können", sagt Stadtdirektor und Sozialdezernent Burkhard Hintzsche. Das soll sich in den kommenden zwei Jahren ändern. Seit Jahresbeginn fallen die beiden Sozialräume "Am Bahnhof" und "Stadtmitte" in den landesweiten Masterplan "Altengerechte Quartiere NRW". Rund 126.000 Euro stehen für das Düsseldorfer Projekt zur Verfügung. Gut die Hälfte dieser Summe kommt vom Land, fast 48.000 Euro steuert die Stadt bei. Der Eigenanteil der Diakonie beläuft sich laut Rathaus auf knapp 11.000 Euro.

Zu den Menschen, die von dem Projekt profitieren sollen, zählt Uwe Bähr. Er nutzt eines der wenigen Angebote im Quartier, ist froh, wenn er sich bei einem Mittagessen einmal mit anderen aus seiner Altersgruppe austauschen kann. Regelmäßig kommt der Senior an die Gerresheimer Straße ins "Kirchenfenster". Das Ladenlokal ist ein Angebot der evangelischen Johanneskirchengemeinde.

"Ein Zentrum plus wie in vielen anderen Stadtteilen gibt es hier nicht", sagt Neele Behler. Die 33-Jährige hat Kulturanthropologie studiert. Gemeinsam mit Gemeindepädagogin Dörte Kiel soll sie - unterstützt von Wissenschaftlern der Hochschule Düsseldorf - das Projekt in den kommenden Monaten mit Leben füllen. "Ein Frühstück im Hotel, eine Zusammenkunft am Kiosk, Begegnungen in Galerien und in Geschäften oder einfach nur ein Stuhl zum Hinsetzen mitten auf einem Platz - der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt", sagt Behler. Der Leitgedanke über all dem laute: Teilhabe. "Wir wollen mit unserer Arbeit die Straße für unsere Ansprechpartner zurückerobern, gerade auch jene ansprechen, die sich nicht schon in einer Kirchengemeinde oder vergleichbaren Strukturen gut aufgehoben fühlen", erläutert die 33-Jährige. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den Migranten. Deren Anteil liegt in den beiden Sozialräumen mit 41,9 sowie 34,7 deutlich über dem städtischen Schnitt von 18,6 Prozent.

Seniorenrätin Marlene Utke (69), die sich besonders um den Stadtbezirk 1 kümmert, findet das Projekt wichtig. "Viele ältere Zuwanderer leben in eigenen Strukturen. Dabei spielt häufig die Großfamilie eine entscheidende Rolle." Um so wichtiger sei es, dass es darüber hinaus eine Ansprache von außen gebe, sagt die pensionierte Sozialarbeiterin. Dass sich was ändern muss, weiß die Seniorenrätin. Einiges habe sich Richtung Altstadt verlagert, "die Wege für Senioren aus der City und vom Bahnhof sind einfach weiter geworden".

Bei guten Ideen wollen es die Projektbetreuerinnen freilich nicht belassen. Im März startet die Zusammenarbeit mit Reinhold Knopp, Professor an der Hochschule Düsseldorf. Von November an werden "Lotsen" und "Quartierskümmerer" qualifiziert. In insgesamt drei Quartierswerkstätten kommt die geleistete Arbeit auf den Prüfstand. "Wir werden die wenigen Angebote zur Beratung oder Freizeitgestaltung bekannter machen und neue Formen der Begegnung schaffen. Schön wäre, wenn bald mehr Senioren von ihrem ,Viertel' sprechen würden", sagt Behler.

(jj)
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