Kunstberater aus Düsseldorf Neue Strafanzeige gegen Helge Achenbach

Essen/Mönchengladbach · Die bekannte Mönchengladbacher Familie Viehof scheint nun auch zu den Opfern des Kunstberaters Helge Achenbach zu gehören. Sie erstattete Anzeige gegen ihn - es geht um Kunstwerke von Georg Baselitz.

Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach
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Foto: Endermann, Andreas

Die Affäre um den wegen Betrugsverdachts in Untersuchungshaft sitzenden Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach zieht weitere Kreise. Nachdem die in Essen lebende Aldi-Erbin Babette Albrecht bereits vor vielen Wochen Strafanzeige wegen Betrugs bei der Vermittlung von Kunstwerken und Oldtimern gestellt hatte und die Staatsanwaltschaft Essen auch den Milliardenerben Christoph Boehringer als mutmaßlich in Millionenhöhe Betrogenen ansieht, hat nun auch die Mönchengladbacher Unternehmerfamilie Viehof Strafanzeige erstattet. "Wir haben einige Geschäfte unserer Firma Vibro Art geprüft und vergangene Woche Strafanzeige gegen Helge Achenbach gestellt", erklärte Eugen Viehof als einer der vier Viehof-Brüder. Es gehe um einen Schaden von rund einer Million Euro.

Die Staatsanwaltschaft Essen bestätigte dazu, ein weiterer Betroffener habe eine Strafanzeige gegen Achenbach gestellt, einen zusätzlichen Betroffenen habe sie dank ausgiebiger Ermittlungen selbst kenntlich gemacht; das "Handelsblatt" berichtete teilweise über die Vorgänge.

Insgesamt geht es darum, dass der bundesweit bekannte Kunstberater Achenbach nach Auffassung der Staatsanwaltschaft Rechnungen von Kunstwerken, die er für wohlhabende Käufer erwarb, mit einem überhöht angegebenen Kaufpreis weitergab, um die vereinbarten festen Provisionen heimlich aufzustocken - als möglicher Schaden stehen allein bei Familie Albrecht 20 Millionen Euro im Raum. Achenbach bestreitet alle Vorwürfe über seinen Sprecher.

Dabei hat der neue Vorgang doppeltes Gewicht: Erstens wird für den seit dem 11. Juni inhaftierten Helge Achenbach eine Anklage vor Gericht wegen Betrugs immer wahrscheinlicher: Da es nun bereits vier Kunstkäufer gibt, denen Achenbach nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft zu hohe Rechnungen ausstellte, bricht seine Schutzbehauptung beim vermuteten Betrug zu Lasten des verstorbenen Berthold Albrecht zusammen: "Wenn es drei lebende Betroffene gibt, deren Rechnungen anscheinend ohne ihr Wissen von Achenbach frisiert wurden", heißt es in informierten Kreisen, "wird immer unglaubwürdiger, dass der ja leider gestorbene Berthold Albrecht dem Manipulieren der Rechnungen zugestimmt hatte."

Zweitens wird mit den neuen Erkenntnissen auch die bekannte Rheingold-Sammlung nun noch viel stärker in die Affäre gezogen als bisher: Bei den Kunstwerken, die Achenbach mit einem heimlichen Aufschlag an die Viehof-Brüder verkauft haben soll, geht es um Werke von Georg Baselitz, die diese über ihre Kunstfirma Vibro Art erwarben. Konkret handelt es sich um 58 Aquarelle und sieben Gemälde aus Baselitz' "Remis"-Komplex, die die Viehof-Brüder dann über Rheingold der Wiener Albertina bis 2022 als Leihgabe überließen.

Die große Frage ist nun, ob auch bei Rheingold untergebrachte Kunstwerke von Achenbach unter fragwürdigen Umständen gekauft wurden. Er war Geschäftsführer der Stiftung und kümmerte sich im Auftrag der anderen Mitinhaber - das sind die Familie Viehof und die Düsseldorfer Unternehmerfamilie Droege - um wichtige Einkäufe.

Dabei wurden erworbene Kunstwerke zwar der Stiftung Rheingold angegliedert, doch sie blieben Eigentum der Käuferfamilien. "Bis Ende 2013 gekaufte Kunstwerke sind bei Rheingold den jeweiligen Eigentümern zugeordnet gewesen", heißt es dazu aus dem Kreis der Eigentümer von Rheingold. Das Misstrauen gegenüber Achenbach ist groß. Die Geschäftsführung der Stiftung musste er abgeben. Ende Juli hatte Rheingold-Beirat Hedda im Brahm-Droege berichtet, dass es zwischen Februar und Mai 2014 zu direkten Auszahlungen vom Rheingold-Konto an eine Achenbach-Firma kam. Dabei seien 485 000 Euro "ohne Kenntnis der übrigen Gesellschafter und ohne Kenntnis des konkreten Verwendungszwecks überwiesen worden".

Nun untersuchen Wirtschaftsprüfer den Vorgang. Sie nehmen insbesondere alle über Achenbach abgewickelten Käufe von Kunstwerken unter die Lupe. Problem ist dabei allerdings, dass die Staatsanwaltschaft Essen viele wichtige Unterlagen von Achenbach beschlagnahmt hat. Doch die Viehofs wollen nicht lockerlassen: "Wir müssen uns alle Transaktionen genau anschauen", sagt Eugen Viehof, auch Beirat von Rheingold.

(RP)
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