Düsseldorf Neue Uni-Rektorin Anja Steinbeck ist für Frauenquote

Düsseldorf · Anja Steinbeck ist Jura-Professorin und Prorektorin der Kölner Universität, die 47-Jährige leitet ein Institut für Urheberrecht und gewerblichen Rechtsschutz, ist Richterin am Oberlandesgericht. Am 13. Mai soll sie gewählt werden.

2013: Erstsemester starten an der Düsseldorfer Uni
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In Düsseldorf ist Anja Steinbeck eine unbekannte Person. Das ändert sich jetzt, denn die 47-Jährige soll nach dem Willen der Findungskommission der Heinrich-Heine-Universität neue Rektorin der Hochschule werden.

Wer ist Anja Steinbeck beruflich? Die Juristin führt in beruflicher Hinsicht ein Doppelleben. Sie ist Richterin am Senat des Kölner Oberlandesgerichts (OLG) für Wettbewerbs-, Marken- und Urheberrecht. An der Kölner Universität wurde sie bereits 34-jährig Lehrstuhlinhaberin, lehrt Bürgerliches, Handels- und Gesellschaftsrecht sowie Gewerblichen Rechtsschutz. Zudem leitet sie ein juristisches Institut für Gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht.

Und privat? Sie ist in Bitburg geboren und ist mit dem Wirtschaftsanwalt Thomas Menke verheiratet. Steinbeck ist zweifache Mutter, die Kinder kamen vor und nach der Habilitation 1998 zur Welt. Am Wochenende und abends zu arbeiten, wenn die Kinder im Bett sind, war für sie der anstrengende Normalfall.

Was befähigt Anja Steinbeck zur Hochschulleitung? Die Findungskommission hatte einen Headhunter eingesetzt. Der hielt Anja Steinbeck auch für qualifiziert, weil sie seit gut drei Jahren Prorektorin der Kölner Universität ist. Sie ist in dieser Funktion in die Gesamtsteuerung der Hochschule eingebunden. Zuständig ist sie für die Bereiche Planung, Finanzen und Gender (soziale Geschlechtsmerkmale).

Wie äußert sie sich öffentlich? Die Juristin hat juristische Fachbücher veröffentlicht oder sich an ihnen beteiligt, aber für ein breiteres Interesse sorgt ihre Gender-Zuständigkeit, die rasch zu Interviewanfragen führte. Sie sprach sich Journalisten gegenüber unter anderem für die Einführung einer flexiblen Frauenquote aus, beispielsweise 30 Prozent bei Jura-Professorinnen, wenn der Frauenanteil unter den Habilitanden ebenfalls bei einem Drittel liegt. Sie bekannte gegenüber dem Portal career-woman.org: "Wenn sie mich mit 25 gefragt hätten, ob wir eine Quote brauchen, hätte ich das vehement verneint. Jetzt bin ich Befürworterin, obwohl ich es ohne Quote geschafft habe. Ich sehe die Quote so lange als Türöffner, wie es immer noch mittelmäßige Männer gibt, die top Frauen rechts überholen."

Gibt es bereits Reaktionen? Die Nachricht, dass Anja Steinbeck das Rektorenamt an der Heine-Uni übernehmen soll, überrascht allseits. Ihre Vita beeindruckt, aber die meisten Gesprächspartner aus Politik und Wirtschaft halten sich in diesem frühen Stadium mit Kommentaren zurück und wollen die Wahlversammlung am 13. Mai abwarten. Die Kandidatin selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen - sie hat diese Woche vorlesungsfrei und hat sich in den Osterurlaub verabschiedet.

Wie ist die Stimmung an der Universität? Die Situation ist ein Ausnahmefall. Es wird darüber diskutiert, dass der noch für sechs Monate amtierende Rektor Hans Michael Piper nichts davon wusste, dass man seit Monaten mit professioneller Hilfe nach Alternativen für die Spitzenposition suchte.

Teile des Senates, in dem neben Professoren auch akademische Mitarbeiter, Studierende und Mitarbeiter sitzen, sowie offenbar die Mehrheit des Hochschulrats wollten eine Neubesetzung. Dabei spielte die strategische Neuausrichtung eine Rolle, die auf Netzwerken und Mittelbeschaffung ausgerichtet ist. Hier müssen die Mitglieder des Rates, der von OLG-Präsidentin Anne-José Paulsen geführt wird und prominente Mitglieder wie Simone Bagel-Trah (Henkel) und Patrick Schwarz-Schütte hat, eine treibende Rolle gespielt haben. Die Defizite Hans Michael Pipers in der Kommunikation und im persönlichen Miteinander werden jedoch ebenfalls immer wieder betont.

(RP)
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