Düsseldorf Neuer Leiter für Schatzkammer der Uni
Düsseldorf · Julius Leonhard kümmert sich um das beeindruckende Archiv der Heinrich-Heine-Universität: 300 Meter Akten, 6000 Fotos und 50 Nachlässe dokumentieren die Geschichte der Hochschule und das Leben von Persönlichkeiten.
Die grauen Pappkartons im klimatisierten Archiv der Heinrich-Heine-Universität bergen viele Schätze und auch Überraschungen: Unter den tausenden Fotos, Dokumenten, Zeitschriften, Plakaten und Büchern sind das mehr als 100 Jahre alte Matrikelbuch der Medizinischen Akademie (jetzt: Uniklinik) und die Gründungsurkunde der Hochschule, die vor knapp 50 Jahren ausgestellt worden war. Barette ehemaliger Rektoren, Sport-Pokale, Gast-Geschenke ausländischer Hochschulen und Glasplatten mit Bildern, die vor vielen Jahrzehnten in der Lehre des Ärzte-Nachwuchses eingesetzt wurden, lagern in den Regalen. Und ein Entlassungsbescheid, unterzeichnet von Adolf Hitler und Hermann Göring: Denn auch Nachlässe von Persönlichkeiten werden aufbewahrt, darunter den des bekannten jüdischen Ärztepaars Erna Schlossmann (Tochter von Arthur Schlossmann, Gründer der ersten Düsseldorfer Kinderklinik) und Albert Eckstein, das 1935 in die Türkei emigrieren musste.
Julius Leonhard, seit kurzem Leiter des Archivs der Heinrich-Heine-Universität, ist manchmal selber überrascht, wenn er einen der grauen Kartons öffnet. So gibt es zum Beispiel Holz-Kästen mit Glasplatten, die das menschliche Herz darstellen. Sie wurden vor vielen Jahrzehnten in der Lehre eingesetzt. Die meisten Archiv-Anfragen, die Leonhard von Wissenschaftlern erhält, beziehen sich auf den großen Bestand an Lehrmaterialien und Dokumenten aus dem medizinischen Bereich. Aufbewahrt werden auch Vorlesungsverzeichnisse, die einen interessanten Überblick in die Entwicklung der Ärzteausbildung geben.
300 Meter Akten, 6000 Fotos, 800 Plakate, Flyer und Broschüren, 50 Nachlässe sowie andere Gegenstände wie ein Modell vom Rektoratsgebäude lagern in den meterhohen Regalen des Archivs, das nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden kann. Die Geschichte der Hochschule ist mit knapp 50 Jahren zwar nicht sehr lang, doch durch die vielen Nachlässe und die Unterlagen der Medizinischen Akademie ermöglicht das Archiv Einblicke bis ins 19. Jahrhundert. Auch Fotos von Feldlazaretten im Ersten und Zweiten Weltkrieg aus Städten wie Berlin lagern - dank der Nachlässe - in der Uni.
Oft werden Nachlässe und andere Dokumente aus dem Alltag des Uni-Lebens wie Rechnungen und Lehrmaterialien in großen Kartons angeliefert. Nach der Sichtung, sagt Julius Leonhard, blieben oft nur noch wenige Zentimeter an Dokumenten übrig. So werden zum Beispiel auch einige Klausuren für die Nachwelt verwahrt.
Zurzeit bereitet der Archivar eine Ausstellung zum 50-jährigen Bestehen der Heinrich-Heine-Universität im kommenden Jahr vor, die im "Haus der Universität" am Schadowplatz und im Düsseldorfer Rathaus im Sommer/Herbst präsentiert werden soll. In Fotos und Dokumenten soll dann die Entwicklung der Hochschule gezeigt werden. Wie die Hochschule sich zum 40-Jährigen präsentierte, weiß Leonhard: Denn ein Teil der damaligen Ausstellung lagert in seinem Archiv.
Vor seinem Büro hat zwei Erste-Hilfe-Kästen: "Der eine ist für Menschen, die andere für Archiv-Unterlagen", sagt er und lächelt. Im Notfall - zum Beispiel bei einem Brand - könnte er in der großen Box die Schätze des Archivs sicher verstauen und transportieren. Welche er mitnehmen würde? "Das ist eine schwierige Frage", sagt er. Denn alles, was im Archiv gelagert wird, habe einen Wert. Doch die Gründungsurkunde der Uni und einen Teil der Nachlässe würde er auf jeden Fall retten.
