Düsseldorf Neuer Stadtdechant: Warten auf Woelki

Düsseldorf · Der Erzbischof hat sich gestern Nachmittag mit Düsseldorfer Pfarrern getroffen, weil der Kandidat Wolfgang Picken Bedenken ausgelöst hat. Woelki hat anschließend um Bedenkzeit gebeten.

 Wolfgang Picken ist Dechant in Bonn-Bad-Godesberg und könnte neuer Stadtdechant in Düsseldorf werden.

Wolfgang Picken ist Dechant in Bonn-Bad-Godesberg und könnte neuer Stadtdechant in Düsseldorf werden.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Am späten Nachmittag war das Treffen der Düsseldorfer Pfarrer mit ihrem Erzbischof dann beendet. Es hatte knapp zwei Stunden gedauert, und es ging "freundlich und brüderlich zu", wie ein Teilnehmer die Sitzung beschrieb. "Gar nicht wie ein Krisentreffen", fügte er hinzu. Und doch war es das wohl.

Offen hätten die Pfarrer Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ihre Bedenken gegen die Personalie Wolfgang Picken geschildert, Woelki habe zugehört, und versichert, es sei noch nicht entschieden, ob Picken neuer Stadtdechant der Landeshauptstadt werde. "Der Kardinal hat um Bedenkzeit gebeten", hieß es aus der Sitzung. Ein Teilerfolg für die Gegner, meinten interessierte Beobachter, doch der Erzbischof selbst lässt sich alle Optionen offen. So teilte das Bistum gestern auf Anfrage mit, Gespräche und Konsultationen gehörten zum üblichen Ablauf einer Stellenbesetzung.

Der noch amtierende Stadtdechant Rolf Steinhäuser wollte wie die übrigen Teilnehmer nichts über den Inhalt des Gespräches sagen. Allerdings sei es zu "Erkenntnisgewinnen" auf beiden Seiten gekommen. Ein ähnliches "beratendes" Gespräch soll am 7. Juli zwischen dem Erzbischof und dem Düsseldorfer Katholikenrat stattfinden. Danach falle die "autarke" Entscheidung des Erzbischofs, sagte Steinhäuser.

Nach RP-Informationen wenden sich viele gegen die schillernde Persönlichkeit des Priesters. Es soll auch Kräfte geben, die für Picken seien, angesichts des Drucks, den die Gegner ausübten, aber lieber schwiegen. Picken gilt als Macher. In seiner Gemeinde in Bad Godesberg hat er für volle Gotteshäuser und eine schlanke Struktur gesorgt. Manche Pfarrer sehen das durchaus kritisch, wollen lieber in den alten Strukturen verharren und werfen ihm vor, zu sehr in die Öffentlichkeit zu treten. Besonders sein Auftritt als Zelebrant der Christmette, die in der ARD aus der Kirche St. Evergislus in Bad Godesberg übertragen wurde, stößt noch sauer auf. Immerhin ersetzte die Übertragung die der Messe aus Rom.

Auch die Nähe zu Prominenten gefällt nicht allen. In ihnen hat Picken allerdings auch starke Fürsprecher. So bezeichnet ihn etwa der Bonner Staatsrechtslehrer und frühere Richter am Bundesverfassungsgericht, Udo Di Fabio, als "inspirierenden Geistlichen, mitreißenden Organisator und guten Seelsorger". Wenn er predige, sollte man eine halbe Stunde vorher in der Kirche sein, denn das Gotteshaus sei brechend voll - "für mich ein ganz neues Knappheitsproblem in der katholischen Kirche", sagte der Jurist. Ob in der Hospiz-, Kindergarten- oder Jugendarbeit - unter der Leitung von Picken sei ein Schwung in die Pfarreien gekommen, den er, so Di Fabio, vorher nicht für möglich gehalten hätte.

(RP)
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