Interview mit Aufsichtsratsvorsitzendem "Niemand will die Rheinbahn privatisieren"

Düsseldorf · Bei den Wahlen für den Aufsichtsratsvorsitz bei der Rheinbahn fiel SPD-Mann Markus Raub durch, sein Kontrahent Andreas Hartnigk (CDU) führt bis 2014 n das Kontrollgremium. Vier Stimmen aus dem Arbeitnehmerlager für ihn gaben den Ausschlag. RP-Redakteur Jörn Tüffers sprach mit dem stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzenden und Betriebsratsvorsitzenden, Michael Pink.

Interview mit Aufsichtsratsvorsitzendem: "Niemand will die Rheinbahn privatisieren"
Foto: Rheinbahn

In neun von zehn Fällen wählen Arbeitnehmervertreter den SPD-Kandidaten — auch wegen dessen Nähe zu Gewerkschaften. Warum haben Sie und die anderen drei einen CDU-Mann gewählt?

Pink Hartnigk hat durch seine Geradlinigkeit und seine Fachkompetenz überzeugt. Anders als Raub sitzt er im Ordnungs- und Verkehrsausschuss (OVA) und beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Das sind Gremien, die für die Rheinbahn extrem wichtig sind.

Dann war es keine grundsätzliche Entscheidung gegen die SPD, sondern gegen Raub?

Pink Richtig. Wenn die SPD einen geeigneten Kandidaten gehabt hätte, hätte ich ihn gewählt. Der bisherige Vorsitzende Rolf-Jürgen Bräer wäre so einer gewesen — aber den hat die SPD ja selbst demontiert, weil er keine Chance hatte, wieder in den Stadtrat zu kommen.

Hätten Sie Martin Volkenrath gewählt? Der ist ja neuer OVA-Vorsitzender.

Pink Dieser stand nicht zur Wahl.

Sollten Arbeitnehmer im Aufsichtsrat nicht mit einer Stimme sprechen?

Pink Wenn es um die Belange der Mitarbeiter geht, haben wir in den vergangenen dreieinhalb Jahren immer an einem Strang gezogen. Diese Wahl jetzt hat einen anderen Zusammenhang. Da muss man demokratische Rechte walten lassen. Zukünftig werden wir wieder selbstverständlich geschlossen Stärke beweisen.

Im Unternehmen wird behauptet, die CDU habe Ihre Stimmen durch Zugeständnisse erkauft. Beispielsweise dadurch, dass neue Fahrer eingestellt werden sollen, um den Fahrdienst zu entlasten.

Pink Das ist eine absolute Unverschämtheit! Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht korrumpierbar bin.

Haben Sie aber nicht das Gefühl, Spielball politischer Interessen geworden zu sein? Die CDU behauptet ja, die SPD habe bei der Besetzung des Sparkassen-Verwaltungsrats gegen Verabredungen verstoßen, also fühlte sie sich nicht mehr an die Zusage gebunden, dass Raub Vorsitzender wird.

Pink Von der CDU ist niemand an mich herangetreten, um Hartnigk zu wählen. Es hat weder Absprachen noch Angebote gegeben.

Es heißt, Hartnigk wolle die Rheinbahn privatisieren.

Die Anträge von SPD und Grünen, die Fremdvergabequote bei den Fahrern dauerhaft festzuschreiben, hat er im Rat nicht unterstützt.

Pink Die Erhöhung trägt dazu bei, dass die Rheinbahn die von der Stadt vorgegebenen wirtschaftlichen Ziele erreicht. Wenn die Alternative dazu wäre, bei der Rheinbahnbelegschaft zu sparen, weiß ich, wofür ich wäre.

Und das wäre?

Wo liegt Ihre Schmerzgrenze?

Pink Das muss man in den Verhandlungen sehen.

Was erwarten Sie von Andreas Hartnigk?

Pink Dass er zusammen mit Arbeitnehmervertretern nach konstruktiven Lösungen sucht, die nicht die Belegschaft belasten.

(RP)
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