Fotos NRW-Forum eröffnet seine Grand-Prix-Lounge "Douze Points"
Schon auf den ersten Blick wird deutlich: Das ist kein gewöhnlicher Besucher von Douze Points, wie die Bar des NRW-Forums bis zum Finale des Eurovision Song Contests heißt. So lange fungiert sie als Grand-Prix-Lounge und beherbergt eine Ausstellung aus Plattencovern aller Siegestitel. Auch dieser Mann würde gerne mal beim Song Contest mit seiner Band siegen – wenn sie nicht gerade ein fiktives Land vertreten würde.
Die Band „Molvanian Hairline“ vertritt nämlich „Molwanien“, ein fiktives osteuropäisches Land, das auf den humorvollen Reiseführer „Molwanien: Land des schadhaften Lächelns“ von 2004 basiert. „Molvanian Hairline“ trat zur Eröffnung von Douze Points am Freitag, 29. April, im NRW-Forum auf.
„Molvanian Hairline“ trat zur Eröffnung von Douze Points am Freitag, 29. April, im NRW-Forum auf.
Die Ausstellung fasst die Plattencover der Siegestitel des Eurovision Song Contests aus verschiedenen Jahrzehnten zusammen. Die Jahrzehnte bilden quasi Stationen beim Rundgang durch die Ausstellung.
Zu jedem Jahrzehnt bzw. zu jeder Station gehört ein Bildschirm, auf dem die Siegestitel aus der betreffenden Zeit gezeigt werden.
Unter den Ausstellungsbesuchern sorgte "Molvanian Hairline" für viel Stimmung.
Wie der Molwanien-Reiseführer, so parodiert auch "Molvanian Hairline" osteuropäische Länder gnadenlos und überspitzt Klischees.
Dabei trifft es vor allem die osteuropäische Musikszene, die gerade beim Eurovision Song Contest stets bunt und schrill rüberkommt.
Die Markenzeichen der Band sind unter anderem ihre blonden Mähnen und die hautengen Hosen.
Mit ihrem Lied "Vlajmi tudemun" möchten sie den Grand Prix für sich entscheiden - angesichts der Tatsache, dass sie ein fiktives Land vertreten, wird das schwierig.
Trotzdem gehen sie in den zwei Wochen bis zum ESC-Finale in Düsseldorf auf Tour, um eine möglichst große Fan-Gemeinde um sich zu scharen. Dahinter steckt übrigens eine PR-Aktion der Lufthansa, die Partner des Song Contests ist.
Schon bei ihrem Auftritt im NRW-Forum gab die Band alles ...
... und zeigte vollen Körpereinsatz.
Das honorierte das Publikum.
"Molvanian Hairline" hat keine Berührungsängste mit ihren Fans.
Unter anderem verteilten sie T-Shirts im Publikum.
Charlotte Raeune ergatterte ein Fan-Shirt. Die Ausstellung gefällt der Besucherin: "Es ist schön, dass man hier eine Übersicht über die Siegestitel hat."
Noch vor dem Auftritt hatte Werner Lippert, Leiter des NRW-Forums, die Anwesenden begrüßt.
"Douze Points habe ich noch aus Kindheitstagen als zentrale Worte beim Grand Prix in Erinnerung", verriet der 1950 geborene Lippert bei einem anschließendem Gespräch mit RP Online. Da seine Familie in seiner Kindheit keinen Fernseher hatte, sei er damals zu Klassenkameraden mit Fernsehern gegangen, um den Grand Prix zu gucken.
Sein Lieblingsstück der Ausstellung sei das allererste Siegescover von 1956, das auch im Ausstellungslogo enthalten ist. Damals gewann Lys Assia mit dem Titel "Refrain".
Hier sind alle Siegescover aus den 1950er Jahren zu sehen. Angesichts seiner Bedeutung ist das Plattencover von Lys Assia besonders hervorgehoben.
Außer "Molvanian Hairline" sorgte auch Mayo vVelvo als DJ für Musik. Natürlich legte er nur ESC-Beiträge auf.
"Ich könnte zu Hause eigentlich auch eine solche Ausstellung aufmachen. Nur wenige Platten fehlen mir dazu", sagt der Grand-Prix-Fan.
Zwar war Velvo an diesem Abend DJ, doch singt er eigentlich primär. Der ESC-Fan gibt bei fast bei jeder seiner Vorstellungen den Siegestitel seinen Geburtsjahres 1959 zum besten: "'n beetje" von Teddy Scholten.
Sein Lieblingstitel ist jedoch "Un premier Amour" von Isabelle Aubret.
Es war der Siegestitel von 1962.
Christine Kubatta, Leiterin der Akademie für Mode & Design (AMD), und Dietrich Koska, Kanzler der Kunstakademie. "Ich kenne ganz viele Titel, die hier hängen, noch von früher. Das ist wirklich eine kliene Zeitreise für mich", sagt Christine Kubatta.
Dietrich Koska gefäält vor allem das gelbe Cover von Vicky Leandros' "Après toi" von 1972.
"Es ist am intensivsten und sticht stark hervor", sagt Koska.
Grundsätzlich fällt an den Covern der 1970er Jahre auf, dass sie deutlich bunter sind als jene in den beiden Jahrzehnten davor.
Die Schwestern Elif Ylmat und Semra Ylmat waren zuvor noch in der aktuellen Hauptausstellung des NRW-Forums, Zeitgeist & Glamour, die vor allem Fotografien aus den 60er und 70er Jahren zeigt. "Wir haben sowieso schon 60er-Jahre-Feeling geschnuppert und haben damit jetzt einen nahtlosen Übergang zu dieser Ausstellung", sagt Elif Ylmat. "Wir sind eigentlich keine großen Grand-Prix-Fans, aber stolz darauf, dass er in Düsseldorf stattfindet."
Auch Volunteers für den nahenden Eurovision Song Contest mischten sich unter die Gäste.
Ulrich Ely ist freiwilliger IT-Teamleiter beim Song Contest und unterstützt die Techniker im Pressezentrum an der Arena. "Ich finde die Ausstellung super. Das ist ja genau meine Zeit, die 60er, 70er, 80er", sagt er.
Monika und Eckhard Günnewig sind sogenannte "VIP-Volunteers" von der Stadt Düsseldorf. Sie haben mit eigenen Oldtimern einen VIP-Shuttle-Service eingerichtet und zeigen damit vor allem Journalisten die Stadt.
Monika Günnewigs Lieblingstitel ist "Hold me now" von Johnny Logan (1987).
Schon sieben Jahre zuvor hatte Johnny Logan mit "What's another year" ebenfalls gewonnen.
Die 1980er-Station der Ausstellung.
In dieses Jahrzehnt fällt auch der Sieg von Nicole mit "Ein bißchen Frieden" (1982).
Walter Schuhen, Marketingdirektor des Düsseldorf China Centers an der Königsallee, ist Mitglied im Freundeskreis Guildo Horn - 1998 als Guildo Horn für Deutschland beim Grand Prix antrat, war Schuhen auch Vorsitzender des Vereins.
Sein Lieblingstitel ist "Diva" von der transsexuellen Dana International von 1998. "Das war das Jahr als der Grand Prix seinen Muff abgelegt hat", sagt Walter Schuhen.
Weitere Cover aus dem Jahrzehnt.
Die Plattencover der 1990er und 2000er.
"Mir gefällt vor allem, dass jedes Jahrzehnt zusammengefasst ist und, dass die Ausstellungsstücke Erinnerungen hervorrufen", sagt Helga Köhler, die mit ihrem Lebenspartner Peter Franz etwas in der Douze-Points-Lounge getrunken hat.
Die Musik, die hauptsächlich aus klassischen Grand-Prix-Songs bestand - vor allem vielen aus den 70ern -, war auch in den Räumen der Ausstellung "Zeitgeist & Glamour" zu hören. "Musik und Ausstellung bildeten eine schöne Symbiose", sagt Gabriele Engel, die sich mit ihrem Lebenspartner Wilko beide Ausstellungen angeschaut hat.
Die letzten beiden Siegestitel. Wie die Historie weiter gehen wird?