Weihnachtsmärkte in Düsseldorf Nur noch einmal weihnachtlicher "Schwabenmarkt"

Düsseldorf · Der Chef von Düsseldorf Marketing & Tourismus ist erstmals für die Weihnachtsmärkte zuständig. Er erläutert, wie mehr Emotionen auf die Märkte kommen sollen und was trotz der Baustellen in der Stadt möglich sein kann.

DMT-Chef Frank Schrader vor einem Engel auf dem Heinrich-Heine-Platz, auf dem am Donnerstag einer der Weihnachtsmärkte eröffnet wird.

DMT-Chef Frank Schrader vor einem Engel auf dem Heinrich-Heine-Platz, auf dem am Donnerstag einer der Weihnachtsmärkte eröffnet wird.

Foto: Andreas Bretz

Herr Schrader, Sie sind in diesem Jahr erstmals der Hauptverantwortliche für die Weihnachtsmärkte in der Innenstadt. Sind Sie denn privat überhaupt ein Weihnachtsmarktgänger?

Frank Schrader Ich wohne in der Carlstadt, da hat man von alleine intensiven Kontakt. Ich habe mich auch immer wieder mit Kollegen aus der Agentur auf dem Weihnachtsmarkt getroffen. Aber als Geschäftsführer der DMT, also der Düsseldorf Marketing & Tourismus, bekommt man natürlich eine andere Sicht. Ich habe jetzt erst gesehen, welche Mega-Organisation dahinter steckt, was Sicherheit, Logistik, Versorgung oder Verträge angeht.

Haben Sie denn schon herausgefunden, was einen guten Weihnachtsmarkt ausmacht?

Schrader Ich denke, auf jeden Fall die Vielfalt. Glühwein allein reicht nicht. Ich glaube, es ist eine sinnvolle Regelung, dass wir in zwei Drittel der Stände Kunstgewerbe anbieten und in einem Drittel Gastronomie. Das werden wir beibehalten. Wichtig ist aber auch, dass wir nicht nur an Traditionen festhalten. Wir müssen schauen, dass wir unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.

In Ihrem ersten Jahr haben Sie aber nicht viel verändert.

Schrader Nein, es gibt nur geringfügige Entwicklungen, zum Beispiel, dass nun mehr Hütten rund um den Kö-Bogen stehen. Das ist möglich, weil die Straßenbahngleise nicht mehr genutzt werden. Eine echte Veränderung wird es erst im kommenden Jahr geben.

Dann wird der Standort Schadowplatz, auf dem in diesem Jahr zum letzten Mal der umstrittene "Schwabenmarkt" steht, neu ausgeschrieben.

Schrader Genau. Der Vertrag mit der Agentur Liganova aus Stuttgart läuft aus. Das ist der erste Standort, den wir neu entwickeln werden. Wir werden der Politik bald Optionen aufzeigen, was kommen könnte. Wir müssen das schon im ersten Quartal 2017 entscheiden, denn es braucht Zeit zur Vorbereitung.

Der "Schwabenmarkt" hat mit seiner kühlen, modernen Optik anfangs viel Protest ausgelöst. Wissen Sie schon, in welche Richtung sich der Nachfolger entwickeln soll?

Schrader Wir brauchen sicher eine Architektur, die zu dem Platz passt. Ich denke, es ist bei einem neuen Konzept nach Liganova wichtig zu beachten, dass die Besucher vor allem ein Weihnachtsgefühl wollen. Auch Menschen mit einer modern eingerichteten Wohnung stellen sich einen Weihnachtsbaum auf.

Haben Weihnachtsmarkt-Besucher vielleicht Angst vor Veränderung?

Schrader So negativ sehe ich das nicht. Ich bin zum Beispiel selbst sehr designorientiert und finde trotzdem, dass ein Weihnachtsmarkt keine Designmöbel braucht. Wichtig ist aber nicht, was ich finde: Wir werden gemeinsam mit der Düsseldorfer Akademie für Marketing-Kommunikation die Besucher und den Einzelhandel befragen.

Wenn die Märkte so gut laufen, muss man sie vielleicht gar nicht verändern.

Schrader So einfach ist es nicht. Ich habe kürzlich in einer Präsentation Fotos gezeigt, wie die Düsseldorfer Weihnachtsmärkte vor zehn Jahren aussahen. Da stellt man fest, dass sich in diesem Zeitraum doch eine Menge verändert hat, ohne dass die Leute es wirklich wahrgenommen haben. Allerdings brauchen wir sicher Evolution, nicht Revolution.

Man hat nicht den Eindruck, dass die Innenstadt zur Adventszeit ein Geheimtipp ist. Wo sehen Sie überhaupt Potenziale für mehr Besucher?

Schrader Ich glaube schon, dass wir zum Beispiel noch mehr Besucher aus dem Ruhrgebiet locken können. Aber es stimmt: Wir leiden in Düsseldorf gern auf höchstem Niveau. Die Auslastung ist extrem gut. Das gilt auch für Besucher von auswärts: Die Zahl der Hotel-Übernachtungen im Dezember hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, und wir werden wahrscheinlich wieder mehr als 2000 Anmeldungen für Reisebusse haben, zwei Drittel aus den Niederlanden. Da sind wir an der Kapazitätsgrenze. Das zeigt, dass das bisherige Konzept so schlecht nicht sein kann.

Wo sehen Sie denn konkret Chancen für eine Verbesserung?

Schrader Es gibt zum Beispiel beim Thema Licht inzwischen extrem gute Möglichkeiten. LED-Beleuchtung muss heute nicht mehr kühl wirken. Mit besserer Beleuchtung können wir die Stimmung steigern und auch die Märkte optisch besser verbinden. Wir sehen den Schadowplatz dafür als Testmarkt und werden bis zum kommenden Jahr ein Konzept entwickeln. Wir werden auch nach Abschluss der Bauarbeiten für die Großprojekte neue Möglichkeiten haben. Ich hoffe zum Beispiel, dass wir schon für das kommende Jahr einen neuen, größeren Standort für die Eisbahn finden, die jetzt noch mal hinter dem Kö-Bogen aufgestellt ist.

Gibt es andere Städte, die ein Vorbild für Düsseldorf sein könnten?

Schrader Sicher schauen wir, was die anderen machen. Aber so einfach ist das nicht. Jede Stadt hat ihre Voraussetzungen. In Wien zum Beispiel, wo mein Sohn studiert, gibt es wunderschöne alte Plätze. Da muss man im Grunde einfach ein paar Hütten hinstellen und hat Weihnachtsatmosphäre. Die Schadowstraße hat da ganz andere Voraussetzungen, mit denen wir arbeiten müssen.

In manchen Städten gibt es abgeschirmte Premium-Märkte mit Eintritt. Wäre das ein mögliches Modell?

Schrader Nein. Ich finde, ein Weihnachtsmarkt sollte allen Bürgern zugänglich sein.

Wo wird man Sie denn eigentlich auf dem Weihnachtsmarkt finden?

Schrader Ich werde sicherlich den Hüttenzauber an der Eisbahn besuchen. Ich fahre zwar leider kein Ski mehr, bin aber für die Après-Ski-Atmosphäre immer noch zu haben.

Arne Lieb führte das Gespräch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort