Düsseldorf Nur zwei neue Straßennamen

Düsseldorf · Mit den vielen Neubaugebieten gingen in den vergangenen Jahren etliche Benennungen von Straßen und Plätzen einher. 2014 kamen nur zwei Namen hinzu, dafür entfachte einer davon eine große Debatte: der Joachim-Erwin-Platz, der nun vor den Libeskind-Bauten geplant ist.

 Diese Fotomontage zeigt, wie es 2016 aussehen könnte, wenn der Joachim-Erwin-Platz offiziell ist. Dann fahren nach dem Start der Wehrhahn-Linie vor den Libeskind-Bauten auch keine Straßenbahnen mehr.

Diese Fotomontage zeigt, wie es 2016 aussehen könnte, wenn der Joachim-Erwin-Platz offiziell ist. Dann fahren nach dem Start der Wehrhahn-Linie vor den Libeskind-Bauten auch keine Straßenbahnen mehr.

Foto: Hans-Jürgen Bauer, Privat

Bis das nächste große neue Wohngebiet in Düsseldorf Form annimmt, bleiben die Änderungen im Straßenverzeichnis der Stadt überschaubar. Gab es 2013 lediglich drei Neu- oder Umbenennungen im öffentlichen Raum, waren es im nun zu Ende gehenden Jahr sogar nur zwei. Geradezu einen Rekordwert brachte dagegen 2012: Damals galt es, 17 Straßen und Plätze neu zu benennen.

Die meisten lagen in Mörsenbroich, wo auf dem Areal der früheren Reitzensteinkaserne rund 1000 Wohneinheiten entstehen. Weil dazu viele Einfamilienhäuser und Grünanlagen gehören, ging es bei den Straßennamen blumig zu: Die neuen Adressen heißen Am Birkenhain, Haselnussweg, In der Gartenstadt oder Zur Wildkirsche. Neulich tauchten sie wieder im Amtsblatt auf. Grund: Die einstmals privaten Flächen wurden zum öffentlichen Straßenraum umgewidmet.

Eine solche Quantität war in diesem Jahr nicht geboten, dafür eine deftige politische Debatte mit mehreren Rollen rückwärts. Anlass war die Umbenennung eines Platzes nach dem 2008 verstorbenen Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU), der zu Lebzeiten nicht unumstritten war. Dessen Nachfolger im Amt, Dirk Elbers (CDU), hatte die Ehrung immer wieder hinausgeschoben, unterstützt von der FDP - damals im Bündnis mit der Union.

Düsseldorf früher und heute: Ein Vergleich in Bildern
25 Bilder

Düsseldorf vor hundert Jahren - Vergleich früher und heute

25 Bilder

Thomas Geisel (SPD) hatte bereits im OB-Wahlkampf angekündigt, die Benennung nach Erwin umgehend anzugehen, sollte er Oberbürgermeister werden. Mitte Juni siegte Geisel bei der Stichwahl gegen Elbers, suchte kurz danach das Gespräch mit Erwins Familie. Im kleinen Kreis (auch Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven war dabei) entstand die Idee, Joachim Erwin im Bereich des Kö-Bogens zu ehren - zwischen Breuninger und dem Gebäude, in dem sich auch Schreibwaren Hennig befindet.

Dafür gab der Stadtrat Ende Oktober auch grünes Licht. In den Wochen davor war es jedoch zu einem offen geführten Streit gekommen. Der Auslöser war, dass FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und die Grünen den ins Auge gefassten Bereich zu prominent fanden und zudem die Benennung sechs Jahre nach Erwins Tod als zu früh empfanden. Strack-Zimmermann schlug in einer Runde mit Geisel und den Spitzen von SPD, FDP und Grünen (die sich gerade zu einer Ampel-Kooperation formierten) vor, einen Bereich vor den Arcaden in Bilk nach Erwin zu benennen.

Das Einkaufszentrum gehörte zu Erwins Lieblingsprojekten und war von der Liberalen massiv bekämpft worden. Wohl zu Strack-Zimmermanns eigener Überraschung stimmte die Runde dem Vorschlag zu. Die Empörung der Familie und der CDU war groß, man warf Geisel Wortbruch vor. Schließlich schwenkte der Rathaus-Chef doch auf den ursprünglichen Plan um. Eine Mehrheit - nicht die Ampel, sondern aus CDU, SPD, AfD, Tierschutzpartei/ Freie Wähler - stimmte im Stadtrat schließlich zu. Das Schild mit dem Joachim-Erwin-Platz ist fertig und könnte angebracht werden. Vermutlich wird es erst 2016 so weit sein. Zu hören ist, dass der Platz erst nach dem Start der Wehrhahn-Linie fertig gestaltet werden soll.

Dass der Stadtrat über diese Benennung entschieden hat, ist eine Ausnahme. Im Regelfall ist die Bezirksvertretung (BV), in deren Bereich die Straße oder der Platz liegt, zuständig. Sie sucht Vorschläge aus, die möglichst einen Bezug zu dem Bezirk haben sollen. Es gibt bei der Stadt auch eine Liste mit Vorschlägen. Nur bei gesamtstädtischem Interesse entscheidet der Stadtrat - das war beim Erwin-Platz auch wegen der Innenstadtlage der Fall. Die BV muss dann aber gehört werden.

Wesentlich unspektakulärer ging die einzige Neubenennung des Jahres über die Bühne: Am Heerdter Busch heißt eine neue Straße im Bereich Böhlerweg/ Krefelder Straße. Zu Jahresbeginn steht eine weitere Neubenennung an: Ein Teil des Innenbereichs des neuen Andreasquartiers in der Altstadt wird öffentlich. Diese Route zwischen Ratinger Straße und Neubrückstraße soll Am Andreashof genannt werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort