Beheizte Unterkunft am Rhein Obdachlose: Elbers öffnet Zelt

Düsseldorf · Der Oberbürgermeister hat entschieden, wie bereits im vorigen Winter Schlafplätze im beheizten Zelt am Rhein anzubieten. Die U-Bahnhöfe zu öffnen hält Elbers für schwierig, will aber mit der Rheinbahn darüber reden.

 Ein solches Notzelt wird am Rheinufer aufgebaut.

Ein solches Notzelt wird am Rheinufer aufgebaut.

Foto: RP, Andreas Bretz

Während gestern die Grünen eine Forderung von Diakonie-Pfarrer Thorsten Nolting unterstützten und die sofortige Öffnung der U-Bahnhöfe für Obdachlose forderten, ließ Oberbürgermeister Dirk Elbers erneut ein beheiztes Zelt für Wohnungslose am Unteren Rheinwerft aufbauen.

"Das ist für mich angesichts der herrschenden Temperaturen selbstverständlich", sagte Elbers, der die gleiche Entscheidung schon im vorigen Winter getroffen hat. Früh um Acht ließ er gestern den Auftrag ans Deutsche Rote Kreuz erteilen, wo man den Anruf bereits erwartet hatte. "90 Prozent der Ehrenamtler, die hier schon einmal Dienst gemacht haben, kommen auch jetzt wieder — die Arbeit hat uns allen Freude gemacht", sagt Mirco Nevermann, der selbst seinen Urlaub dafür opfert.

Zwei DRK-Helfer sind seit gestern am Zelt im Einsatz, das — anders als im vergangenen Jahr — nur über Nacht (von 19 bis 9 Uhr ) geöffnet sein wird. "Wir versorgen die Leute mit heißen Getränken, leisten medizinische Hilfe und versuchen natürlich auch, sie an eine der Unterkünfte zu vermitteln." Doch das wollen nicht alle. "Vielen ist es unangenehm, in einem Gebäude zu schlafen. Andere haben Hunde dabei, die nicht überall mit dürfen", hat Nevermann aus den Gesprächen im vorigen Jahr gelernt.

"Besser als U-Bahnhöfe"

Dirk Elbers weiß um diese Eigenheiten mancher Wohnungsloser. Deren Gründe für das Leben auf der Straße und das Meiden der Notunterkünfte "spielen für mich keine Rolle. Die muss man akzeptieren. Trotzdem endet damit nicht unsere Fürsorgepflicht."

Die Zelte, die im vorigen Jahr so gut angenommen worden waren, dass schon nach zwei Tagen ein zweites gebraucht wurde, seien eine gute Ergänzung. Und: "Ich finde das besser als die Öffnung der U-Bahnhöfe", sagt Elbers. Dort sei ein hoher Kontrollaufwand nötig, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten. Die Zelte, für deren Einrichtung und Betreuung die Stadt dem DRK eine Entschädigung zahlt, seien "vermutlich teurer, in jedem Fall aber sicherer als die Übernachtungsmöglichkeit im U-Bahnhof."

Gleichwohl schließt Elbers nicht aus, "vielleicht einmal mit der Rheinbahn darüber reden" zu müssen, vor allem dann, wenn sich derart strenge Winter häuften. Die Verkehrsbetriebe in anderen Städten, wie etwa Köln, Hannover oder Berlin, haben ihre U-Bahnhöfe längst für Wohnungslose geöffnet, in Niedersachsen wurden sie sogar von der Sozialministerin dazu aufgefordert. "Vielleicht", so Elbers, könnte auch mit der Rheinbahn ein Kompromiss gefunden werden."

Der aber sei diesen Winter noch nicht nötig — schließlich steht nun das Zelt mit neun Schlafplätzen, die sich schnell auf zwölf erweitern lassen (und unterm Feldbett Platz für Hunde bieten). "In einer halben Stunde können wir doch drei Zelte aufbauen", versichert Mirco Nevermann.

600 ehrenamtliche Helfer des Roten Kreuzes gewährleisteten auch dann die Betreuung, wenn die Zelte länger stehen müssen. Anfang 2009 waren sie erst nach zehn Tagen wieder abgebaut worden.

Den Grünen reicht das allerdings nicht. Fraktionssprecherin Iris Bellstedt erklärte gestern, ein Zelt sei keine Alternative zum geöffneten U-Bahnhof, der für frierende Obdachlose Soforthilfe bedeute. Die Grünen, die eine Ratsinitiative zu dem Thema ankündigten, forderten den Oberbürgermeister auf, "bei der Rheinbahn Druck" zu machen, damit diese zumindest einige der Düsseldorfer U-Bahnhöfe nachts geöffnet lasse.

(RP)
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