Tour de France in Düsseldorf Oberbürgermeister Geisel blitzt bei Sponsoren ab

Düsseldorf · Neun Monate vor dem Tour-de-France-Auftakt in Düsseldorf ist noch immer die Frage offen, wie die 4,9 Millionen Euro große Finanzierungslücke der Stadt geschlossen werden soll. Viele Unternehmen wurden angesprochen, nur wenige machen mit.

 Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel hat Schwierigkeiten, Sponsoren für die Tour de France zu finden.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel hat Schwierigkeiten, Sponsoren für die Tour de France zu finden.

Foto: afp

Oberbürgermeister Thomas Geisel ist auf der Suche nach Sponsoren für den Tour-de-France-Start im kommenden Jahr bei mehreren Großunternehmen in der Stadt abgeblitzt. Der Handelskonzern Metro sowie die Versicherungsunternehmen Ergo und Arag haben Geisels Anfragen abgelehnt, wie sie auf Anfrage unserer Redaktion mitteilten. Dagegen erklärte Henkel, das Unternehmen befinde sich "in fortgeschrittenen Verhandlungen" mit der Stadt über ein Engagement.

Dabei geht es dem Vernehmen nach um eine sechsstellige Summe, die der Konsumgüterkonzern in das Rahmenprogramm der Tour investieren will. Als Hauptsponsor tritt er nicht in Erscheinung. Auch der Reiseveranstalter Alltours, der bereits Hauptsponsor beim "Race am Rhein" im September war, ist als potenzieller Sponsor für den "Grand Départ" im Gespräch, offiziell bestätigt ist das noch nicht.

Ein Telekommunikationskonzern soll die Anfrage der Stadt zu deren großer Überraschung abgelehnt haben - mit der Begründung, ein Tour-Sponsoring sei für das Unternehmen mit keinem Mehrwert beim Marketing verbunden. Der Versicherer Ergo begründet seine Absage mit der Konzentration auf den Sponsoring-Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund. Der Versicherer hat mit dem DFB im Frühjahr einen Drei-Jahres-Vertrag als Sponsor im DFB-Pokal abgeschlossen.

Geisel selbst will sich zum aktuellen Stand des Sponsorings und der Finanzierung auf Anfrage unserer Redaktion nicht äußern, verweist über eine Sprecherin darauf, dass in einer Woche die mit Politikern besetzte und nicht-öffentlich tagende Kleine Kommission über den Sachstand informiert werden soll. In dem Gremium soll nicht nur der Fotograf Andreas Gursky sein Engagement für die Tour vorstellen - er stellt Werke zur Verfügung. Zudem sollen "zwei neue Möglichkeiten für das Engagement der Privatwirtschaft" vorgestellt werden, wie es heißt. Auch das ist ein Indiz dafür, dass die bisherigen Pakete, mit denen Sponsoren für den "Grand Départ" geworben werden sollten, offenbar nicht funktioniert haben.

Der letzte Sachstand war im Frühsommer kurz vor der Entscheidung des Stadtrats zu der Finanzierung vorgelegt worden. Damals waren 4,9 Millionen der prognostizierten Gesamtkosten von rund elf Millionen Euro noch nicht gegenfinanziert. Die CDU hatte nur unter der Bedingung zugestimmt, dass der städtische Zuschuss am Ende auf maximal eine Million Euro reduziert wird. Geisel hatte dem zugestimmt und sich zuversichtlich gezeigt, dass dies mit Sponsoren gelingt.

Der Liste zufolge kam der Hauptanteil des damals fix vereinbarten Sponsorings (2,6 Millionen Euro) von städtischen Beteiligungen. Der Flughafen hatte 500.000 Euro zugesagt, mit der Messe einigte man sich auf eine Million Euro. Das aber erst nach langem Hin und Her. Geisel hatte drei Millionen Euro gefordert, Rechtsgutachter und auch das Land, das an der Messe beteiligt ist, hatten dagegen protestiert.

Einplanen kann die Stadt nach Informationen unserer Redaktion wohl 300.000 bis 500.000 Euro einer anderen Beteiligung: Die Stadtwerke wollen in dieser Höhe Neben-Events der Tour sponsern - exklusiv, weil namentlich zu dem Energieversorger passend, vor allem das Konzert von Kraftwerk. Der Stadtwerke-Aufsichtsrat soll darüber im Dezember entscheiden.

Die Stadtsprecherin verweist auf den Eurovision Song Contest (ESC), der 2011 in Düsseldorf stattfand und bei dem höheren Kosten nur Sponsorengelder von 900.000 Euro gegenübergestanden hätten. Beim Tourstart seien es bereits jetzt drei Millionen Euro. Zudem handle es sich, anders als beim ESC, bei dem Tour-Start um ein Outdoor-Ereignis mit einen Werbewert im zweistelligen Millionenbereich.

CDU-Fraktionschef Rüdiger Gutt bleibt dennoch skeptisch: "Die prognostizierte Höhe der Ausgaben hat sich trotz Umplanungen seit einem Jahr nicht verändert."

(RP)
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