Quadriennale Off-Räume: Sprungbrett für junge Künstler

Düsseldorf · In 40 so genannten Off-Räumen haben Absolventen der Kunstakademie Düsseldorf während der Quadriennale die Chance, sich an die Öffentlichkeit zu wenden.

 Karin Dörre im Off-Raum plan d.

Karin Dörre im Off-Raum plan d.

Foto: Achim Hüskes

In Düsseldorf gibt es rund 40 Off-Räume. Das sind in der Regel selbst organisierte Ausstellungsräume und Kulturorte, die vor allem jungen Künstlern ein Podium bieten wollen. Hier können Maler, Bildhauer oder Videokünstler — oftmals als Premiere — ihre Arbeiten zeigen und zur Diskussion stellen. Die Off-Räume schließen somit die Lücke zwischen der Kunstakademie und der etablierten Galerien-Szene. In Düsseldorf heißen sie plan.d, Parkhaus, Reinraum, Brause oder Walz Werk 0.

Meist werden sie von Kunstbegeisterten oder von den Künstlern selbst betrieben. Die Off-Szene begreift sich als Plattform der Selbsterprobung - und sie scheint sich fortlaufend zu wandeln und zu erneuern. Das "Parkhaus" im Malkastenpark besteht immerhin schon seit 1997. Die Ausstellungsprojekte in dem kleinen Gartenhaus werden vom Künstlerverein Malkasten und der Stadt Düsseldorf unterstützt. Der Künstler Karl Heinz Rummeny, einer der Parkhaus- Gründer, betont aber, dass sich niemand in das Programm einmische.

"In der Konzeption sind wir völlig autonom. Schwerpunktmäßig geht es um die Vorstellung junger Positionen." Anders als in den meisten Off-Räumen werden im "Parkhaus" hin und wieder auch Werke von etablierten Künstlern vorgestellt. Arbeiten von Joseph Beuys oder von Katharina Fritsch waren hier schon zu sehen. "So erreichen wir eine größere Besucherzahl. Letztlich profitieren auch wieder die Jüngeren davon", meint Rummeny.

Auch "Plan.d" gehört zu jenen Off-Projekten, die seit Jahren gut funktionieren. 1999 fand die erste Ausstellung statt. Mit Stolz blickt man in der "Produzentengalerie" auf zahlreiche Austauschprojekte zurück. Hier soll nämlich neben der jungen Kunst auch der Dialog mit ausländischen Künstlern gefördert werden.

In den Räumen an der Dorotheenstraße treffen wir Karin Dörre, die den Besuchern ihre abstrahierten Ölgemälde erläutert. "Die Kriegsfotografien von Robert Capa haben mich zu dieser Arbeit angeregt", verrät die aus Hilden stammende Künstlerin. Wie Schatten einer vergangenen Zeit erscheinen die Motive auf der Wand.

Auch im "Glashaus" am Worringer Platz ist die Künstlerin persönlich anwesend. Khatia Gudushauri stammt aus Georgien und kümmert sich um die Organisation des nur 21 Quadratmeter kleinen Glashauses. Hier finden nicht nur Ausstellungen mit internationaler Besetzung, sondern auch philosophische Diskussionen statt.

Wie reagiert die auf diesem zentralen, zugleich unwirtlichen Platz präsente Obdachlosenszene auf den ungewöhnlichen Kulturort? "Die wissen, dass wir sie respektieren. Da gibt es überhaupt keine Probleme", sagt Gudushauri. In wörtlichem Sinne: Kunst am Rand der Gesellschaft.

Düsseldorfs ungewöhnlichste Off-Galerie entdecken wir in einer ehemaligen Toilettenanlage. Vor acht Jahren mieteten die unternehmungslustigen Mitglieder des "Vereins Reinraum" das stille Örtchen von der Stadt.

Im sauber gekachelten "Reinraum" findet man neben der Kunst tatsächlich noch einige ausrangierte Pissoirs. Der Readymade-Künstler Marcel Duchamp, der im Jahr 1917 ein handelsübliches Urinal signierte und ausstellte, hätte bestimmt seine Freude an dem verstörenden Ambiente. Vor allem die jungen Talente der Kunstakademie haben in den unterirdischen Räumen am Jahnplatz die Möglichkeit, ihre Arbeiten vorzustellen. Der Name "Reinraum" hat übrigens nichts mit dem Rhein oder der Sauberkeit der sanitären Anlagen zu tun. Auf der Webseite des Vereins erfährt man, dass er dem Bereich der Mikroelektronik entliehen ist.

Eine Steigerung der "Off-Raum-Idee" lernen wir dann noch an der Hüttenstraße kennen. Hier hat die Grafik-Designerin Anke Jühe auf der ersten Etage eines Mehrfamilienhauses ein hotelähnliches "Boarding- House" eröffnet. Bildende Künstler, Schauspieler der freien Bühnen und Musiker sollen sich hier wohlfühlen. Der Gag an der Sache ist: Alle Zimmer der ehemaligen Arztpraxis wurden von Künstlern und Innenarchitekten gestaltet. Die Künstlerherberge mit WG-Charme präsentiert sich somit selbst als ein Gesamtkunstwerk. Künstler können sich inmitten der Kunst von ihrer Arbeit erholen. Noch mehr "Off" geht wirklich nicht.

(RP)
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