Fotos Oh, du schöne Wissenschaft
Wolf Frommer
Heinrich-Heine-Universität
Einer der beeindruckendsten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Pflanzenbiologie forscht und lehrt jetzt in Düsseldorf: Frommers Interesse gilt der Rolle von Transportproteinen, unter anderem beim Stoffwechsel der Pflanzen und hier speziell bei den Regulierungsprozessen zur Aufnahme und Verteilung von Nährstoffen: „Primäres Ziel ist es, unsere Welt besser kennenzulernen, manchmal haben wir auch Glück und finden unerwarteterweise etwas Nützliches, zum Beispiel können wir Reis gegen Weißblättrigkeit resistent machen, da wir auf den Mechanismus gestoßen sind, mit dem die bakteriellen Erreger sich einen pflanzlichen Transporter zu Nutze machen, um sich in der Pflanze zu ernähren.“ Für seine Forschungsarbeiten wurde Wolf Frommer vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Europäischen Körberpreis, dem Fellowship der American Association for the Advancement of Science und der Aufnahme in die Deutsche Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Seine Publikationsliste ist mehr als 300 Titel lang.
Renate Adam-Paffrath
Fliedner Fachhochschule
Unter- und Mangelernährung, etwa bei chronisch kranken und/oder alten Menschen, sind in Kliniken sowie in der ambulanten Gesundheitsversorgung ein häufiges und zunehmendes Problem. Meist bleiben sie jedoch unentdeckt und werden nicht richtig behandelt. Mit einem von der Robert-Bosch-Stiftung geförderten Projekt will Professorin Renate Adam-Paffrath daran etwas ändern: „Zum einen geht es darum, Folgeschädigungen durch Mangelernährung von Patienten im Krankenhaus und in der häuslichen Versorgung zu vermeiden. Zum anderen geht es insbesondere auch darum, den Studierenden die großen Chancen und Möglichkeiten einer interprofessionellen Zusammenarbeit in der täglichen Arbeit zu vermitteln.“ So lernen FH-Studierende des Studiengangs Pflege und Gesundheit und Medizin-Studierende der Heine-Uni Anzeichen von Mangelernährung zu erkennen und gemeinsam einen Versorgungsplan für die Patienten aufzusetzen. Der Entwicklungsprozess wird wissenschaftlich begleitet und ein über das Projekt hinausgehendes hochschuldidaktisches Modell für die Praxis entwickelt.
Mario Adam
Hochschule Düsseldorf
„Der Klimaschutz in Deutschland kommt bei der ,Wärmewende‘ nicht recht in Gang, obwohl wir viel mehr Wärme wie Strom benötigen und für Heizung und Warmwasser in Gebäuden mehr als ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs anfallen“, sagt Mario Adam. Der Professor beschäftigt sich daher mit innovativen Energiesystemen und Speichertechnologien für Gebäude und Quartiere, die neben Energieeffizienz und erneuerbaren Energien Faktoren wie Kosten und Umsetzbarkeit mit einbeziehen. „Zur Weiterentwicklung von Technik nutzen wir Rechnersimulationen, Laborexperimente und Messungen an Pilotanlagen. Beispiele sind Wärme-/Kälteversorgungen mit Solaranlagen und Wärmepumpen, Warmwasserspeicher mit Vakuumwärmedämmung oder die Optimierung von Energieversorgungsstrukturen mit neuronalen Netzen.“ Durch die Zusammenarbeit etwa mit Geräteherstellern und Energieversorgern gelinge ein rascher Transfer in die Praxis: „Zusammen mit der Ausbildung junger Ingenieure ist das mein (beruflicher) Beitrag zum Gelingen der - meiner Überzeugung nach - alternativlosen ,Energiewende‘.“
Marcell Feldberg
Robert-Schumann-Hochschule
Bei der Bewältigung von Tod und Trauer scheinen Lieder den Hinterbliebenen zu helfen. „Tears in Heaven“, „You’ll be in my Heart“ und „Candle in the Wind“ sind bekannte Abschiedsklassiker. „An kaum einem anderen Beispiel von Musikkultur wie im Falle von Verlust- und Vergänglichkeitserfahrung wird deutlich, wie sehr der Mensch Kultur benötigt, um sich in seiner Existenz zu begreifen, auszuhalten und diese zu gestalten“, meint Marcell Feldberg. Der Kirchenmusiker und wissenschaftliche Mitarbeiter beschäftigt sich mit Sepulkralmusik. Was bedeutet Musik zu Tod und Trauer emotional für die Hinterbliebenen? Spiegelt ein Wunsch nach einer bestimmten Musik bei einer Trauerfeier vielleicht/wirklich ein Stück weit die Persönlichkeit des Verstorbenen wieder? Das sind Fragen, denen Feldberg nachgeht. Seine Arbeit fließt auch in die Praxis: So betreut Feldberg etwa bei der Ausbildung im Bestatterhandwerk Kurse im Fach Musik.
Manfred Heidler
Robert-Schumann-Hochschule
Der einmaligen Kooperation zwischen Bundeswehr und Robert-Schumann-Hochschule ist es zu verdanken, dass die Geschichte der Blasmusik in deutschen Streitkräften bzw. Militärmusik an der Musikhochschule wissenschaftlich und in der Lehre auf der Agenda steht. Dr. Manfred Heidler vom Zentrum Militärmusik der Bundeswehr beschäftigt sich mit der Ent-wicklung zu einer deutschen Militär- und Blasmusik im Kontext von geschichtlichen, kulturellen, musikalischen, sozialen und politisch-gesellschaftlichen Prozessen; „Im Fokus der Betrachtung stehen dabei die militärisch ,genutzte Musik‘ zwischen den Hochkulturen der Antike – sog. Kriegsmusik(en) –, die Organisation von funktions-bedingten Soldatenmusik(en) und Militär- und Blasmusik in Geschichte, Gegenwart und Zukunft.“ Auf seiner Publikationsliste steht u. a. „Kanonendonner und Generalbass – Anmerkungen zur (Be-)Deutung von Schlachtenmusiken zwischen Krieg und Frieden im 18. Jahrhundert“.
Laura Kallmeyer
Heinrich-Heine-Universität
In der Computerlinguistik will man Computern beibringen, natürliche Sprache (Deutsch, Englisch usw.) zu verstehen und zu verarbeiten. „Der Computer soll mit uns reden können, unsere Anweisungen ausführen, unsere Fragen beantworten, Texte für uns analysieren, zusammenfassen und in andere Sprachen übersetzen“, sagt Professorin Laura Kallmeyer. In ihrer Forschung schlägt sie eine Brücke von theoretischer Sprachwissenschaft zu Künstlicher Intelligenz. In ihren Projekten, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Europäischen Forschungsrat gefördert werden, versucht sie Antworten auf Fragen zu finden wie: Wie repräsentieren wir Bedeutung beim Textverstehen, welche Strukturen bauen wir dabei auf? Wie können entsprechende Modelle des Textverstehens im Computer aussehen? Wie kann der Computer aus großen Mengen von Texten solche Modelle lernen und diese effizient verarbeiten?
William Martin
Heinrich-Heine-Universität
Der Ursprung des Lebens auf der Erde ist eines der größten Rätsel der Wissenschaft. „Jeder interessiert sich für die Frage, wie die ersten Zellen gelebt haben. Diese Information aufzudecken, ist so spannend wie ein Krimi“, sagt William Martin. Der Professor forscht zur frühen Evolution des Lebens. „Dabei geht es um zwei wesentliche Fragen. Die erste Frage betrifft den Ursprung des Lebens: Wann, wie und wo sind die ersten Zellen auf unserem Planeten überhaupt entstanden? Da spielen die Tiefsee-Hydrothermalquellen und der Stoffwechsel der Organismen, die dort leben, eine sehr wichtige Rolle.“ Die zweite Frage betreffe den Übergang von den Prokaryoten, den einfachen Zellen ohne Zellkern (Bakterien und Archeen), zu den komplexen Zellen mit Zellkern (Tiere und Pflanzen). Dabei steht die Verschmelzung von zwei sehr unterschiedlichen Zellen zu einem neuen Zelltyp während der Evolution im Vordergrund (Endosymbiose): „Die Geschichte des Lebens steht im Erbgut geschrieben, ist aber manchmal gut verschlüsselt. Mein Team ist darauf spezialisiert, diese Botschaft zu entziffern.“
Sieglinde Ott
Heinrich-Heine-Universität
Nur wenige Wissenschaftler können von sich behaupten, ein Forschungsprojekt ins Weltall geschickt zu haben. Die Astrobiologin Sieglinde Ott ist eine von ihnen. Die Professorin für Botanik ist eine international renommierte Expertin für Flechten und durfte einige zur Internationalen Weltraumstation (ISS) bringen lassen, da die Europäische Weltraumbehörde nach Organismen sucht, die auf dem Mars oder im Weltraum überleben können: „Meine Forschung in der Astrobiologie basiert auf langjährigen Forschungen in der Antarktis, wo die Flechten die dominante Vegetation an eisfreien Standorten bilden und eine Resistenz gegenüber extremeren Umweltbedingungen zeigen.“ Flechten sind Lebensgemeinschaften aus einem Pilz und einer Alge und gelten als Überlebenskünstler: Nicht nur Kälte, sondern auch extreme Trockenheit und starke Strahlung können ihnen in der Symbiose kaum etwas anhaben. Diesen Schutz-Mechanismus könnte man sich zu Nutze machen, etwa bei der Entwicklung von Raumanzügen für Astronauten oder Sonnencremes.
Lars Schmitt
Hochschule Düsseldorf
Der Professor hat als erster und einziger in seiner Familie das Abitur gemacht und studiert. Diese Pionier-Arbeit spielt auch in der Forschungsarbeit von Lars Schmitt eine große Rolle: An der Hochschule setzt er sich mit den Hürden auseinander, die Menschen aus Familien ohne akademische Tradition, sogenannte Studienpioniere, beim Zugang zur Hochschule und im Verlaufe ihres Studiums oft überwinden müssen. Um daran etwas zu ändern, nimmt er nicht nur Biographien unter die Lupe, sondern auch Institutionen, deren Strukturen und Praktiken er daraufhin untersucht, inwieweit sie (un-)sensibel für Menschen unterschiedlichster Herkunft und am Fortschreiben sozialer Ungleichheit beteiligt sind. So ließen sich „verschiedene gesellschaftliche Phänomene und Verhaltensmuster, die oft als psychische Probleme wahrgenommen und bearbeitet werden, als Ausdruck sozialer Ungleichheit verstehen“, sagt Schmitt. Die gewonnenen Erkenntnisse „erhöhen die Teilhabechancen in einer von Machtverhältnissen und Ungleichheit geprägten Gesellschaft“, so der Wissenschaftler.
Nina Sträter
Robert-Schumann-Hochschule
Im nächsten Jahr feiert der Düsseldorfer Musikverein sein 200-jähriges Bestehen. Dann soll eine Monografie über die Einrichtung veröffentlicht werden, an der Nina Sträter zurzeit in der Forschungsstelle Bürgerliche Musikkultur arbeitet, die die Stadt finanziell unterstützt: „Besonders interessant an dem Projekt ist, dass das Thema nicht abstrakt präsentiert wird, sondern konkret anhand der Entwicklung einer kulturellen Einrichtung, die seit zwei Jahrhunderten in Düsseldorf bekannt und dort nach wie vor durch das regelmäßige Mitwirken an Chorkonzerten in der Tonhalle aktiv ist.“ Geradezu „revolutionär“ an der "Bürgerlichen Musikkultur" des ausgehenden 18. und 19. Jahrhunderts sei es gewesen, dass ein neues, selbstbewusstes Bürgertum die Organisation von Kunst und Kultur selbst in die Hand nahm, was bis dahin ein Privileg des Adels und der Kirche gewesen war: „Dieser Schritt hatte weitreichenden Einfluss auf die Gesellschaft und hat Konzertwesen, Kulturpolitik und Musikmarkt bis in die Gegenwart hinein geprägt.“
Fabian Virchow
Hochschule Düsseldorf
Der Professor ist Experte für Rechtsextremismus und -terrorismus und wird daher auch immer wieder gerne von Journalisten zu seiner Einschätzung befragt. An der Hochschule beschäftigt sich Fabian Virchow schon seit vielen Jahren analytisch mit Phänomen, Entwicklungen und Parteien wie AfD, NPD und Pegida, dem NSU sowie der Geschichte der staatlichen Verbotspolitik extrem rechter Parteien und Organisationen. Als „wichtigen Beitrag zur Stärkung der demokratischen Kultur“ versteht Virchow den Transfer der Arbeits- und Forschungsergebnisse in die Zivilgesellschaft, Politik und in die staatlichen Instanzen. In diesem Sinne werden angehende Sozialarbeiter und Sozialpädagogen an der Hochschule zum Beispiel auch mit Ansätzen der Prävention und Intervention vertraut gemacht.
Dieter Häussinger
Uniklinik Düsseldorf
Die Leber fasziniert den Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, und viele Geheimnisse hat er ihr schon entlocken können. „Sie ist ein zentrales Organ im menschlichen Körper, sie ist ein Tausendsassa. Sie beeinflusst Hirn, Nieren, Herz, Muskeln und Immunsystem“, so Dieter Häussinger. In seiner Forschung beschäftigt sich der Professor mit akuten und chronischen Leberkrankheiten, mit erblichen Stoffwechselkrankheiten, der hepatischen Enzephalopathie, einer gestörte Hirnfunktion durch eingeschränkte Entgiftung der Leber, und der einzigartigen Regenerationsfähigkeit der Leber. „Mein Antrieb ist das ,Verstehen-wollen‘ der Leberfunktion unter normalen und krankhaften Bedingungen. Die gewonnenen Erkenntnisse ergaben ein neues Krankheitsverständnis mit neuen diagnostischen und therapeutischen Optionen und damit Nutzen für erkrankte Patienten“, so Häussinger, der für seine Forschungsarbeiten mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde.