Sensation in Düsseldorf Ohne Narben operieren

Düsseldorf · Dem Chirurgen Konstantinos Zarras ist es erstmals gelungen, bei einer Operation nahezu keine sichtbaren Narben zu hinterlassen. Seit Jahren versucht er, die Entstehung von Narben bei Eingriffen zu minimieren.

 Chirurg Konstantinos Zarras mit seiner Patientin Hannelore Abt.

Chirurg Konstantinos Zarras mit seiner Patientin Hannelore Abt.

Foto: Thomas Busskamp

Minimalinvasive Eingriffe sind in der modernen Chirurgie nichts Ungewöhnliches mehr. Bei der Nachsorge der Wunden von Patientin Hannelore Abt war die Krankenschwester aber doch überrascht. "Die Schwester hatte bei der Nachsorge plötzlich zwei Pflaster zu viel in der Hand", erzählt Konstantinos Zarras, Chefarzt am St.-Vinzenz-Krankenhaus.

Ästhetischer Anspruch

Zarras hatte bei Abt die Gallenblase entfernt. Zum ersten Mal gelang ihm dieser Eingriff mit nur zwei Schnitten: einem im Schamhaarbereich, einem am Nabel. Normal sind vier Einschnitte, drei davon befinden sich an der Taille, sind also nach der Operation sichtbar. Die Narben, die bei der neuen Technik entstehen, sind kaum zu sehen, der Arzt spricht deshalb von einer "Unsichtbaren Operation".

Seit fünf Jahren operiert Zarras am St.-Vinzenz-Krankenhaus. Von Anfang an bemühte er sich, Narben möglichst klein und unauffällig zu halten. "Viele Chirurgen unterschätzen, wie wichtig es für die Patienten ist, eine möglichst kleine Narbe zu haben", findet Zarras. Daher bemüht er sich bei allen Operationen, das medizinisch Notwendige mit ästhetischen Gesichtspunkten zu kombinieren. Oft arbeitet der Chirurg sogar mit Instrumenten der Kinderchirurgie. Die Schnitte, die so genannten Ports, macht Zarras so, dass sie später kaum auffallen. Auch wenn das bedeutet, dass er mit seinen Instrumenten einen langen Weg zurücklegen muss.

Ein Risiko würde Zarras für die Ästhetik aber nicht in Kauf nehmen. "Sobald ich während der OP merke, dass ich mit den zwei Schnitten nicht auskomme, weil die Sicht zum Beispiel nicht gut ist, werde ich nicht zögern, weitere Ports zu machen." Deshalb hat der Chirurg wenig Verständnis für Operationstechniken, bei denen Organe verletzt werden, um noch weniger Narben zu verursachen. "Kollegen probieren mittlerweile, Eingriffe vaginal durchzuführen. Ich halte das für einen Fehler, weil durch die Verletzung Komplikationen auftreten können."

Möglichst wenige Einschnitte am Körper haben nicht nur einen ästhetischen Effekt. Patienten erholen sich auch schneller nach einer Operation. "Es ging unheimlich schnell", erzählt Hannelore Abt, die zwei Wochen nach ihrer OP schon wieder fit ist: "Ich kam am Dienstag ins Krankenhaus, donnerstags wurde ich wieder entlassen."

Trotzdem warnt der Arzt davor, die Operation wegen der fehlenden Narben zu unterschätzen: "Innerhalb des Körpers passiert dasselbe wie bei einer großen OP." Dennoch wird Zarras, wenn es möglich ist, bei der neuen Technik bleiben. Vor wenigen Tagen operierte er bereits wieder mit zwei Ports: Ein elfjähriger Junge hat nun keinen Blinddarm mehr, eine Narbe wird ihn aber an die OP nicht erinnern.

(RP)
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