Nicht nur auf der Rheinkirmes Opfer werden willenlos - Warnung vor K.o.-Tropfen

Düsseldorf · K.o.-Tropfen wirken schnell und machen ihr Opfer willenlos, sie verlieren die Kontrolle und können sich an nichts erinnern. Vor dem Start der Rheinkirmes warnt der Kriminalpräventive Rat der Stadt vor K.o.-Tropfen in Getränken.

Wenn der Ernstfall eintritt, ist schnelles Handeln gefragt: Wer vermutet, K.o.-Tropfen zu sich genommen zu haben, sollte direkt zum Arzt gehen. Vor allem die Kombination mit Alkohol machen die Betäubungsmittel so gefährlich, das gilt besonders für Diabetiker und Herzkranke. Wichtig ist auch, dass schnell Blut- und Urinproben genommen werden, da die meisten Substanzen nur kurz nachweisbar sind.

"Seit März 2010 haben wir 19 Verdachtsfälle und bei drei konnten wir noch eine Substanz nachweisen", erklärt Susanna Heusgen, Pressesprecherin bei der Polizei Düsseldorf. "Das Schamgefühl bei Frauen ist bei Sexualdelikten generell groß. Deswegen melden sich viele Frauen erst nach Tagen oder Wochen", so Heusgen. Allerdings gab es während der Kirmes noch nie eine Anzeige in Zusammenhang mit K.o.-Tropfen.

Schlagartiger Verlust der Kontrolle und auch der Erinnerung, Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen, Konzentrationsschwierigkeiten auch Tage später sind nur einige der Symptome. Täter nutzen die Hilflosigkeit ihrer Opfer aus, um sie zu berauben oder sexuell zu missbrauchen. Auch Frauen können Täter sein, um einen Mann auszurauben.

Nicht nur Kirmesgängern gibt Etta Hallenga von der Frauenberatungsstelle Düsseldorf zwei Tipps mit auf den Weg, auch auf Abibällen und zu Karneval ist besondere Vorsicht geboten: "Man sollte auf jeden Fall zusammen hingehen und auch wieder zusammen weggehen. Auch der vermeintlich freundliche Fremde kann nichts Gutes im Schilde führen", erklärt die Beraterin. Sie möchte zwar beileibe keine Spielverderberin sein, doch oftmals werden Opfer auch im Freundeskreis nicht ernst genommen.

Rund 20 Frauen und auch Angehörige melden sich im Jahr bei der Frauenberatungsstelle – nach der Kirmes sind es durchschnittlich zwei Frauen mit einer Geschichte zur Raub oder sexualisierter Gewalt. Klingt zunächst nicht dramatisch – "doch die Dunkelziffer ist hoch", ist sich Hallenga sicher, denn durch die schwere Nachweisbarkeit der K.o.-Tropfen und die häufige Kombination mit Alkohol wird ein Blackout schnell als Rausch abgetan.

Therapeutin Hallenga berät seit langem Opfer, die sich mit Erinnerungsfetzen und vielen Fragen quälen. "Das Schlimme ist die Erinnerungslücke, dass man nicht weiß, was mit einem passiert ist. Die Fantasie ist ja grenzenlos", erklärt Hallenga im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Frage nach dem Täter und ob es vielleicht Fotos oder Videos gibt, dränge sich ebenfalls auf. Im Zeiten von Youtube und Facebook eine berechtigte Angst.

Auch wenn es schwer ist, einen Täter zu ermitteln, wenn das Opfer sich an nichts erinnert und man in einem vollen Zelt gefeiert hat, ist es wichtig Anzeige zu erstatten. Hallenga: "So können Polizei und Sicherheitsdienst besser aufpassen und auch die Betreiber aufmerksam machen."

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