Düsseldorf Orkan Ela macht Familie obdachlos

Düsseldorf · Vor einem Monat lief bei Familie Damm das Wasser von den Wänden. Weil die Wohnung totalsaniert werden muss, soll sie nun ausziehen. Die höhere Miete nach der Renovierung kann sie sich aber nicht leisten.

 Detlev Damm und seine Frau, Marion Funke in ihrer Wohnung. Das Trockengerät vor ihnen ist eines von vier, mit denen sie vergeblich versuchten, die Feuchtigkeit aus den Wänden zu bekommen.

Detlev Damm und seine Frau, Marion Funke in ihrer Wohnung. Das Trockengerät vor ihnen ist eines von vier, mit denen sie vergeblich versuchten, die Feuchtigkeit aus den Wänden zu bekommen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Als das Unwetter über Düsseldorf kam, betrachtete Detlev Damm den Himmel erst mit Neugier. Vielen Düsseldorfern ging es ja am Anfang so. Als es immer schlimmer wurde, gingen er und seine Frau Marion Funke ins Haus, und es war Frau Funke, der das Wasser dort zuerst auffiel. Es lief von oben am Kamin herunter, sie versuchte es zunächst, mit Handtüchern aufzufangen. Sinnlos, wie sich kurze Zeit später herausstellen sollte. "Das Wasser schoss förmlich aus den Wänden, ergoss sich knietief in die Wohnung", sagt Damm, über Tapeten, Böden, Möbel. Es war ein Desaster.

Jetzt, vier Wochen danach, ist Sturmtief Ela in der Wohnung immer noch gegenwärtig. Versuche, mit Trockengeräten die Feuchtigkeit aus den Wänden zu bekommen, scheiterten. Zumal der Vermieter zunächst über Tage nicht zu erreichen war. Inzwischen hat er einen Brief geschrieben, in denen er der Familie 4000 Euro bietet, wenn sie zum Ende des Monats auszieht, wobei sie damit auf alle anderen Ansprüche verzichten soll. Die Familie, zu der noch eine 17 Jahre alte Tochter gehört, wird keine andere Wahl haben.

Wie lange eine Sanierung dauere, könne der Vermieter nicht sagen, Detlev Damm rechnet aber damit, dass er auf jeden Fall die Miete nachher erhöhen wird. "Wir werden das nicht mehr bezahlen können." Damm hat also nun die Möglichkeit, Hals über Kopf auszuziehen und 4000 Euro zu bekommen, um wenigstens halbwegs die Umzugskosten und eine Maklercourtage zahlen zu können. Er kann auch später ausziehen, weil er die Wohnung nicht mehr bezahlen kann. Dann bekäme er jedoch gar nichts.

Seit 1996 wohnt die Familie an der Grupellostraße. Auch wenn das Haus seit Jahren schon vernachlässigt wirkt, blieb sie. Die Lage ist zentral und die Miete günstig. Selbst, als der Vermieter begann, immer mehr Geld für die 83 Quadratmeter zu nehmen, blieben sie.

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Foto: Andreas Endermann

Sechs Wohnungen haben sie sich bisher angesehen, "doch auf die Schnelle gibt es nichts", sagt Damm. Er nimmt nach zweijähriger Krankheit im Oktober wieder seine Arbeit als Krankenpfleger auf, auch seine Frau arbeitet in einem Minijob. Geld ist knapp. "Der Umzug kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt", sagt Damm. Sie wollen zunächst mit Schlafsäcken bei Freunden unterkommen. Bis sie eine passende Wohnung gefunden haben.

Hilfe könnten sie natürlich auch von der Stadt bekommen. Eine Hilfshotline hatte die nach dem Sturm eingerichtet, bei der "unbürokratisch" geholfen werde, wie OB Dirk Elbers damals im Wahlkampf versprochen hatte. Allerdings hätte den Damms dann das Gleiche passieren können wie Reiner Baum, dessen Dach Ela abgedeckt hat. Er und seine Lebensgefährtin hatten versucht, bei der Stadt Informationen über Hilfen zu bekommen. "Doch dort wusste niemand etwas davon", sagt Baum. "Die Stadt jedenfalls konnte mir nicht sagen, wie das mit dem Hilfsfonds läuft, den sowohl Elbers als auch Geisel groß angekündigt haben", fügt der Polizeibeamte hinzu. Man habe ihn auch nicht zurückgerufen, obwohl er mehrmals seine Nummer hinterlassen habe. Baum half sich schließlich selbst. Er rechnet mit Mehrkosten von 500 Euro im Monat wegen des Sturms, doch er hat das Geld.

Bei der Stadt spricht man davon, dass der Hilfsfonds nichts mit der Hotline zu tun gehabt habe. Die Aktion "Düsseldorfer für Düsseldorfer" gehe von der Bürgerstiftung aus. Der OB sei lediglich der Schirmherr. An die Stiftung müsse man sich auch wenden, wenn man hilfsbedürftig sei. Familie Damm will das nun tun. In der Hoffnung, dass Sturm Ela sie nicht komplett finanziell ruiniert.

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(RP)
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