Düsseldorf Orthodoxe feiern Ostern am selben Tag

Düsseldorf · In diesem Jahr fällt das Osterfest der West- und Ostkirchen zusammen. Manche Rituale ähneln sich, andere orthodoxe Traditionen ermöglichen Katholiken und Protestanten einen neuen Blick auf das höchste Fest der Christenheit.

 Färben am Gründonnerstag die Eier: Ioannis Efstathiadis mit seiner Mutter Maria sowie den Söhnen Georgios-Rafail (9) und Christos (7). Die Kerze in Christos Hand ist für eines der Patenkinder. Sie wird in der Osternacht geweiht.

Färben am Gründonnerstag die Eier: Ioannis Efstathiadis mit seiner Mutter Maria sowie den Söhnen Georgios-Rafail (9) und Christos (7). Die Kerze in Christos Hand ist für eines der Patenkinder. Sie wird in der Osternacht geweiht.

Foto: H.-J. Bauer

Seit Tagen freuen sich Georgios-Rafail (9) und Christos (7) auf den heutigen Tag. Gemeinsam mit ihrer Oma Maria Efstathiadou färben sie am Gründonnerstag die Eier für das nahe Osterfest. Anders als bei ihren deutschen Freunden wird es aber keine grünen, blauen und gelben Exemplare geben. "Wir nutzen ausschließlich Rot, zur Erinnerung an das von Christus am Karfreitag vergossene Blut", sagt Efstathiadou. Die Tütchen mit der besonderen Farbe kommen direkt aus Griechenland. Genauso wie einige Zutaten für die Zureki, die klassischen süßen Osterzöpfe. "Schön, dass wir in diesem Jahr den gleichen Termin wie die Katholiken und Protestanten haben. Das fühlt sich dann auch für uns einfach mehr nach Feiertag an", sagt der Vater der beiden Jungs Ioannis Efstathiadis.

Allzu häufig kommt die in Oberbilk lebende Familie allerdings nicht in den Genuss dieses gemeinsam erlebten Feiertagsgefühls. 2017 wird es noch einmal so sein, dann erst wieder im Jahr 2025. Der Grund: West- und Ostkirche konnten sich bislang nicht auf ein gemeinsames Datum für die Feier der Auferstehung Christi einigen. In den meisten orthodoxen Kirchen richtet sich die Lage der Festtage nach dem alten Julianischen Kalender und eben nicht nach der von Papst Gregor im 16.Jahrhundert initiierten Kalenderreform (siehe Info).

Die Freude der Griechen am traditionsreichen Fest tut dieser Jahrhunderte alte Unterschied keinen Abbruch. Zu Tausenden werden sie am späten Samstagabend in und vor ihre orthodoxe Kirche Am Schönenkamp in Hassels strömen, die Ikonen küssen, den Gesängen der Chöre lauschen (eine Orgel gibt es nicht) und besonders festliche Kerzen für die Patenkinder weihen lassen. Viele Besucher der mehrstündigen Liturgie sind festlich gekleidet, wenn der Priester um 23 Uhr (also um 24 Uhr griechischer Zeit!) das erste Mal laut und vernehmlich "Christos anesti" (Christus ist auferstanden) ruft. "Wir antworten dann: Alifos anesti, was so viel heißt wie: Wahrlich, er ist auferstanden", erzählt Ioannis Efstathiadis. Doch nicht nur die Kirche ziehen ihn und seine Frau Evangelia rund um die Karwoche und Ostern in den Bann. "Am Ostersonntag grillen wir Zicklein und feiern ein großes Fest mit Verwandten, Freunden und Nachbarn. Am schönsten ist das natürlich in Griechenland. Die Atmosphäre dort ist unvergleichlich."

Unvergleichlich findet auch Maja Gabunia den Ostersonntag - vor allem in ihrer kaukasischen Heimat. Die 35-Jährige stammt aus Georgien und gehört - wie fast alle ihre Landsleute - der dortigen orthodoxen Kirche an. "In Georgien gehen wir zu Tausenden an beiden Ostertagen auf die Friedhöfe, essen dort Kuchen und Hähnchen. Und trinken Wein direkt an den Gräbern unserer Verwandten und Nachbarn. Gibt es einen besonderen Gedenktag, beispielsweise ein Jahrgedächtnis, spielen wir auch Akkordeonmusik und singen Lieder." Für Gabunia ein bedeutungsstarkes Ritual. "Wir feiern die Auferstehung bei denen und mit denen, die im Glauben daran gestorben sind." In Düsseldorf vermisst sie diesen Teil des Festes. An der feierlichen Liturgie kann sie aber teilnehmen. Denn die kleine georgisch-orthodoxe Gemeinde verfügt an der Hammer Fährstraße über eine eigene Kapelle. "Die Gläubigen kommen aus ganz Nordrhein-Westfalen, bringen Spezialitäten und rot gefärbte Eier mit. Was an diesem Tag zählt, sind der Glaube und die Gemeinschaft."

(RP)
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