Düsseldorf Ostern in Trümmern

Düsseldorf · In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges waren die meisten Düsseldorfer Gotteshäuser zerstört. Oder es war zu gefährlich, in ihnen zu feiern. Stattdessen trafen sich die Christen in Kellern. Oft mit Todesangst.

 St. Andreas in Flammen: Fliegerangriffe hatten schon vor 1945 viele Gotteshäuser in Brand gesetzt und sie für die Gläubigen unbrauchbar gemacht.

St. Andreas in Flammen: Fliegerangriffe hatten schon vor 1945 viele Gotteshäuser in Brand gesetzt und sie für die Gläubigen unbrauchbar gemacht.

Foto: Archiv Brzosa

Auf wenig konnten sich die Düsseldorfer in den letzten Kriegstagen verlassen. Schon lange fuhren keine Straßenbahnen mehr, Licht gab es nur vereinzelt, und auch die Zeitung kam nur unregelmäßig und doch, es gab es Konstanten. Gottesdienste etwa fanden statt. Auch unter den scheinbar unsäglichsten Bedingungen, auch wenn sie eine Gefahr für das Leben der Gläubigen darstellten.

60 Pfarrer blieben in ihren Gemeinden, als Düsseldorf eingeschlossen war und von allen Seiten beschossen wurde. Sie hielten regelmäßig ihre Gottesdienste ab, beharrten auf die Liturgie, spendeten Sakramente, auch wenn ihnen keine Gotteshäuser mehr zur Verfügung standen. Die meisten waren schon bevor Düsseldorf am 3. März Frontstadt wurde, durch alliierte Bombenangriffe zerstört worden. Besonders in der Innenstadt wurde nun, zu Ostern, der Rest durch Granaten zerschossen. Gottesdienste waren gefährlich, besonders der Weg zu ihnen. Oft kamen deshalb die Pfarrer in die Keller, in denen die Bevölkerung Schutz gesucht hatte. Sie hatten allerdings auch Notkapellen in den Pfarrhäusern und Gewölben der Kirchen aufgebaut.

In der Karwoche war der Beschuss von der linken Rheinseite, wo die Amerikaner bereits Stellung bezogen hatten, besonders schlimm.

So schrieb etwa Pfarrer Joseph Sommer in die Pfarrchronik von St. Lambertus: "Der Granatenregen nahm in der Karwoche immer mehr zu. Das Pfarrhaus bebte Tag und Nacht, doch schlug nur eine Granate in den Garten ein. Sie begnügte sich damit, einige weitere Äste abzuschlagen und ein Bäumchen zu ruinieren. Der Karfreitag (30.03.1945) war der schlimmste Tag in diesem Jahr, den ich durchlebte. Von morgens 11 Uhr bis nachmittags 4 Uhr krachten die Granaten um und über uns. Fünf schlugen in den Garten und machten ihn zu einer Wüste. Blumen und Bäume, auch unser schönster Weinstock wurden vernichtet. Der Karsamstag war unverhältnismäßig ruhig. Dafür war der Ostersonntag wieder schlimm. Bei allem Elend danken wir Gott und unseren lieben Schutzheiligen von Herzen, dass die Schüsse nicht die Kirche und das Pfarrhaus trafen".

Im Keller des Pfarrhauses hielt er seine Predigten. Am Ostersonntag war das Thema: "Glaubenszweifel, welche? Wie sie meistern!" Der Text ist nicht überliefert, doch kann sich angesichts von Tod, Hunger und Verzweiflung wohl jeder vorstellen, dass es nicht einfach war, in jener Situation an Gott zu glauben. So sehr man es auch wollte.

Auch unter den Geistlichen gab es Opfer. Die Kapläne waren eingezogen und fielen. Kaplan Gerhard Hendriks etwa aus Mörsenbroich, Kaplan Friedrich Behr aus Pempelfort, Kaplan Franz Staudt aus Unterrath. Auch in der Krankenpflege gab es Opfer. Immerhin waren etwa 75 Prozent aller Krankenhausbetten in geistlicher Obhut. Schwestern umsorgten Verletzte. Und blieben. Auch als die Granaten in die Kreiß- und Operationssäle einschlugen.

(RP)
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