Prozess um Auftragsmord in der Karibik "Papa ist tot! Ich will nun für ihn sprechen!"

Dramatische Szenen am Mittwoch vor dem Landgericht Düsseldorf: Dort sagte die Tochter der Frau aus, die ihren Mann von einem Auftragskiller in der Karibik ermorden lassen haben soll. Von ihrer Tochter wurde sie schwer belastet.

Es war ein hochemotionaler Schlagabtausch zwischen der angeklagten Mutter (45) und der mittleren ihrer drei Töchter (27) beim Landgericht. Der Mutter wird vorgeworfen, sie habe ihren Ratinger Ehemann (56) Ende 2015 in dessen Wahlheimat in der Dominikanischen Republik in einen Hinterhalt gelockt und von einem Auftragskiller per Kopfschuss töten lassen.

Ein früheres Geständnis hatte sie zu Prozessbeginn widerrufen. Doch ihre 27-jährige Tochter hat sie vor Gericht schwer belastet. Sie glaube, dass die Anklage stimmt, wonach die Mutter den Vater ermorden ließ. "Es ist schrecklich, gegen die Mutter etwas zu sagen, aber Papa ist tot! Ich will nun für ihn sprechen!"

Nach fast einstündiger Zeugenaussage weinten beide Frauen bitterlich. Hier die Angeklagte, die zu Prozessbeginn beteuert hat, sie habe "niemandem etwas getan", sei unschuldig. Sie rief ihrer Tochter bei deren belastender Aussage zu: "Du bist warst doch immer meine Königin! Du solltest Dich schämen!" Dort aber die Tochter als Zeugin, die weinend konterte: "Stellst Du mich als blöd dar? Ich habe Papa bestimmt nicht umgebracht! Wir brauchen hier doch nicht rumzulügen!"

Im Ergebnis schilderte die Tochter das Mordopfer als sparsamen, zurückhaltenden Menschen, der in einem Koffer in seiner Ratinger Wohnung immer 50.000 Euro in bar gehortet habe. Nach seinem Tod seien nur noch 4.000 Euro da gewesen. "Und er war kein Schläger oder Vergewaltiger, war immer für meine Mutter da!"

Ihre Mutter beschrieb sie als "impulsiv", bei Streit "immer laut", wie der Rest der Familie. Zwischen den längst getrennt lebenden Eltern sei es "immer nur ums Geld gegangen", auch um eine Villa in Puerto Plata — und darum, dass die Mutter gedroht habe, sich scheiden zu lassen. Ihr Vater habe nicht nur befürchtet, dann allen gemeinsamen Besitz in der Karibik zu verlieren, sondern auch, dass er vergiftet werden sollte.

Die Mutter konterte darauf mit einem Geständnis: Das Geld für die Villa habe sie doch selbst verdient - als Prostituierte. Jedes weitere Wort ihrer Tochter quittierte sie dann nur noch mit bitter-höhnischem Lächeln. Bis die Tochter ihr schluchzend zurief: "Weißt Du, wie schwer das ist, hier zu sitzen — und Dich da auf der Anklagebank zu sehen?" Ob die Mutter demnächst selbst über den Tod ihres Mannes aussagt, ist unklar.

(wuk)
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