Vandalismus in Düsseldorf Papierfabrik-Abriss verzögert sich

Düsseldorf · Nach Jahren des Vandalismus und mehrere Fälle von Brandstiftung sollte das Gebäude für neue Büros weichen. Doch der entscheidende Erbpachtvertrag fehlt momentan noch.

 Der Zaun um das Fabrikgelände an der Fringsstraße wurde nach sich täglich wiederholenden Beschädigungen jetzt entfernt. Das Gebäude muss aber vorerst stehen bleiben.

Der Zaun um das Fabrikgelände an der Fringsstraße wurde nach sich täglich wiederholenden Beschädigungen jetzt entfernt. Das Gebäude muss aber vorerst stehen bleiben.

Foto: Andreas Bretz

Den Bauzaun, der gegen die Eindringlinge ohnehin kaum noch Schutz geboten hat, hat Markus Mertens entfernen lassen. "Der ist jeden Tag umgerissen worden", sagt der Vorstand der Rialto Capitol AG, der die einstige Papierfabrik Hermes im Hafen vom Insolvenzverwalter gekauft hat. "Dafür haben wir jetzt vor wirklich jede Öffnung Stahlplatten gesetzt - insgesamt nunmehr fast 200 Stück." Trotzdem muss er regelmäßig nachschauen lassen: "Das Tor wird alle paar Tage aufgebrochen und wird von uns wieder repariert."

Die fünftstellige Investition musste auch deshalb sein, weil der geplante Abriss der Ruine nun doch nicht so schnell über die Bühne geht, wie Mertens das gehofft hatte. Denn der Erbpachtvertrag, der im Sommer schon unterschriftsreif schien, ist von den Neuss-Düsseldorfer-Häfen als Grundbesitzer nun doch noch nicht unterzeichnet worden. Und vorher geht auf dem Gelände nichts.

Eine Papierfabrik könnte er sofort wieder eröffnen - für diese Nutzung ist die Erbpacht nämlich noch für zehn Jahre bezahlt. Doch Mertens plant auf dem riesigen Areal eine Nutzung für Büros und Logistik. Da muss ein neuer Vertrag her, und wie immer geht es dabei auch um Geld.

Schon im März, nachdem ein abenteuerlustiger Jugendlicher beim verbotenen Durchstreifen der Fabrikruine in einen Schacht gestürzt war und lebensgefährlich verletzt in einem aufwendigen Einsatz gerettet wurde, hatte Mertens versucht, die Vertragsverhandlungen zu beschleunigen. Nicht nur der Unfall des 15-Jährigen hatte ihn dazu bewogen. Auch eine Serie von Brandstiftungen setzte ihn unter Druck. Die Einsätze für die Feuerwehr in dem maroden Gebäude wurden immer gefährlicher, und auch von dort war auf einen schnellen Abriss gedrängt worden. Zu retten ist das rund hundert Jahre alte Gebäude ohnehin nicht mehr.

Wieder brennt die Papierfabrik am Düsseldorfer Hafen
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Foto: Daniel Bothe

Doch auch eine neuerliche Brandserie im Herbst hatte die Vertragspartner nicht schneller zur Einigung bringen können. Nun liegt zwar bereits das Gutachten vor, wonach dem Abriss nichts im Wege stehe. Aber jetzt soll auch noch vor Vertragsschluss - ohne den es keine Abrissgenehmigung gibt - eine Expertise über den Boden und mögliche Altlasten darin her. Dabei will Mertens den Boden eigentlich gar nicht antasten, sondern ohne Keller neu bauen. Aber, sagt er, so ein Gutachten schadet ja auch nichts. Nur ein bisschen mehr Zeit kostet es.

Zeit, die seit Sonntag auch ein paar Straßen weiter eine Rolle spielt: Mit dem Architektenteam "greeen!" hat Mertens einen Vertrag für den Neubau geschlossen. "Büros an der Wasserseite sollen 40 Prozent des Projekts einnehmen, 60 Prozent der Logistikbereich", stellt sich der Investor vor, und die Architekten, die an der Speditionstraße sitzen, freuen sich, gewissermaßen die eigene Nachbarschaft mit zu gestalten. Die alte Fabrik mit einzubinden, wäre sicher reizvoll gewesen, heißt es aus dem Architektenbüro. Aber dieser Traum von Markus Mertens war durch die wiederkehrenden Brandstiftungen - durch Feuer und Löschwasser - und die Vandalismusschäden zerstört worden.

Trotzdem gefällt dem Unternehmer der Düsseldorfer Hafen immer besser. Und er vertraut auf das Architektenteam: Er könne sich durchaus vorstellen, mit Rialto Capital von Köln in den Hafen umzusiedeln, sagte er.

(RP)
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