Bauprojekt in Düsseldorf "Papillon" hofft auf Immobilien-Oscar

Düsseldorf · In Heerdt wurde aus einem Bunker ein Objekt mit 24 Wohnungen. Nächste Woche könnte das Vorhaben in Cannes gewinnen.

 Früher Bunker, jetzt Wohnkomplex mit zahlreichen angedockten Kuben: An der Pariser Straße 100 ist mit dem "Papillon" ein ungewöhnliches Wohnprojekt entstanden. Im Hintergrund der Turm von St. Benediktus.

Früher Bunker, jetzt Wohnkomplex mit zahlreichen angedockten Kuben: An der Pariser Straße 100 ist mit dem "Papillon" ein ungewöhnliches Wohnprojekt entstanden. Im Hintergrund der Turm von St. Benediktus.

Foto: Christoph Reichwein

Eines der ungewöhnlichsten Düsseldorfer Wohnprojekte steht vor der Vollendung. Jahrzehnte stand der Bunker an der Pariser Straße in Heerdt leer, in zwei Wochen werden nun die ersten der insgesamt 24 Wohnungen an die Eigentümer übergeben.

Und nächste Woche könnte es für den "Papillon", wie das Projekt heißt, bei der weltgrößten Immobilienmesse Mipim in Cannes die Krönung geben: Das Vorhaben ist für einen Award in der Kategorie "Revitalisierte Gebäude" nominiert. Konkurrenten sind zwei Pariser Objekte sowie das Centro Cultural Kirchner in Buenos Aires.

Jeder, der ein altes Haus komplett umgebaut hat, weiß, dass sehr vieles anders kommt als man gedacht hat - da können die Pläne noch so gut gewesen sein. Und es wird vieles teurer. Beim Immobilien- und Finanzfachmann Andreas Bahners mischt sich in den Stolz über "Papillon" deswegen eine gewisse Lakonie. Sein Objekt war besonders alt, das Gegenteil von einem Schmuckstück und hatte besonders dicke Wände.

 Investor Andreas Bahners lehnt in einer Wohnung an der freigelegten Bunker-Außenwand. 5000 Tonnen Beton wurden aus dem Bunker herausgeschnitten.

Investor Andreas Bahners lehnt in einer Wohnung an der freigelegten Bunker-Außenwand. 5000 Tonnen Beton wurden aus dem Bunker herausgeschnitten.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Schwierige Voraussetzungen. Die Diamantseilsägen brauchten neun Monate, um die großen Blöcke aus den 2,30 Meter dicken Wänden herauszuschneiden. Die Schnittseiten sind inklusive Lüftungsrohren noch an vielen Stellen zu sehen, im Treppenhaus wie in den Wohnungen. 5000 Tonnen Beton wurden herausgeschnitten. Dann wurden Räume und Terrassen angebaut, so dass nunmehr 4230 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung stehen.

Aus der hässlichen Larve ist, wie der Name verspricht, tatsächlich ein Schmetterling geworden. Beim Ortstermin zeigt sich, dass das Erscheinungsbild den spektakulären Simulationen entspricht. Der Komplex wirkt, als hätte jemand gigantische "Rubik's Cubes", die bunten Zauberwürfel, zusammengefügt. Nur, dass "Papillon" nicht so vielfarbig ist. "Wir haben uns bei den Fassadenfarben auf Weiß und Grau und Verkleidungen mit Edelstahl konzentriert", sagt Bahners. Die Befürchtungen mancher Heerdter, sie könnten beim Autofahren durch Relexionen geblendet werden, hat Bahners schon oft entkräften müssen. "Die Oberfläche ist so bearbeitet, dass sich das Licht in ihr bricht."

 Blick auf eine der Terrassen, die zur Hälfte als Parkplatz genutzt werden können. Aus Brandschutzgründen darf dort jeweils nur ein Auto stehen.

Blick auf eine der Terrassen, die zur Hälfte als Parkplatz genutzt werden können. Aus Brandschutzgründen darf dort jeweils nur ein Auto stehen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Das Gesamtprojekt schräg gegenüber vom Dominikus-Krankenhaus ist teurer geworden als kalkuliert und kommt nun auf 19 Millionen Euro. Aber es ist erfolgreich, obgleich die Lage zwischen Pariser Straße und Autobahn Freunde urbanen Lebens voraussetzt, die Verkehrslärm nicht wirklich stört. Nur noch zwei Wohnungen sind zu haben, sie sind gut 190 Quadratmeter groß. Die Größe der übrigen Wohnungen liegt zwischen 92 und 306 Quadratmeter. Größte Besonderheit: 23 Autos werden über breite Aufzüge zu den Wohnetagen auf Terrassen gebracht, hinzu kommen 26 Stellplätze in einer Tiefgarage. So individuell wie das Objekt sind auch manche Autos der Käufer, es befinden sich Oldtimer (Ford Mustang) und ein Lamborghini darunter.

Würde Bahners noch einmal einen Bunker umbauen? "Vielleicht." Auch wieder mit Kuben und Auskragungen? "Das weiß ich nicht", sagt der 39-jährige, "andererseits: Unspektakuläre Projekte werden nicht für die Mipim nominiert."

(ujr)
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