Vorwurf des Drogen- und Menschenhandels "Pate von Gerresheim" angeklagt

Düsseldorf · Mit 78 Jahren soll der so genannte Pate von Gerresheim demnächst auf die Anklagebank beim Landgericht. Bei einer Rocker-Razzia im Hochbunker an der Heyestraße hatte die Polizei vermutlich dessen hochprofessionelle Cannabis-Plantage entdeckt.

 In der fünften und sechsten Etage des Hochbunkers hatte die Polizei die Cannabis-Plantage entdeckt.

In der fünften und sechsten Etage des Hochbunkers hatte die Polizei die Cannabis-Plantage entdeckt.

Foto: Bretz, Andreas

Im Zusammenhang mit einer professionellen Cannabis-Plantage im Gerresheimer Hochbunker, die im März 2012 durch Zufall entdeckt wurde, soll der alteingesessene Unternehmer und Immobilienbesitzer als Mittäter beim bandenmäßig organisierten Haschisch- und Menschenhandel fungiert haben. So heißt es in der Anklage gegen den 78-Jährigen, die jetzt dem Landgericht vorliegt. Ob und wann es zum Prozess gegen den "Paten" und einen mutmaßlichen Drahtzieher (29) der Haschisch-Plantage kommt, ist noch unklar.

Vor vier Jahren waren Ermittler gegen die Rocker-Szene, die sich damals im unteren Teil des Hochbunkers an der Heyestraße eingemietet hatte, in einer Razzia vorgerückt. Dabei stießen Polizisten in der fünften und sechsten Etage auf die hochprofessionelle Anlage zur Aufzucht und Ernte von weit über 3000 Cannabis-Pflanzen. Drei Vietnamesen waren als "Erntehelfer" dort eingesetzt, in Wahrheit aber monatelang ohne Tageslicht und Frischluft unter unmenschlichen Zuständen wie Sklaven gehalten und sogar eingesperrt worden. Das Landgericht hat alle drei im August 2012 als Mitläufer im Drogenhandel eingestuft und auf Bewährung freigelassen. In einem gesonderten Prozess soll laut Staatsanwaltschaft jetzt aber gegen einen der mutmaßlichen Drahtzieher dieser riesigen Hanfplantage, der seit seiner Auslieferung Ende 2015 aus den Niederlanden jetzt in Düsseldorfer U-Haft sitzt, und gegen den 78-jährigen Vermieter des Hochbunkers verhandelt werden.

Dem "Paten" wird dabei vorgeworfen, die wie Sklaven eingeschlossenen Erntearbeiter über fünf Monate hinweg mit Nahrung und Getränken versorgt zu haben. Die Plantagenräume habe er den Betreibern zuvor für monatlich 12.000 Euro vermietet - obwohl er angeblich wusste, was dort geplant war und dann ausgeführt wurde. So habe der 78-Jährige eigens eine spezielle Stromversorgung für die Plantage einbauen lassen sowie Neonröhren und Holz für den Bau der Aufzuchtkästen besorgt. Er ließ auf Drängen der Drogenbosse Anfang 2012 angeblich sogar eine neue, stabilere Tür im Treppenhaus des Hochbunkers einbauen, um eine Entdeckung der Plantage oder eine Flucht der dort gefangenen Arbeiter zu verhindern. Einen Prozesstermin gibt es noch nicht.

(wuk)
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