Düsseldorf Pendeln zwischen Hörsaal und Spielplatz

Düsseldorf · Studieren mit Kind: Uni, FH und Stadt bieten jungen Familien ein Paket von Hilfsangeboten. Auch, damit sie später in Düsseldorf bleiben.

 Özlem Langer (26) entschied sich ganz bewusst dafür, im Studium ein Kind zu bekommen. Töchterchen Maia ist mittlerweile ein Jahr alt.

Özlem Langer (26) entschied sich ganz bewusst dafür, im Studium ein Kind zu bekommen. Töchterchen Maia ist mittlerweile ein Jahr alt.

Foto: Andreas BretzSSS

Kinder verändern das Leben. Und Pressekonferenzen gelegentlich ebenso. So hockte gestern Richarda Bauschke-Hartung, Professorin und Prorektorin der Uni, auf dem Teppichboden, um mit Maia (1 Jahr) zu spielen. Und die staunte Bauklötzchen über das Medieninteresse, das ihre Anwesenheit auslöste, als Universität, Fachhochschule und Stadt ihr gemeinsames Projekt vorstellten: "Studium und Familie." Während Maia in die Kameras lächelte, berichtete ihre Mama Özlem Langer vom Alltag zwischen Hörsaal und Spielplatz: "Meine Erfahrungen sind total positiv."

Es scheint sich eine Menge verändert zu haben in den letzten Jahren. Während früher junge Eltern während ihres Studiums vor allem damit beschäftigt waren, Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, lautet das Fazit heute: "Studium und Familie, das passt in Düsseldorf gut zusammen." Ein Satz der Prorektorin, den Özlem Langer (26) nur bestätigen kann. Die Germanistik-Studentin hatte sich mit ihrem Mann ganz bewusst für ein Kind zu diesem Zeitpunkt entschieden. "Ich wollte früh Mutter werden, und Karriere kann ich immer noch machen." Am liebsten an der Uni, wo sie gern promovieren würde. Zumal ihre Eltern ihr bei Maias Betreuung Hilfe bieten, und sie als Masterstudentin ihre Zeit relativ flexibel einteilen kann. "Außerdem habe ich vom Familienbüro jede Unterstützung bekommen, als ich Informationen brauchte und einen Kita-Platz suchte."

Bis sie ihn schließlich fand, vergingen dann doch ein paar Monate, denn der Andrang ist groß: Rund 2000 Studierende haben ein Kind. Seit letzter Woche, rechtzeitig vor Beginn des Herbstsemesters, geht Maia nun in eine Werstener Kita. Zusätzlich haben Uni, Klinikum und Fachhochschule 340 Plätze in ihren eigenen Einrichtungen. Zu Engpässen kann es trotzdem kommen. Und deshalb bot Burkhard Hintzsche, Jugend- und Sozialdezernent, gestern an: "Wenn weiterer Bedarf besteht, reden wir darüber." Für die Stadt, so Hintzsche, sei es wichtig, attraktiv für junge Familien zu sein. Auch, um den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel zu bewältigen.

Beide Hochschulen, Uni und FH, schmücken sich mit dem Zertifikat "Familienfreundlich." Diesen Anspruch erfüllen sie auch mit den Angeboten ihrer Familienbüros. Die sind nicht nur Informationsbörse und Bindeglied zur Stadt, sondern auch Problemlöser. Wenn ein Kind kränkelt und nicht in die Kita kann, oder die Tagesmutter plötzlich ausfällt, wird schnelle Hilfe organisiert. Uni-Mitarbeiter können ihre Kinder auch mit zum Arbeitsplatz nehmen. Und Petra Wackers, Leiterin des Familienberatungsbüros, kommt dann mit ihrem Bollerwagen, gefüllt mit Spielsachen und Wickel-Utensilien. Für Studierende der Fachhochschule wurde die "Rappelkiste" eingerichtet, dort werden die Kleinen auch dann betreut, wenn die jungen Eltern eine Klausur schreiben.

Anstrengend bleibt der Spagat zwischen Studium und Familie trotzdem. "Ich dachte, Hausarbeiten schreib' ich, wenn Maia abends schläft", meint Özlem Langer. "Aber dann bin ich selbst viel zu müde." Allerdings fand sie verständnisvolle Dozenten, die ihr auch mal die Frist für den Abgabetermin verlängern.

(RP)
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