Düsseldorf Pfarrer wirft wegen Kirchenschließung hin

Düsseldorf · Im Mai soll die Pauluskirche in Unterrath entwidmet werden. Bodo Kaiser, Seelsorger der evangelischen Gemeinde, sieht die Zukunft seiner Gemeinde gefährdet und will die Entwicklung nicht mittragen.

 Bodo Kaiser vor der Pauluskirche: Er verlässt nach 22 Jahren seine Wirkungsstätte in der Evangelischen Gemeinde Unterrath.

Bodo Kaiser vor der Pauluskirche: Er verlässt nach 22 Jahren seine Wirkungsstätte in der Evangelischen Gemeinde Unterrath.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Bodo Kaiser ist enttäuscht. "Ich habe jetzt vier Jahre alles getan, um das Gemeindeleben rund um die Pauluskirche zu erhalten. Aber die neuen Entwicklungen kann und will ich nicht mittragen", sagt der Seelsorger. Er wird deshalb in den nächsten Wochen sein Amt niederlegen und eine neue Stelle außerhalb von Düsseldorf antreten. 22 Jahre hat der Pfarrer in der evangelischen Gemeinde Unterrath mit der Petruskirche in der Straße Am Röttchen und der Pauluskirche am Diezelweg gewirkt. Am Diezelweg entstand ein lebendiges Zentrum. Rund 40 Gruppen mit 600 Teilnehmern treffen sich regelmäßig dort im Gemeindehaus. "Das ist ein Vielfaches als der landeskirchliche Durchschnitt", sagt Kaiser.

Deshalb regte sich schnell Protest, als vor drei Jahren bekannt wurde, dass die kleine Pauluskirche geschlossen werden soll. Rund 800 Unterschriften wurden für den Erhalt gesammelt, Briefe an das Presbyterium gerichtet. Doch dieses blieb bei diesem drastischen Schritt, den viele Gemeinden vollziehen müssen. Sinkende Einnahmen und Mitgliederzahlen führen zu Fusionen von evangelischen Kirchengemeinden oder zur Aufgabe von Gemeindehäusern und Kirchengebäuden. Das betrifft auch die Gemeinde Unterrath, die bereits die Matthiaskirche in Lichtenbroich und das Gemeindezentrum der Petruskirche in der Straße Am Röttchen verkauft hat.

Im Mai soll nun die Pauluskirche entwidmet werden. Danach ist es üblich, dass der Pfarrer der Prozession zu dem neuen Kirchenort voranschreitet, die Gemeinde zu dem Ort der Zukunft führt. "Das kann ich aber nicht, denn dazu müsste ich mich verstellen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gemeinde dort eine Zukunft hat. Mein Bild einer lebendigen Volkskirche bekomme ich nicht mehr überein mit den Profil- und Standortentscheidungen der letzten Jahre", sagt Kaiser. Er hat deshalb gekündigt. "Ich mache Platz und hoffe, dass ich mich in meinen Sorgen um die Zukunft der Unterrather Gemeinde kräftig irre."

Unbegründet ist diese nicht, denn wie schwer es ist, Gemeindemitglieder in andere Kirchen zu locken, hat sich nach der Aufgabe der Matthiaskirche in Lichtenbroich gezeigt. "Es sind nur wenige Menschen mitgewandert. Wenn wir die Pauluskirche entwidmen, werden sich die Gottesdienstbesucher der Gemeinde halbieren", befürchtet Kaiser. Er glaubt nicht, dass die vielen Gruppen der Pauluskirche ohne weiteres an einem neuen Standort funktionieren werden. Denn ob das Gemeindezentrum am Diezelweg erhalten bleibt, ist ebenfalls fraglich.

So gibt es Überlegungen, das Pfarrhaus Am Röttchen mittelfristig umzugestalten. "Dort wäre dann die Unterbringung der Gemeindegruppen möglich und die gesamte Gemeindearbeit wäre an einem Ort konzentriert", schreibt Presbyteriumsvorsitzender Kurt Schaaf im Gemeindebrief.

Bis diese Idee geprüft und gegebenenfalls umgesetzt wird, soll das Gemeindehaus Diezelweg hergerichtet werden. Am Samstag, 4. März, wird Bodo Kaiser in einem Gottesdienst in der Pauluskirche um 15 Uhr von seinen Aufgaben entpflichtet.

(brab)
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