Düsseldorf Polen freuen sich auf Heiligsprechung

Düsseldorf · Wenn am Sonntag Johannes Paul II. heilig gesprochen wird, ist das ein Festtag für die Katholiken. Vor allem für die rund 25 000 Polen und polnischstämmigen Menschen, die in der Landeshauptstadt leben.

Pater Jerzy SChr. Grynia weiß noch genau, wo er am 2. April 2005 um 21.37 Uhr war, und für einen polnischen Priester gab es zu diesem Zeitpunkt wohl keinen besseren Ort als die Kirche. Er saß also damals in Leverkusen mit vielen anderen Gläubigen und betete für Johannes Paul II., für den polnischen Papst, der in Rom im Sterben lag, dann läuteten die Glocken und Grynia wusste: Der Papst war tot, der Papst der Polen, sein Papst. Grynia fällt es schwer über diesen Moment der Gewissheit zu sprechen, und obwohl er sich um Fassung bemüht, läuft ihm eine Träne die Wange herunter, hier und jetzt noch, neun Jahre danach, in seinem Büro in Wersten.

Grynia ist Priester bei der polnischen Mission in Düsseldorf, und seine Reaktion mag zeigen, welchen Stellenwert die Heiligsprechung von Johannes Paul II. für die gläubigen Polen hat. "Wir kannten ihn", sagt Grynia, "wir erlebten ihn", versucht Grynia zu erklären, doch natürlich kommt er auch damit nicht richtig weiter. Man muss das fühlen, weiß Grynia, "es ist etwas Emotionales."

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Es ist genauso schwer zu erklären wie die Tatsache, dass jeden Sonntag mehr als 800 Menschen in die Kirche St. Maria in den Benden in Wersten kommen, um eine Heilige Messe in polnischer Sprache zu feiern. Es sind Polen oder polnischstämmige Katholiken, die aus dem ganzen Stadtgebiet kommen, die natürlich deutsch sprechen, integriert sind, "doch wenn es ums Beten geht, dann will man seine eigene Sprache sprechen", sagt Grynia. Wenn man betet, ist Sprache eben mehr als nur ein bloßes Werkzeug zur Verständigung. Sie ist dann ein Teil des Menschen selbst: emotionale, geistige Heimat.

So wundert es nicht, dass heute Abend etwa 50 Düsseldorfer aus der polnischen Gemeinde nach Rom fahren, um der Heiligsprechung ihres Papstes am Sonntag durch den argentinischen Papst Franziskus beizuwohnen. "Sehen kann man das im Fernsehen natürlich besser", sagt Grynia, doch er versteht seine Landsleute, emotionaler sei man in Rom eben dabei. Außerdem gibt es wohl wenige Städte, die Ende April so attraktiv sind wie die italienischen Hauptstadt, fügt sein Kaplan Pater Lukasz SChr. Kuzynski hinzu. Kuzynski ist unter den Pilgern aus Düsseldorf. Natürlich freut er sich auf Rom. Die Gruppe bricht am Abend auf. Zunächst will die Gemeinde noch eine Andacht und Danksagung feiern in der Sterbestunde des Papstes, erst danach fährt der Bus.

Doch es sind nicht nur die gläubigen Polen, die den Papst verehren. Karol Wojtyla ist für alle Polen eine Identifikationsfigur, sagt Grynia. Natürlich liegt das zum Einen an der Haltung, mit der er seine Krankheit hingenommen hat und letztlich auch gestorben ist. "Bis zum Ende hat der Papst in Würde gelebt. Er ist damit für viele Menschen zum Vorbild geworden." Zum anderen ist da aber der politische Wojtyla. Der Mann, der den kommunistischen Machthabern entschlossen entgegen getreten ist. Grynia sieht in ihm so etwas wie einen neuen Nationalheiligen seines Landes, eine Identifikationsfigur gerade in der Fremde. Ein Bild, das sich mit der Allgegenwärtigkeit des polnischen Papstes in den polnischen Einrichtungen der Stadt deckt. Kaum ein polnisches Geschäft - und derer gibt es inzwischen viele in Düsseldorf - kommt ohne ein Bildchen von Johannes Paul II. aus.

Die polnische Mission begeht den Tag der Heiligsprechung natürlich auch besonders. So wird es am Sonntag in der Kirche St. Maria in den Benden, Dechenweg 40, eine Andacht mit Danksagung geben. Außerdem wird um 16.30 Uhr eine Heilige Messe gefeiert, die ganz im Zeichen der Heiligsprechung stehen soll.

(RP)
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