Düsseldorf Politik will für Lärmgeplagte kämpfen

Düsseldorf · Seit Jahren klagen Anwohner des Abstellbahnhofs Wersten über die laufenden Motoren der Dieselloks. Obwohl Stadt und Bezirksvertretern die Hände gebunden sind, wollen sie den Bewohnern helfen.

Seit einigen Wochen führt Petra Krüger ein Lärm-Tagebuch, in dem sie Datum und Uhrzeit auflistet, wann eine Diesellok mit laufendem Motor vor ihrem Schlafzimmer abgestellt wurde und wann der Zug wieder verschwindet. Sechs Einträge hat sie seit dem 22. April in dem Buch stehen, manche dokumentieren einen Zeitraum von mehr als 30 Stunden. Anfang April kontaktierte die verzweifelte Anwohnerin des Abstellbahnhofs Wersten unserer Redaktion, nachdem sie mehrere Nächte nicht mehr richtig hatte schlafen können.

Seitdem sind weitere Beschwerden eingegangen, Michael Strelow zum Beispiel hat sich gemeldet. Er wohnt ebenfalls in der Siedlung in Eller. Nicht am Grüner Weg wie Petra Krüger, die seit Weihnachten unter dem Krach leidet, sondern am Speyerweg, wo es schon seit vielen Jahren Probleme mit Lärm- und Geruchsbelästigung gibt. Jedes Mal, wenn wieder ein Zug vor seinem Haus abgestellt wird mit laufendem Motor oder Lüfter, schickt er eine E-Mail an die Deutsche Bahn und das Eisenbahn-Bundesamt (EBA). Zuletzt schrieb er vor drei Tagen. Für ihn übersteigt der Lärm die eisenbahntypischen Geräusche um ein Vielfaches. Rangieren, ein- und ausfahrende Züge - damit kann Strelow leben. "Aber dieser Lärm macht krank", sagt er.

Einen Beseitigungsanspruch nach Paragraf 1004, Bürgerliches Gesetzbuch, hat Petra Krüger jetzt aufgesetzt und an die Deutsche Bahn und die DB Netz geschickt. "Sie verstoßen mit Wissen und Wollen gegen das geltende Landesimmissionsschutzgesetz NRW", schreibt sie darin. Anhaltspunkte für einen Verstoß gegen immissionsschutzrechtliche Vorschriften habe es aber nicht gegeben, sagte ein Sprecher des Eisenbahn-Bundesamts. "Das Umweltamt versucht zu vermitteln zum Wohl der Bürger", sagt Stadtsprecher Volker Paulat, obwohl es nicht zuständig sei.

Das EBA sei angeschrieben worden, eine Antwort stehe aus. In einer Sitzung der Bezirksvertretung 8 (Eller, Lierenfeld, Vennhausen, Unterbach) war der Abstellbahnhof im Januar Thema, damals stellte Anwohnerin Ute Reinhardt die Frage, "warum stundenlang moderne Dieselzüge, besonders in den Abendstunden und nachts, im aufgerüsteten Zustand nahe der Wohnhäuser abgestellt werden, so dass die gesamte Atemluft kontaminiert?" Die Verwaltung teilte damals mit, dass das EBA nicht bestätigen könne, dass Dieselzüge stundenlang im aufgerüsteten Zustand nahe der Wohnbebauung stehen und dabei Lärm und Abgase in unzulässigem Maße verursachen. Motoren müssten bei der Betankung der Loks laufen, fügte die Deutsche Bahn hinzu.

"Der Motorlauf beträgt jeweils 20 Minuten", hieß es im Januar. "Der Eindruck, dass dieser deutlich länger stattfindet, entsteht wahrscheinlich, wenn mehrere Fahrzeuge nacheinander betankt werden müssen", erklärte eine Sprecherin des Unternehmens gestern noch einmal. In Ihrer Mail vom 17. Mai an den Deutsche-Bahn-Kundendialog, greift Reinhardt die Stellungnahme der Bahn auf und verweist auf die 20 Minuten, nachdem sie mehrere Stunden vergeblich auf Ruhe gehofft hat: "Und auch in der Nacht zuvor sind wir gegen 3 Uhr durch Dieselabgase und starke Vibrationen aus dem Schlaf gerissen worden", heißt es in der Mail.

Bezirksbürgermeister Gerwald van Leyen (CDU) will den Menschen in Eller helfen, auch wenn er wie die Stadt nur sehr begrenzte Möglichkeiten hat. Einen Antrag zum Lärm und Dieselabgasgeruch am Abstellbahnhof hat die CDU-Ratsfraktion formuliert, den Ratsmitglied Dieter Reinold in die nächste Sitzung des Umweltausschusses einbringen will. "Wir müssen keine dicken Bretter bohren, sondern Kanthölzer", fürchtet Reinold. Aber: "Wir wollen und wir werden Gespräche führen", ist Reinold überzeugt.

(RP)
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