Düsseldorf Politik will neue Regelung für Heizpilze

Düsseldorf · Seit 2011 gelten für Terrassenbetreiber auf der Kö Gestaltungsrichtlinien. Heizpilze und -strahler sind dort verboten. In der Altstadt sind sie dagegen erlaubt. Stimmen, die diese Ungerechtigkeit abschaffen wollen, mehren sich.

 Nicole Komorowski (25) und Tom-Erik Küstermann (26) wollen auch im kühlen August gerne beim Essen im La Passione auf der Kö draußen sitzen und sind froh über die Heizstrahler.

Nicole Komorowski (25) und Tom-Erik Küstermann (26) wollen auch im kühlen August gerne beim Essen im La Passione auf der Kö draußen sitzen und sind froh über die Heizstrahler.

Foto: a. endermann

Richtig sommerlich sind die Temperaturen in diesen Tagen nicht. Die Gelegenheit, beim Kaffeetrinken oder Mittagessen draußen zu sitzen, lassen sich viele Kunden trotzdem nicht entgehen. Auf der Königsallee sitzen Nicole Komorowski und Tom-Erik Küstermann auf der Terrasse des La Passione beim Essen und lassen sich von Heizstrahlern wärmen. "Vor allem, wenn es windig ist und ab dem Nachmittag kann man sonst hier nicht gut sitzen", sagt Nicole Komorowski.

 Rebecca Mey (19) und Julia Bäcker (20) im Café an der Ecke Schneider-Wibbel-Gasse finden die Umweltbelastung durch Heizpilze nicht bedenklicher als die von Autos und Flugzeugen.

Rebecca Mey (19) und Julia Bäcker (20) im Café an der Ecke Schneider-Wibbel-Gasse finden die Umweltbelastung durch Heizpilze nicht bedenklicher als die von Autos und Flugzeugen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Erlaubt sind die Infrarotstrahler auf den Terrassen der Königsallee allerdings nicht. 2011 hatte die Stadt Richtlinien erlassen, die eine einheitliche Gestaltung zum Ziel hatten. Darin enthalten war auch das Verbot von Heizpilzen und -strahlern. Die Einhaltung wird derzeit nicht vom Ordnungsamt kontrolliert. Allerdings würden die Betreiber demnächst noch einmal schriftlich über die Regeln informiert, erklärt Michael Zimmermann, Leiter des Ordnungsamts. Die Terrassenbetreiber hätten dann die Möglichkeit, sich dazu zu äußern.

"Die Heizstrahler bringen uns 50 Prozent mehr Besucher", sagt Leonardo Erdogan, Geschäftsführer des La Passione. Schließlich seien durch das Rauchverbot noch einmal viele Kunden dazugekommen, die gerne draußen sitzen möchten, um dort auch rauchen zu können.

Offenbar gibt es nach dem Ende der Amtszeit von Oberbürgermeister Dirk Elbers in der Politik auch wieder Bewegung bei diesem Thema. Martin Volkenrath (SPD), Vorsitzender des Ordnungs- und Verkehrsausschusses, weist darauf hin, dass die SPD die Entscheidung damals kritisch begleitet habe. In Anbetracht der Ungerechtigkeit, dass Wirte in der Altstadt die Heizgeräte sehr wohl aufstellen dürfen, hält er die Entscheidung aber noch einmal für "überdenkenswert". Er denkt dabei vor allem an die Heizpilze, die wegen hoher CO2-Werte in der Kritik stehen. Möglicherweise könne man sich darauf einigen, sie einheitlich mittelfristig abzubauen. Mit Blick auf die Wirte und ihre Investitionen ist er sich aber mit seinem Stellvertreter Andreas Hartnigk (CDU) einig, dass bei diesen Überlegungen das Prinzip der Verhältnismäßigkeit im Vordergrund stehen solle.

Im Rahmen dieser Diskussion schlagen die Grünen vor, dass Verwaltung und Politik über eine Reihe von Themen mit der Gastronomie einen Dialog starten sollen. "Es ist nicht nachvollziehbar, dass dutzende Sitzplätze unter freiem Himmel über Stunden beheizt werden, obwohl keine Gäste auf der Terrasse sitzen", sagt Norbert Czerwinski, Sprecher der Grünen Ratsfraktion. Zur Verbesserung des Klimaschutzes regt er an: "Dabei sollten die Geräte mit den schlechtesten Wirkungsgraden zuerst in den Blick genommen werden. Wir freuen uns auf weitere Ideen, die uns auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt weiter bringen. Klar ist, dass die aktuelle Situation nicht auf Dauer tragbar ist."

Eine Entscheidung, ob Heizstrahler oder Heizpilze umweltverträglicher sind, lasse sich aber nicht pauschal beantworten, erklärt Detlef Wingartz, Sachverständiger im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, auf Anfrage der Rheinischen Post. Um dies festzustellen, seien Messungen notwendig. Grundsätzliche Aussagen dazu in der Öffentlichkeit seien nicht seriös, sondern von Interessen geleitet.

(RP)
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