Düsseldorf Polizei fehlen bald 50 Beamte
Düsseldorf · Am 1. September wird der neue Polizistenjahrgang auf die Behörden in NRW verteilt. Das Präsidium in Düsseldorf bekommt halb soviel neues Personal wie es in den kommenden Monaten durch Pensionierung und Versetzung verliert. Einige Dienstgruppen werden deshalb reduziert.
Am Jürgensplatz herrscht schlechte Stimmung. Denn zum ersten Mal seit Jahren wird das Düsseldorfer Polizeipräsidium bei der Verteilung der Beamten, die zum Monatsende ihre Ausbildung beenden, nicht mehr bevorzugt behandelt, sondern muss den landesweiten Polizistenmangel mittragen. Im Klartext heißt das: Bis März 2011 werden 107 Beamte das Präsidium verlassen, weil sie in Pension gehen (25), versetzt werden (58) oder sich an der Fachhochschule weiterbilden (24). Neu eingestellt werden zum 1. September aber bloß um die 60 neue Polizisten.
"Der Wegfall von circa 50 Beamten schmerzt uns sehr", bestätigte gestern Polizeipräsident Herbert Schenkelberg auf Anfrage unserer Zeitung. "Er wird nicht ohne Auswirkungen auf unsere Arbeit bleiben. Wir werden uns aber bemühen, die negativen Auswirkungen für die Bürger so gering wie möglich zu halten."
Vor drei Jahren hatte Schenkelberg noch 137 Polizisten aus dem Nachwuchsjahrgang bekommen, voriges Jahr sogar 151 und damit deutlich mehr, als der für den Rest des Landes geltende Personalschlüssel vorgesehen hätte. Im Innenministerium hatte man damit den besonderen Anforderungen Rechnung getragen, die an die Polizei der Landeshauptstadt gestellt werden — wie etwa der Schutz der Konsulate und Regierungsgebäude oder die jährlich mehr als 400 Einsätze bei Demonstrationen, die der Landesregierung gelten. Diese Sonderstellung wird nun offenbar kaum noch berücksichtigt: Düsseldorf werde am "landesweiten Fehl", sprich: Polizistenmangel, stärker beteiligt, heißt es aus Gewerkschaftskreisen.
Dort war schon seit einiger Zeit gewarnt worden, dass das Land bei der Ausbildung seiner Polizisten nicht berücksichtige, wie viele Beamte vorm Ruhestand stehen. Zwar hatte das Ministerium die Zahl der Polizei-Azubis auf 1100 aufgestockt, künftig soll die Polizeischule sogar jedes Jahr 1400 Anwärter aufnehmen. Doch der erste der stärkern Jahrgänge absolviert erst 2011 die Abschlussprüfungen. Dieses Jahr müssen sich die Behörden im Land noch 500 neue Kollegen teilen.
Für die Düsseldorfer ist das zu erwartende Minus besonders bitter. Durch eine — für manche Dienststelle schmerzhafte — Neuorganisation waren vor drei Jahren 46 Beamte für den Dienst auf der Straße frei geworden. Schenkelberg hatte damit sein Ziel erreicht, mehr Präsenz in der Stadt zu zeigen. Im Norden und Süden wurden die Inspektionen mit 20-köpfigen Einsatztrupps (ET) ausgestattet, in der Polizeiinspektion Mitte der Wachdienst um sechs Beamte verstärkt.
Jetzt wird wohl gerade dort gespart werden müssen. "Beim Wachdienst gibt es nichts zu sparen, der bleibt unverändert", versichert zwar Präsidiumssprecher Wolfgang Rodax. Aber die beiden Präsenz-ETs, die Kradstaffel, sowie die Einsatztrupps Kriminalität und Jugendkriminalität und auch die Vorzeige-Einheit Prios (Präsenz und Intervention an Brennpunkten und offenen Szenen) werden wohl in zwei Wochen mit weniger Personal auskommen müssen.
Die Präsenz-Trupps waren ohnehin seit ihrer Gründung abgespeckt worden, im Norden zuletzt auf 17 Beamte. Auch im Süden, wo die Wache in Garath nach der Neuorganisation geschlossen worden war, schrumpfte die Präsenz-Truppe zwischenzeitlich auf deutlich unter 20 Mitarbeiter. Jetzt ist von Personalverlust von bis zu 40 Prozent in den betroffenen Einheiten die Rede, die Unruhe unter den Beamten groß.
Noch seien die Überlegungen, wo genau wie viele eingespart werde, "reine Planspiele", sagt Rodax. Denn noch liefen Gespräche mit dem Ministerium. Und auch die Zahlen sind zur Zeit nur Schätzungen: Die angehenden Polizisten stecken zur Zeit in den Abschlussprüfungen. Mit jedem Anwärter, der die nicht besteht, wird auch die Zahl derjenigen sinken, die Schenkelberg am 1. September am Jürgensplatz willkommen heißen kann.
