Lücken im Radwegenetz Problemstellen für Radfahrer

Düsseldorf · Rund 1,7 Millionen Euro investiert die Stadt jährlich, um den Fahrradfahrern die Touren durch Düsseldorf angenehmer und sicherer zu machen. Radwege, die parallel zu den großen Verkehrsadern verlaufen, sollen verbunden werden. Doch nicht alle Lücken sind zu schließen.

 Es gibt immer noch Lücken bei den Radwegen.

Es gibt immer noch Lücken bei den Radwegen.

Foto: RP (Werner Gabriel)

Die Fahrradtour stockt bereits nach zehn Minuten. Rüdiger Heumann rutscht vom Sattel, sein Fuß landet auf dem Asphalt der Bismarckstraße, er weiß nicht weiter. Die gestrichelte Linie, die ihn bis hierhin geleitet hat, endet im Nichts. Busse, Straßenbahnen und Passanten blockieren die Weiterfahrt, ein bequemer Übergang zum Hauptbahnhof ist nicht in Sicht. "Eine Problemstelle", sagt Heumann, der sich im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) für Düsseldorfs Radfahrer engagiert. Der Adenauer-Platz ist ein weißer Fleck auf der Karte mit dem Radwege-Netz, die Steffen Geibhardt aus der Satteltasche zieht und ausbreitet. Geibhardt arbeitet beim Amt für Verkehrsmanagement und kümmert sich um die Radler. Heute tourt er mit Heumann durch die Stadt.

Hauptbahnhof "Für Radfahrer gibt es keinen vernünftigen Weg auf den Konrad-Adenauer-Platz", sagt Heumann. Laut Straßenverkehrsordnung müsste er nun der Taxi-Spur folgen, die in einer Schleife in den Bahnhofs-Vorplatz mündet. "Das versteht kein Mensch." Ein weiteres ungelöstes Problem bringt die Fahrrad-Station mit sich. Die wurde auf dem Bertha-von-Suttner-Platz errichtet und ist daher aus Richtung Innenstadt schlecht zu erreichen. "Wir wollen einen Velo-Tunnel durch das Bahnhofsgebäude, doch den lehnt die Stadt ab", sagt ADFC-Experte Heumann. "Uns wurde gesagt, der Unterhalt sei zu teuer, zudem wäre ein solcher Tunnel eine Angströhre."

Worringer Platz "Wir bemühen uns, möglichst viele Radwege zu verbinden", sagt Geibhardt. "Aber für manche Ecken gibt es keine Lösung." Der verworrene Worringer Platz ist so ein Ort, der schon manchen Fahrradfahrer verzweifeln ließ. Dass die Situation dort unbefriedigend ist, weiß Geibhardt auch. Doch das Geld für Tunnel oder Überführungen hat er nicht — und für normale Radwege und Übergänge ist kein Raum.

Luegallee Auf Oberkassels Einkaufsstraße Nummer eins ist kein Platz für Fahrradfahrer vorgesehen. So geht es für die Radler, wenn sie das Ende der Oberkasseler Brücke erreicht haben, auf Radwegen nach links und rechts — aber nicht ins Zentrum des Stadtteils.

Auf'm Hennekamp Die Ecke Mecumstraße / Auf'm Hennekamp ist laut Heumann ein gutes Beispiel dafür, dass nichts passiert, sobald der Autoverkehr eingeschränkt werden müsste. Stattdessen werden an der Kreuzung in Bilk mehrere Radwege plötzlich unterbrochen.

Die Rechnung der Verantwortlichen ist einfach: Während fast 50 Prozent aller Verkehrsteilnehmer mit dem Auto in der Stadt unterwegs sind, sitzen nicht einmal zehn Prozent auf dem Fahrradsattel. "An solchen Werten orientieren sich die Entscheidungsträger", sagt Geibhardt. Alles eine Frage der Prioritäten. Mehr Fahrradfahrer brächten auch mehr Einfluss. "Unser Ziel ist es, die Zahl der Radfahrer zu verdoppeln."

Deshalb investiert die Stadt seit 1997 jährlich etwa 1,7 Millionen Euro in ihr Radwegenetz. Einbahnstraßen werden geöffnet, Streifen markiert, Schilder aufgestellt, Ampeln neu geschaltet. "Es reicht nicht, ein bisschen rote Farbe auf die Straße zu pinseln", sagt Geibhardt. Ein Stadtteil nach dem anderen ist an der Reihe. Die Bezirke 1 (Stadtmitte), 2 (Flingern), 3 (Bilk) und 8 (Eller) sind fertig, zurzeit sind die Stadtteile Oberkassel, Lörick und Heerdt dran.

Es wächst ein Netz parallel zu den großen Verkehrsstraßen. "Wir freuen uns über jeden Lückenschluss", sagt Heumann, der morgens von seiner Wohnung in Eller zur Arbeit nach Rath radelt und daher aus persönlicher Erfahrung um ein Problem des Netzes weiß: Radfahrer müssen die versteckten Wege kennen. "Wir fordern deshalb, dass auch die großen dreispurigen Straßen fahrradtauglich werden", sagt Heumann. Eine Fahrbahn sollte als Umweltspur für Radler und den ÖPNV eingerichtet werden.

Die Stadt bemüht sich derweil, die vorhandenen Radwege bekannter zu machen: Jüngst hat der Verkehrsausschuss entschieden, für 72 000 Euro rund 250 neue Wegweiser zu montieren.

(RP)
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