Analyse Profi-Sport hängt am Steuertropf

Düsseldorf · Fußball, Eishockey, Handball, Basketball, Tischtennis: Überall sind Profi-Vereine und ihre Sportler abhängig von Steuereinnahmen. Die Stadt gibt jedes Jahr Millionen aus, um Spitzenprofi-Sport in Düsseldorf künstlich zu päppeln. Noch kann sie es sich finanziell erlauben. Aber: Ist das richtig?

Düsseldorfs Politiker müssten eigentlich alle Magengeschwüre haben. Immer wieder, wenn über sportpolitische Fragen mit den dazugehörigen finanziellen Ausstattungen zu reden ist, beklagen sie lautstark "Bauchschmerzen" — und zahlen am Ende doch.

Die Mitglieder des Sportausschusses haben die städtische Schatulle zum Beispiel im Frühjahr 2009 aufgemacht: Das Gremium genehmigte Zuschüsse und Mieterlasse von 2,7 Millionen Euro für Fortunas Fußballer, die Eishockey-Spieler der DEG, die Giants-Basketballer und die Handballer der HSG. Alle Vereine jammerten, sprachen mehr oder weniger von Zahlungsnotständen, und innerhalb von wenigen Wochen waren Politik und Verwaltung bereit, die lebenserhaltenden Millionen-Spritzen zu verabreichen.

Im Mai bekamen Borussias Tischtennisspieler einen Nachschlag von 150 000 Euro. Der Grund: teure Fahrten in der Champions League und kostspielige TV-Übertragungen. Am vergangenen Donnerstag die nächste Nachzahlung: Die Giants erhalten bereits im städtischen Haushalt etatisierte 480 000 Euro. Ein Sponsor ist futsch, die Stadt springt ein. Fakt ist: Düsseldorfs professioneller Spitzensport ist nirgendwo selbst überlebensfähig.

Natürlich müssen Sportstätten gebaut und Infrastruktur unterhalten werden. Aber: Die Stadt zahlt derzeit zum Beispiel bei den Basketballern für den laufenden Betrieb, ölt so das operative Geschäft. Das ist, wenn nicht einmalig, so doch für viele sehr bedenklich.

Vor allem die immer neuen Löcher im Haushalt der Giants-Basketballer, die von der Stadt gestopft werden, stoßen vielen auf. Und was tut der Verein für die Werbewirksamkeit der Stadt nach außen? Kaum etwas. Die Giants sind eine Profi-Kaste ohne eigenen vereinseigenen Unterbau.

Wo bei anderen Hilfeempfängern wie Fortuna, HSG, Borussia oder DEG Kinder- und Jugendmannschaften dem Breitensport verpflichtet sind, die Kleinen an den Sport herangeführt und gefördert werden, bezeichnen Kritiker die Giants eher als Söldner-Truppe. Einst in Leverkusen von der Bayer AG als Sponsor fallengelassen, zog die Lizenz zum Giants-Basketball-Machen 2008 nach Düsseldorf. Es hätte damals auch Hamburg sein können — wenn dort mehr versprochen, sprich: gezahlt worden wäre. Sollte die Stadt Düsseldorf wirklich mal nicht mehr den unterdeckten Etat ausgleichen, was passiert dann? Vielleicht zieht die Lizenz dann einfach woanders hin.

Im Eishockey hat es diese Entwicklung schon vor Jahren gegeben. Traditionelle Eishockey-Städte wie Füssen, Riessersee oder Rosenheim verschwanden von der großen Eishockey-Bühne. Großstädte wie Hamburg, München, Frankfurt oder Hannover kauften sich mit diesen Lizenzen ihren Profi-Sport einfach ein.

Nur im Spartenfernsehen

Dabei locken die Vereine mit der großen Werbewirksamkeit mittels TV. Die ist bei den Giants jedoch nur rudimentär vorhanden. Lediglich im Spartensender DSF ist seit September die Basketball-Liga zu sehen. Wie wenig der Münchener Sender diesen Sport schätzt, zeigt ein Blick aufs Programmschema: Premiumprodukte sind Zweitligafußball und Handball. Auf der Internetseite rangiert Basketball unter der Kategorie "Mehr Sport", gemeinsam mit Golf und Poker.

Trotzdem versucht Schwarz-Rot-Gelb-Grün den Profisport in Düsseldorf finanziell zu päppeln. Die von ihnen angemahnte "Sichtbarkeit" der Vereine in der Stadt ist kaum vorangekommen. Der Giants-Geschäftsführer Claudio Di Padova lockte die Mitglieder im Sportausschuss vergangenes Jahr mit vollmundigen Versprechungen: Die Spieler sollten zu Werbezwecken in die Schulen und dort mit den Kindern spielen.

Daraus ist wenig geworden. So wenig, dass Politiker wie die Sportausschuss-Vorsitzende Monika Lehmhaus nach der jüngsten Betteltour ein neues Sportkonzept fordert. Inhalt: Vereine wie die DEG, HSG und die Giants sollten beispielsweise Spieler abstellen, die regelmäßig Schulunterricht mitgestalten. "Was Vereine bisher machten, ist nur Augenwischerei", sagte Lehmhaus. Das hatte der Sportausschuss aber bereits vor einem Jahr gefordert — vor neuen Zahlungen und vor neuen Bauschmerzen bei den Politikern, die den Profi-Sport aus dem Steuersäckel alimentieren.

(RP)
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