Düsseldorf Profiler des LKA brachten Ermittler auf Spur von Ralf S.

Düsseldorf · Die "Operative Fallanalyse" spielte bei der Klärung des Wehrhahn-Anschlags eine große Rolle. Das zwölfköpfige Profiler-Team konzentriert sich dabei auf alles, was über Tatort, Tatwerkzeug und Opfer bekannt ist.

S-Bahnhof Wehrhahn in Düsseldorf: Bomben-Anschlag im Juli 2000
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2000: Bomben-Anschlag in Düsseldorf am S-Bahnhof Wehrhahn

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Foto: Werner Gabriel

Im November 2015, ein gutes Jahr, nachdem die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen Ralf S. wieder aufgenommen hatte, erhielten die Beamten einen elektrisierenden Bericht: Das Gutachten der "Operativen Fallanalyse (OFA)" im Landeskriminalamt enthielt nicht nur "hochspezifische" Beschreibungen des potenziellen Täters, die in sechs Punkten exakt auf Ralf S. zutrafen. Die Profiler konnten erstmals auch Hinweise auf den Sprengsatz und ein mögliches Motiv des Täters geben - ohne vom Verdacht gegen S. zu wissen.

Weil die nach der Tat gesicherten Spuren nie Aufschluss über die Zündung der Bombe gegeben hatte, waren frühere Ermittler stets an der Frage gescheitert, ob die Opfer zufällig getroffen oder gezielt ausgewählt worden waren. Die Profiler dagegen tüftelten ein bewegtes Puzzle zusammen: Sie setzten farbige Punkte auf die Tatortkarte, um jeden bekannten Zeugen da zu markieren, wo er sich an jenem Nachmittag bewegt hatte. Die Sprachschüler wurden gelb markiert. Und die Animation der Punkte zeigte: Als die Bombe explodierte, befanden sich alle gelben Punkte in unmittelbarer Nähe - und niemand sonst. Für die Fallanalytiker stand damit fest: Der Anschlag richtete sich gezielt gegen die Gruppe, deren übereinstimmendes Merkmal ihre ausländische Herkunft ist - der erste konkrete Hinweis auf eine fremdenfeindliche Tat. Mit Sprengstoffexperten aus dem LKA fanden die Profiler auch heraus, dass die Bombe ein Eigenbau war und der Täter das nötige Wissen dafür haben muss.

Der "EK Acker", die unmittelbar nach der Explosion die Ermittlungen aufgenommen hatte, standen die Profiler damals nicht zur Verfügung. Die Abteilung war Ende 1999 eingerichtet worden, und die junge Wissenschaft war im Kripo-Alltag noch nicht verankert.

Inzwischen haben die Düsseldorfer Fallanalytiker mehr als 200 Gutachten abgegeben, halfen etwa bei der Fahndung nach dem Mörder von Mirco aus Grefrath. Das zwölfköpfige Team konzentriert sich dabei auf alles, was über Tatort, Tatwerkzeug und Opfer bekannt ist. Unterstützt von forensischen Psychologen und anderen Wissenschaftlern ziehen sie daraus Schlüsse auf die Persönlichkeit des Täters. Denn selbst, wenn der keine sichtbaren Spuren hinterlässt, bleiben wichtige Informationen von ihm zurück: Was er mit der Tat erreichen wollte etwa. Und warum.

(sg)
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