Düsseldorf-Süd Projekt "Nette Toilette" bislang ein Flop

Düsseldorf-Süd · Stadtweit haben sich 18 Händler und Gastronomen bereiterklärt, Nicht-Kunden ihr WC kostenfrei nutzen zu lassen. Im Stadt-Süden gibt es diesen Service bislang nur im Jägerhof. Als Anreiz soll nun die Aufwandsentschädigung steigen.

 Slobodan Dromljak, Inhaber des Jägerhofs in Urdenbach, hat an der Mauer zur Straße einen Hinweis auf die kostenlose Toilette.

Slobodan Dromljak, Inhaber des Jägerhofs in Urdenbach, hat an der Mauer zur Straße einen Hinweis auf die kostenlose Toilette.

Foto: Anne Orthen

Die Idee ist so einfach wie offensichtlich schwer umsetzbar: die "Nette Toilette". Sie soll Passanten die Möglichkeit einräumen, Toiletten in Gaststätten oder Geschäften kostenfrei zu nutzen, statt sich womöglich im Gebüsch zu erleichtern. Die Restaurants und Geschäfte erhalten dafür von der Stadt eine Aufwandsentschädigung.

Während sich das Konzept in mehr als 200 Städten und Gemeinden bundesweit bewährt hat, läuft die "Nette Toilette" in Düsseldorf nicht. Gerade mal 18 Anlaufstellen gibt es. Im Stadtbezirk 9 hat sich mit dem Jägerhof an der Urdenbacher Dorfstraße gerade mal ein einziger Anbieter gefunden. Dessen Wirt Slobodan Dromljak wurde von einem Mitglied der Bezirksvertretung 9 angesprochen, ob dieser sich nicht an dem Projekt beteiligen wolle. Für Dromljak Ehrensache: "Ich habe schon davor jeden - ob Gast oder nicht - kostenlos das WC nutzen lassen." Ein Aufkleber auf dem Toiletten-Hinweisschild des Jägerhofs weist auf den kostenfreien Service hin.

Geld hat Bezirksverwaltungsstellenleiter Nils Dolle für weitere 14 "Nette Toiletten" im Stadtbezirk 9 - also in den Stadtteilen von Wersten bis Urdenbach. Dabei ist es für Dolle vor allem wichtig, dass es dort ein Angebot gibt, wo es kein anderes frei zugängliches WC gibt. Auf dem Kamper Acker sowie auf dem Benrather Marktplatz stehen so genannte Wall-Toiletten, die kostenpflichtig benutzt werden können. Zudem gibt es am Marktplatz in Benrath eine unterirdische kostenfrei nutzbare Toilettenanlage, die allerdings stark sanierungsbedürftig ist.

Um mehr Gastronomen und Händler zum Mitmachen zu motivieren, will die Stadt, die nach einem Ratsbeschluss im Sommer 2016 die "Nette Toilette" eingeführt hat, die Aufwandsentschädigungen erhöhen. Bis dato werden 50 Euro pro Monat bezahlt. Bei hochfrequentierten Lokalen und Geschäften könnte die Stadt 75 oder sogar 100 Euro zahlen, wenn es dort beispielsweise eine barrierefreie Toilette oder eine Wickelkommode gibt. Jetzt soll das Ganze auf 100, beziehungsweise 125 und 150 Euro erhöht werden.

Im Stadtbezirk 10 ist die "Nette Toilette" überhaupt kein Thema. Bezirksverwaltungschef Uwe Sandt hat mehr als ein Dutzend Geschäftsinhaber angesprochen - keiner habe Interesse gezeigt. Sandt betont, er habe zunächst nur im Hauptzentrum gefragt. Dort gibt es allerdings genug öffentliche Anlagen: Da ist zum einen das WC an der S-Bahnstation sowie in der Freizeitstätte Garath eine große Toilettenanlage, die öffentlich zugänglich ist.

Und dann gibt es im Hauptzentrum noch Aldi und die Bäckerei Oehme. Aldi schickt seine Kunden, die ein dringendes Bedürfnis haben, zu Oehme. Die dortigen Verkäuferinnen geben dann den WC-Schlüssel heraus. "Und das mindestens hundertmal am Tag", sagt eine der Verkäuferinnen.

In Hellerhof, wo es nur das Einkaufszentrum gibt, besteht ebenfalls kein Bedarf an der "Netten Toilette". Lange hat die Bezirksvertretung über eine öffentliche Toilette beraten und diskutiert. Demnächst soll am Einkaufszentrum nun eine Wall-Toilette aufgestellt werden.

Das Problem: Zu wenige wissen von dieser Möglichkeit, eine entsprechende Plakette im Eingangsbereich der Kneipen und Restaurants wird offenbar übersehen.

Wer als Gewerbetreibender mitmachen will bei der "Netten Toilette" oder als Bürger eine Anregung hat, kann sich an Nils Dolle wenden, entweder telefonisch unter 8997113 oder per E-Mail nils.dolle@duesseldorf.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort