Düsseldorf Protest gegen geplante Deichsanierung

Düsseldorf · Der Deich im Himmelgeister Rheinbogen soll neu gebaut werden. Umweltschützer und Grünen-Politiker fürchten aber um die dortige Artenvielfalt und fordern eine Alternative. Die wurde vor langer Zeit aus Kostengründen verworfen.

 Die Grünen-Politiker Norwich Rüße und Iris Bellstedt sowie Michael Süßer vom Düsseldorfer BUND (v.l.) setzen sich für Deich-Rückverlegung ein.

Die Grünen-Politiker Norwich Rüße und Iris Bellstedt sowie Michael Süßer vom Düsseldorfer BUND (v.l.) setzen sich für Deich-Rückverlegung ein.

Foto: h.-J. Bauer

Dass der alte und nach heutigen Maßstäben viel zu niedrige Deich im Himmelgeister Rheinbogen saniert werden muss, bestreitet niemand. Nur das Wie beschäftigt seit mehr als 20 Jahren Umweltschützer und Politik und war kürzlich sogar Thema im Landtag. Denn: Aus ökologischen Gesichtspunkten wäre eigentlich eine Rückverlegung des Deiches mit einem Neubau weit hinter dem alten Deich die beste Lösung. Der alte Deich, der vielen Arten als Lebensraum dient, dürfte dann bleiben, wie er ist. Weil diese Lösung aber sehr teuer ist, soll stattdessen der alte Deich neu errichtet werden - zulasten der Natur, wie Umweltschützer und Politiker der Grünen sagen. Sie wollen deshalb das Planungsverfahren für den Neubau stoppen.

"Für die Rückverlegung des Deiches müsste die Stadt zwischen 60 und 80 Hektar Land von einem Privateigentümer kaufen. Dessen Preis liegt aber 700 Prozent über dem marktüblichen Preis", sagt Iris Bellstedt, umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Stadtrat. Bereits 2005 hatte das Land, das für die Deichsanierung Fördermittel gibt, die Stadt angewiesen, nicht mehr mit der ökologischen Variante zu planen. Dabei war die damals sogar vorgesehen. Doch für die andere Variante muss weniger Land gekauft werden, weil ein neuer Deich am alten Ort nur etwas breiter wäre. Also plante die Stadt mit dieser günstigeren Variante und reichte die Pläne 2015 bei der Bezirksregierung ein. Sie entscheidet darüber, ob gebaut werden darf.

Dass der Preis für das Land so hoch ist, liegt laut Bellstedt indes an einer alten vertraglichen Verpflichtung der Stadt: Demnach hat sie dem Eigentümer 1975 zugesichert, das Land, wenn sie es denn eines Tages kauft, zu eben diesem festgelegten Preis zu erstehen. "Das sind Baulandpreise, aber dort würde ja kein Bauland entstehen, sondern eine Auenlandschaft", sagt Iris Bellstedt. Im nächsten Umweltausschuss will sie die Stadt deshalb fragen, ob dieser Vertrag überhaupt noch eine juristische Gültigkeit hat, und ob nicht neu verhandelt werden muss. Das aber sei schon im Jahr 2005 mehrfach versucht worden von Stadt und Land, allerdings ohne Erfolg, heißt es in einem Bericht von NRW-Umweltministerin Christina Schulze Föcking (CDU) auf Anfrage des Grünenpolitikers Norwich Rüße im Umweltausschuss des Landtages.

Die Situation ist festgefahren, die Zeit drängt: Genehmigt die Bezirksregierung die Pläne zum Neubau am alten Standort, wird es definitiv keine Rückverlegung mehr geben. "Dabei würde die dadurch entstehende Aue auch ein Naherholungsgebiet für die Bürger werden", sagt Bellstedt. Michael Süßer vom Düsseldorfer Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) argumentiert zudem, dass die ökologische Variante besser für den Hochwasserschutz ist: "Unsere Flüsse wurden immer weiter eingeengt. Erhalten sie mehr Platz, sind Auswirkungen von Hochwasser geringer."

Süßer sorgt sich auch um die Wildbienen, die am Deich nisten. Sie finden dort ideale Bedingungen und würden gestört, wenn der Deich zunächst abgetragen und dann neu gebaut würde. Zwei Arten dort seien stark gefährdet. Dazu hat Süßer ein Gutachten beauftragt. Gibt die Bezirksregierung grünes Licht für die Pläne, will er eine Klage prüfen. Es sei denn, es gibt doch eine Alternative.

(lai)
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