Sicherster und modernster Gerichtssaal Prozess hinter Panzerglas

Düsseldorf · Am 18.Dezember beginnt im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts am Kapellweg das Verfahren gegen den mutmaßlichen "Kofferbomber" Yusuf Al H. Der "Bunker" gilt als Deutschlands sicherster und modernster Gerichtssaal.

 Der moderne Hochsicherheitstrakt in Hamm hat einen Hubschrauberplatz auf dem Dach, damit Angeklagte nur für die Gerichtsverhandlung eingeflogen werden können.

Der moderne Hochsicherheitstrakt in Hamm hat einen Hubschrauberplatz auf dem Dach, damit Angeklagte nur für die Gerichtsverhandlung eingeflogen werden können.

Foto: RP/Andreas Bretz

Er ist erst gut dreieinhalb Jahre alt - doch der OLG-Hochsicherheitstrakt am Kapellweg hat seine Bewährung mit Bravour bestanden. Anfang Januar eröffnet, sind in dem 4783 Quadratmeter großen Gebäude schon Prozesse gegen brutale rumänische Räuberbanden, den "König der Bankräuber", Jan Zocha, wie auch zwei Prozesse gegen Mitglieder der Terror-Zelle Al Tahwid verhandelt worden. Ein Prozess wegen Mitgliedschaft in der Terrororganisation Al Qaida hat am Mittwoch bereits seinen 183. Verhandlungstag erlebt.

Nun erlebt Deutschlands sicherstes Gerichtsgebäude seine nächste spektakuläre Verhandlung. Der Prozess gegen einen der mutmaßlichen Kofferbomber von Köln beginnt am 18. Dezember vor dem OLG Düsseldorf. Der 22-jährige Yusuf Al H., der sich seit August 2006 in Untersuchungshaft befindet, muss sich wegen vielfachen versuchten Mordes und Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion verantworten.

Laut Bundesanwaltschaft soll er im Kölner Hauptbahnhof im Juli 2006 mit einem im Libanon festgenommenen Komplizen zwei Sprengsätze in Regionalzügen der Deutschen Bahn deponiert haben. Aufgrund eines handwerklichen Fehlers waren die Kofferbomben in den Zügen jedoch nicht explodiert. Beide Männer waren von Videokameras im Kölner Hauptbahnhof gefilmt worden.

Nach Angaben von OLG-Gerichtssprecher Ulrich Thole hat der zuständige Staatsschutzsenat zunächst zehn Prozesstermine für dieses und das kommende Jahr angesetzt. Weitere Termine sollen Anfang 2008 festgelegt werden. Wie viele Zeugen im Prozess gehört werden sollen, ist noch unklar. Bei einer Verurteilung droht dem Angeklagten eine lebenslange Haftstrafe.

Der für 37 Millionen Euro gebaute "Bunker" wird derzeit bereits vorbereitet. Im Saal eins mit 625Quadratmetern wird Yusuf Al H. hinter Panzerglas abgeschirmt von allen anderen Prozessbeteiligten. Nur seine Anwälte haben direkten Kontakt zu ihm. Der Rest läuft über eine Sprechanlage, mit der sich alle verständigen können. Der Saal ist für 15 Angeklagte und 75 Anwälte angelegt. Diesmal also nur ein Angeklagter. Der kleine Saal (250 Quadratmeter) ist für nur sechs Angeklagte und 30 Verteidiger konzipiert.

Bevor es für die etwa 60 Zuschauer in den Saal geht, werden sie wie am Flughafen durchleuchtet. Sie dürfen keine Getränke mitnehmen, selbst Handys mit Fotoapparat werden einkassiert und verschlossen, kündigt Thole schon mal im Vorfeld an. 20 Justizangestellte sind für den täglichen Betrieb notwendig, im Dezember zum "Koffer-Bomber-Prozess" werden sicherlich noch etliche dazukommen. Das Gebäude selbst wird ab dem 18.Dezember von außen durch Polizei und Bundesgrenzschutz gesichert werden. Genaueres wird nicht preis gegeben, weiß Thole.

Ob der Angeklagte per Hubschrauberplatz ein geflogen wird, ist noch unklar. "Das entscheidet sich erst später und ist abhängig von den Sicherheitseinschätzungen von Justiz, Polizei und Bundesgrenzschutz", sagt OLG-Sprecher Ulrich Thole.

(RP)
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