Nachruf Rainer Felkl kämpfte gegen Ungerechtigkeit

Düsseldorf · Einmal haben sie in die Glastür seiner Kanzlei Hakenkreuze geritzt. Drohungen von Neonazis waren ihm nicht fremd. Rainer Felkl war der Rechtsanwalt der Linken. Nun ist er im Alter von 65 Jahren gestorben.

 Er vertrat unter anderem die Straßenzeitung Fiftyfifty: Rainer Felkl im Jahr 2014.

Er vertrat unter anderem die Straßenzeitung Fiftyfifty: Rainer Felkl im Jahr 2014.

Foto: Bretz, Andreas

In seiner Kanzlei galt, was anderswo ein szenetypisches Lippenbekenntnis blieb: Nazis, Vergewaltiger und auch Vermieter wurden als Mandanten nicht angenommen.

Oft stand er dagegen an der Seite jener vor Gericht, die sich gegen Neonazis wehrten oder gegen Ungerechtigkeiten im System kämpften. So kam Felkl Ende der 1980er Jahre gewissermaßen zwangsläufig auch in die RAF-Prozesse im Stammheimer Hochsicherheitstrakt. Eine Frau aus der linken Kiefernstraße-Szene, die in Terrorverdacht geraten war, hat er vor einer Haftstrafe nicht bewahren können - aus seiner Sicht ein Unrechtsurteil in Zeiten von Radikalenerlass, Berufsverbot und vielen Vorurteilen gegen engagierte Linke.

Jene Jahre haben ihn und seine politische Überzeugung geprägt. Vor allem aber trieb ihn sein Glaube an Gerechtigkeit. Rainer Felkl war ein Überzeugungstäter, der als hervorragender Jurist es durchaus zu einigem Reichtum hätte bringen können. Stattdessen leistete er sich bloß einen Luxus: den der eigenen, zutiefst moralischen Prinzipien. Als Kämpfer gegen die Ungerechtigkeit stand er seit vielen Jahren den obdachlosen Schützlingen von Fiftyfifty bei, und auch die Hilfsorganisation selbst vertrat er im Streit mit dem Orden, der Spendengelder mit riskanten Anlegern verzockte. Fiftyfifty hat ihm den "Menschenkind"-Preis verliehen, auch für sein Engagement für Flüchtlinge.

Rainer Felkl ist nun 65-jährig gestorben. Eine Stimme des Rechtsstaats ist verstummt.

(RP)
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