Düsseldorf Raucher-Pläne spitzen Debatte zu

Düsseldorf · CDU und FDP wollen das strenge Nichtraucherschutz-Gesetz kippen, wenn sie die Wahl im Mai gewinnen. Damit ist eine Diskussion wieder da, die viele für erledigt hielten. Die Fronten verlaufen quer durchs Raucher- und Nichtraucher-Lager.

 Ist für klare Kante und konsequenten Nichtraucherschutz: Robert Nemesch (vor dem Bistro Florian an der Nordstraße) findet das Gesetz von 2013 "genau richtig". Die Regeln seien gut und akzeptiert.

Ist für klare Kante und konsequenten Nichtraucherschutz: Robert Nemesch (vor dem Bistro Florian an der Nordstraße) findet das Gesetz von 2013 "genau richtig". Die Regeln seien gut und akzeptiert.

Foto: Jörg Janßen

Zahlreiche Raucher und Nichtraucher in NRW dachten, mit dem uneingeschränkten Rauchverbot in Kneipen und Restaurants sei die Sache ein für alle Mal vom Tisch. Mit viel Streit und einem Wehklagen eines Teils der Gastronomen im Land war es am 1. Mai 2013 in Kraft getreten, zum Verdruss der meisten Raucher und zur Freude vieler Nichtraucher. Es ist deutschlandweit eines der strengsten Gesetze und verbietet das Rauchen unter anderem in Kneipen, Restaurants, Festzelten und geschlossenen Sportstadien. Ferner wurden die Ausnahmen vom Rauchverbot für Schulgelände, Raucherräume und Raucherclubs aufgehoben. Jetzt aber ist Wahlkampf, und sowohl die CDU als auch die FDP, beide in der Opposition, bringen in ihren Programmen für die Wahl am 14. Mai eine Lockerung ins Spiel.

Uschi Wagener gefällt die Idee der Politiker, "weil ich Toleranz schätze". Der Oberkasselerin ist das aktuelle Nichtraucherschutz-Gesetz viel zu streng. Vor dem Café Muggel schaut die Nicht-Raucherin ihrem Partner Stefan Palitzsch (70) beim Paffen zu. "Vor kurzem waren wir in Freiburg in einer urgemütlichen Studentenkneipe. Im hintersten Raum durfte man rauchen. Ich habe den Moment gemeinsam mit Stefan sehr genossen, weil ich die Freiheit hatte, selbst entscheiden zu dürfen." Ganz anders sieht das Alexander Paschke. Gemeinsam mit Julia Lorenz sitzt der Unterbacher im Biergarten des Burghofs in Kaiserswerth. Eine Geburtstagsüberraschung, seine Freundin wird an diesem Frühlingstag 34 Jahre jung. Das strenge Gesetz von 2013 will der Raucher behalten. "Ich kann es nicht mehr ertragen, wenn meine Klamotten nach kaltem Zigarettenqualm stinken, obwohl ich selbst ungefähr eine Packung am Tag verbrauche", sagt er und erinnert sich an einen Aufenthalt in Leipzig, wo das Rauchen in der oberen Etage erlaubt war. "Schrecklich" habe er das gefunden. Selbst die Wiedereinführung der bis 2013 üblichen Raucherclubs findet er schwierig. Eine Lücke, die von vielen Gastronomen ausgenutzt würde, sei das.

 Er raucht, sie nicht: Gemeinsam plädieren Stefan Palitzsch (70) und Uschi Wagener (68) für mehr Toleranz und Vorschriften, die es ermöglichen, auch mal wieder drinnen zum Glimmstängel zu greifen.

Er raucht, sie nicht: Gemeinsam plädieren Stefan Palitzsch (70) und Uschi Wagener (68) für mehr Toleranz und Vorschriften, die es ermöglichen, auch mal wieder drinnen zum Glimmstängel zu greifen.

Foto: Jörg Janßen
 Obwohl Alexander Paschke (37) Raucher ist, steht er neuen Ausnahmen skeptisch gegenüber. Seine Freundin Julia Lorenz findet das gut. Die 34-Jährige ist Nichtraucherin.

Obwohl Alexander Paschke (37) Raucher ist, steht er neuen Ausnahmen skeptisch gegenüber. Seine Freundin Julia Lorenz findet das gut. Die 34-Jährige ist Nichtraucherin.

Foto: Jörg Janßen

Isa Fiedler, Sprecherin der Altstadt-Wirte, hat das Raucherverbot seinerzeit doppelt schwer getroffen. Unter schwarz-gelb musste sie ihr Lokal "Knoten" zu einer Raucherkneipe machten - wodurch deutlich weniger Nichtraucher kamen. Als das totale Verbot durchgesetzt wurde, verschwanden wiederum die Raucher. Sie will daher erst mal wissen, was CDU und FDP konkret planen. "Es muss Bestand haben, denn ein Hin und Her ist für uns nicht förderlich." Sinnvoll fände sie eine bundeseinheitliche Regelung, denn die Leute überlegten derzeit, "in welche Stadt sie übers Wochenende mit ihrem Kegelclub fahren". Für Robert Nemesch (65) ist der Fall klar. Nur eine klare Regelung ohne Ausnahme garantiere den Nichtraucherschutz, findet der Pempelforter. Mit Freiheit und Toleranz zu argumentieren, hält der Gast des "Café Florian" für falsch. "Ich muss auch akzeptieren, nicht mit 250 Sachen über eine leere Bundesstraße rasen zu dürfen, einfach deshalb, weil ich andere gefährden könnte."

(RP)
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