Demonstration in Düsseldorf Raucher protestieren mit Helmut-Schmidt-Masken

Düsseldorf · In Düsseldorf demonstrierten am Wochenende rund 3500 Menschen gegen das strikte Rauchverbot, darunter auch Rocker. Der Kinderschutzbund übte Kritik.

 Einige Demonstranten zogen sich Helmut-Schmidt-Masken auf. Der Altkanzler ist für viele Raucher ein Vorbild, weil er auch im TV raucht.

Einige Demonstranten zogen sich Helmut-Schmidt-Masken auf. Der Altkanzler ist für viele Raucher ein Vorbild, weil er auch im TV raucht.

Foto: Christoph Goettert

Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist eine vehemente Gegnerin des strengen Rauchverbots, obwohl sie selbst nicht raucht. Die FDP-Bürgermeisterin von Düsseldorf stört es nicht, wenn neben ihr in der Kneipe geraucht wird, wenn der blaue Dunst ihr von allen Seiten um die Nase weht, ihre Kleidung anschließend so nach Zigaretten stinkt, dass sie in die Wäsche muss.

"Es bleibt jedem selbst überlassen, ob er in eine Gaststätte geht, in der geraucht wird", sagt sie. "Niemand wird gezwungen. Wir sind alle mündige Bürger." Dass Rauchen schädlich für die Gesundheit ist, weiß sie. Darum geht es ihr nicht. Ihr geht es ums Prinzip. "Ich möchte mir von der rot-grünen Landesregierung nicht vorschreiben lassen, was ich tun darf und was nicht", sagt sie.

Aus diesem Grund nahm Strack-Zimmermann am Samstag an der Demonstration gegen das strikte Rauchverbot in Düsseldorf teil. Rund 3500 Raucher und Nichtraucher zogen mit ihr pfeifend und friedlich durch die Landeshauptstadt.

Viele Teilnehmer trugen Pappmasken mit dem Gesicht des Altkanzlers Helmut Schmidt (SPD), der selbst bei Fernsehauftritten nicht auf seine Zigaretten verzichten will und deshalb bei den Rauchern als Galionsfigur gefeiert wird. Auf Transparenten stand "Gegen Gesundheits-Diktatur — für Erhalt der Kneipenkultur", "Stoppt Treibjagd auf Raucher" und "Grün und Rot gleich Kneipentod".

Neusser Bürgermeister unter Demonstranten

Unter den Demonstranten war auch der Bürgermeister von Neuss, Herbert Napp (CDU), der sich ebenfalls über das Gesetz hinwegsetzt und weiter in seinem Amtsbüro im Rathaus qualmt. Er bezeichnete das strikte Rauchverbot, das seit dem 1. Mai in NRW in Gaststätten, Diskotheken und bei Brauchtumsveranstaltungen gilt, als "Raucherverfolgungsgesetz".

Der Düsseldorfer Karnevalspräsident Josef Hinkel kritisierte die Bevormundung durch die Landesregierung und bezeichnete das Gesetz als völlig überzogen. Die Wirte, die aus ganz NRW angereist waren, berichteten über ihre Existenzängste. Die Düsseldorfer Altstadtwirtin und Initiatorin des Protestes, Annette Helmus, erklärte, dass bei ihr 40 Prozent weniger Geld in der Kasse sei, seit das Gesetz in Kraft getreten ist.

Kritik an der Demonstration und den Pro-Raucher-Initiativen kommt unter anderem vom Kinderschutzbund. "Der Nichtraucherschutz ist aus unserer Sicht ein richtiger Schritt", sagt Susanne Schweitzer-Krantz, Vorsitzende des Düsseldorfer Ortsverbandes. Karneval- und Schützenfeste seien Veranstaltungen für die ganze Familie. "Da sind Kinder nicht nur Gäste, sondern Teil des Programms. Darum ist es richtig, dass in den Zelten nicht mehr geraucht werden darf."

Hells Angels marschierten mit

An vorderster Stelle des Protestzuges in Düsseldorf marschierte rund ein Dutzend Mitglieder des Düsseldorfer "Clan 81". Die Rocker sind mit den Hells Angels befreundet. Strack-Zimmermann (FDP) sagte dazu: "Es ist nie gut, wenn sich Rocker an so einer Sache beteiligen. Man kann es aber nicht verhindern und muss es zähneknirschend hinnehmen."

Die Demo-Initiatorin rechtfertigte: "Ich hatte im Vorfeld gehört, dass auch Rechtsradikale kommen könnten. Deswegen habe ich die Rocker gebeten, an der Demo teilzunehmen und darauf aufzupassen, dass das nicht passiert."

Helmus kündigte weitere Demonstrationen an. Zudem will ein Bündnis von Raucher-Initiativen das verschärfte Gesetz in NRW kippen und sammelt Unterschriften für die Anmeldung eines Volksbegehrens.

(RP/csi/ila/anch/top/EW)
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