Düsseldorf Raumnot im Comenius-Gymnasium

Düsseldorf · Mit einem Brandbrief hat die Schule die Debatte um Sanierungsstau neu belebt. Die Vorsitzende der stadtweiten Schulpflegschaft spricht von einer Bankrotterklärung und sagt, Thomas Geisel sei nun als Manager am Zuge.

 (Galgen-)Humor ist, wenn man trotzdem lacht: Rektor Alfons Musolf (l.) und Mittelstufen-Koordinator Markus Bußmann im "Klassenmodul".

(Galgen-)Humor ist, wenn man trotzdem lacht: Rektor Alfons Musolf (l.) und Mittelstufen-Koordinator Markus Bußmann im "Klassenmodul".

Foto: A. Endermann

Gestern Mittag im Oberkasseler Comenius-Gymnasium an der Hansaallee: Politik- und Geschichtslehrer Markus Bußmann nimmt die Stufen zu seinem Unterrichtsraum. Der liegt in einem "Klassenmodul". So heißt im politisch (über-)korrekten Verwaltungsdeutsch, was die Schüler lieber "Container" nennen. "Eine Wellblech-Kiste, auf die im Sommer gnadenlos die Sonne knallt, ohne Wärmedämmung und Schallschutz, dafür mit einer an Holzlatten befestigten Tafel, die nicht verstellbar ist", bringt es der Pädagoge auf den Punkt.

Ein Provisorium, das längst keines mehr sein sollte. Denn das mehrfach ausgezeichnete Gymnasium erhielt umfangreiche Bauzusagen, als es sich 2009 bereit erklärte, eine Schule im gebundenen, also für alle verpflichtenden Ganztag zu werden. Doch bald verlässt die erste im Ganztag aufgewachsene Schüler-Generation das Gymnasium, ohne dass den meisten Ankündigungen Taten gefolgt wären. Ein Anbau steht aus, naturwissenschaftliche Räume fehlen, unterrichtet wird auch im Keller unter offen liegenden Versorgungsleitungen. Auch ein zweites Elternsprechzimmer ist angesichts steigender Schülerzahlen geplant - leider ohne Tageslicht.

 Auch im Keller wird unterrichtet. Die Versorgungsrohre werden aus baurechtlichen Gründen nicht verkleidet.

Auch im Keller wird unterrichtet. Die Versorgungsrohre werden aus baurechtlichen Gründen nicht verkleidet.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Als die Schule jetzt erfuhr, dass sie im August fünf statt vier Eingangsklassen aufnehmen muss, platzte Schulleiter Alfons Musolf endgültig der Kragen. "Ich werde keine Verantwortung für etwas übernehmen, was ich Eltern, Schülern und Kollegen gegenüber nicht mehr vertreten kann. Wenn man uns nicht hilft, muss ich den Job wieder abgeben", sagt der Pädagoge, der 2013 kam und vorher an der Joseph-Beuys-Gesamtschule arbeitete.

In einem fünfseitigen Brandbrief an Oberbürgermeister Thomas Geisel hat Musolf akribisch aufgelistet, was seiner Schule versprochen, dann aber nicht gehalten wurde. Der Bogen reicht von elf neuen Klassenzimmern über Fachräume für Chemie und Musik bis hin zu einer Mensa. Gesamtflächenbedarf: rund 1653 Quadratmeter. Fortschritte, so Lehrer Bußmann, gebe es nur beim Thema Mensa. "Aber anders als geplant müssen wir die Aula für die Essensausgabe nutzen. Abi-Klausuren und Zeugnisfeiern können wir dort künftig nicht mehr machen." Ärgerlich: Ein eigener Abstellraum für die Esstische und -stühle wurde aus finanziellen Gründen verweigert. Das Gymnasium hat jetzt die Notbremse gezogen. Die Schulkonferenz, in der Lehrer, Eltern und Schüler sitzen, droht mit dem Aussetzen und sogar mit dem Komplett-Ausstieg aus dem gebundenen Ganztag.

Die Nöte des Comenius-Gymnasiums und anderer Düsseldorfer Schulen sind längst bei der stadtweiten Schulpflegschaft EDS angekommen. Dass in Oberkassel die erste Schüler-Generation im Ganztag den Umbau zu einer vollwertigen Ganztagsschule gar nicht mehr erlebt, ist für EDS-Vorsitzende Berit Zalbertus "eine Bankrotterklärung der Düsseldorfer Schulpolitik". Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), der das Thema im Wahlkampf forciert habe, sei nun gefordert. Dass eine Schulbaufirma bereits auf dem Weg ist und Baumaßnahmen nun einmal Zeit brauchen, lässt sie nicht gelten. Geisel sei als Macher und Manager angetreten. "Jetzt muss er das Zepter in die Hand nehmen. Das Motto muss lauten: nicht quatschen, sondern tun."

(RP)
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