Kolumne Auf Ein Wort Religionen sollten sich austauschen

Düsseldorf · Interreligiöser Dialog heißt miteinander reden. Manch einem oder einer mag das riskant erscheinen, weil man vorher nicht weiß, ob es auch okay ist, was die Leute von der jeweils anderen Religion sagen.

Das gilt allerdings für jede Art des Redens: Vorher weiß man nie, was die anderen sagen werden. Deshalb ist interreligiöser Dialog nichts Besonderes und auch nicht gefährlich. Wirklich gesellschaftlich gefährlich würde es nur, wenn die Religionsgemeinschaften kommunikationslos aneinander vorbei lebten.

In Düsseldorf arbeitet die "Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit" seit ihrer Gründung im Jahr 1951 daran (so die bis heute aktuelle Satzung), "Vorurteile und Missverständnisse zwischen Menschen verschiedener religiöser, rassischer und gesellschaftlicher Herkunft zu überwinden und zu beseitigen". An der Evangelischen Stadtakademie Düsseldorf begründete mein Vorvorgänger Axel Stöbe Ende der 1970er Jahre den christlich-islamischen Dialog.

Als Stadtsoziologe beobachtete er, dass die zunehmend sesshaft werdenden "Gastarbeiter" nicht nur ihre Arbeitskraft mitbrachten, sondern auch ihre Religion: katholisch, orthodox oder muslimisch. Mit einer Reihe Gesinnungsgenossen gründete er 1982 die Christlich-Islamische Gesellschaft. Niemand muss im Dialog seine Überzeugung aufgeben oder sich verbiegen. Meinungsverschiedenheiten dürfen ausgetragen werden. Verlangt wird nur, dass man sich auf die andere Seite einlässt. Schwierig wäre es zum Beispiel, wenn man sich von christlicher Seite die zwei oder drei am gewalttätigsten erscheinenden Verse des Korans aus dem Internet zieht und damit die Muslime "aufklärt", was diese "eigentlich" glauben.

Schwierig wäre es auch, wenn man von muslimischer Seite auf die Christen einredet, dass sie eigentlich an drei Götter glauben, Vater, Maria und den Sohn, weil das angeblich so im Koran stehen soll.

Interreligiöser Dialog besteht aus Reden und Zuhören. Beides ist nicht schwer, auch das Zuhören nicht, man muss es aber wollen.

AUTOR UWE GERRENS IST PFARRER UND STUDIENLEITER DER EVANGELISCHEN STADTAKADEMIE DÜSSELDORF

(RP)
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