Gastronomie In Düsseldorf Wo Veganer neben Schnitzelfans sitzen

Düsseldorf · Das Restaurant Leo's in Düsseldorfs Szeneviertel Pempelfort hat sich neu aufgestellt und möchte Veganer als Gäste gewinnen. Das Kuriose: Kalbsschnitzel gibt es auch.

 Alf und Alexandra Skirde haben Zucchini-Spaghetti und kleine Champignon-Burger auf der neuen Karte.

Alf und Alexandra Skirde haben Zucchini-Spaghetti und kleine Champignon-Burger auf der neuen Karte.

Foto: H.-J. Bauer

In Restaurants nach veganen Speisen oder Rohkost fragen - vor einigen Jahren gab es dafür von Kellnern und Köchen nur ein spöttisches Lächeln. Mit dem Aufkommen der Veggie-Welle sollte diese gastronomische Lücke geschlossen werden. Fleischfrei essen wurde endlich hip, einige Lokale haben sich entsprechend spezialisiert - was aber noch immer nicht jedem passt. Manche Fleischliebhaber meiden Veggie-Lokale. In gewöhnlichen Restaurants hingegen ist das Angebot für Veganer überschaubar. Das Restaurant Leo's möchte diese unsichtbare Trennung ein wenig aufheben. "Seit Kurzem haben wir eine ganze Speisekarte mit veganen Gerichten und Rohkost-Varianten", sagt Alf Skirde, der das Lokal als Geschäftsführer neu ausrichtet. Ehefrau Alexandra Skirde hat sich zur Rohkost-Köchin ausbilden lassen und die Speisekarte aufgestellt.

Das fleischlose Essen bedeutet aber nicht, dass sich das Leo's von Schwein und Rind verabschiedetet. "Bei uns sollen Veganer und Schnitzelfreunde an einem Tisch sitzen können." Eine ambitionierte und gute Idee, die wir (zwei große Jungs um die 50) mit einem Besuch austesten. Das Ergebnis ist interessant, aber auch etwas kurios.

Was auf der Speisekarte steht, ist zwar noch nicht viel, macht aber Appetit. Wraps mit verschiedenen Salat-Sorten (6,90 Euro) zum Beispiel und ein Salat mit Zitronen-Olivenöl-Dressing und Bratkartoffeln (9,50 Euro). Wir bestellen aber die Zucchini-Spaghetti mit Tomaten-Pesto, Champignon-Creme und Aioli (9,50 Euro). Außerdem können wir der Beschreibung "Besonderes Gourmet-Highlight: unser vitalstoffreicher Champignon-Burger" nicht widerstehen (9,50 Euro).

Während wir warten, schauen wir mal, was die anderen Gäste auf den Tisch bekommen. Zwei junge Mädels nehmen Platz - aus unserer Perspektive typische Kandidatinnen fürs Vegane: sehr schlank und ständig mit dem Handy beschäftigt, Gesprächsfetzen verraten uns als Themen Mode und Jungs. Wie wir uns doch irren: Noch bevor wir unser Grünzeug bekommen, serviert der sehr lockere Kellner den Mädels zwei Platten mit Kalbsschnitzel so groß wie Zeitungsseiten. Dazu: ein Haufen goldgelber Pommes, deren Duft uns verführt, eine solche Schale auch für uns zu ordern.

Zuvor kommen unsere Veggie-Gerichte auf den Tisch. Optisch eine Wucht und nicht zu vergleichen mit den schlicht aufgetürmten Fleisch- und Pommesbergen bei den jungen Frauen nebenan. Unsere Speisen hat der Koch fein auf quadratischen schwarzen Schieferplatten angerichtet. Das Essen selbst verblüfft. Zucchini-Spaghetti und Champignon-Burger haben uns ein warmes Abendesse erwarten lassen. Das zu Strängen gewirbelte Gemüse gleicht aber einer Salat-Speise, während die Burger aus großen, rohen Pilzen mit gewürzten Cremes in der Mitte bestehen. Ja, Rohkost eben - wir waren etwas blauäugig. Allerdings: Alles ist geschmacklich durchaus gut, frisch und ordentlich gewürzt, vor allem das Cashew-Aioli und das Tomaten-Pesto. Und doch freuen wir uns, die große Schale mit den Pommes frites zu bekommen, die wir ebenso verputzen wie wir die Schieferteller leer picken. Die Mädels am Nachbartisch hingegen schaffen ihre Riesen-Schnitzel nicht einmal zur Hälfte. Der Kellner packt ihnen die Reste zum Mitnehmen ein, ohne dass die jungen Damen groß vom Handy aufsehen.

Unser Fazit: Für ein komplettes Abendessen reicht die vegane Karte nicht ganz aus. Die Idee ist aber ein guter Anfang - auch, weil es im Leo's ja weitere Speisen (nicht nur Pommes) zum Kombinieren gibt.

(RP)
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