Düsseldorf Rettungskräfte üben Notfall am Flughafen

Flughafen, Feuerwehr, Stadt und Uni-Klinik probten Mittwoch den Ernstfall. Es war bundesweit die erste Übung, bei der vom Notruf bis zur Klinik-Behandlung eines hochansteckenden Patienten alle Prozesse getestet wurden.

Groß-Übung am Düsseldorfer Flughafen
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Groß-Übung am Düsseldorfer Flughafen

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Foto: Andreas Wiese

Seit zwei Jahren besitzt die Düsseldorfer Feuerwehr einen Rettungswagen, der eigens für den Transport hochansteckender Patienten eingerichtet ist. Zweimal ist er seitdem unter Ernstfallbedingungen gefahren, die sich später als falsche Alarme herausstellten. Deutlich öfter fährt der Wagen zu Trainingszwecken ins LIZ, das Leber- und Infektionszentrum der Uni-Klinik, das so lange ein ganz normales Fachkrankenhaus ist, bis ein Alarm kommt wie Mittwochfrüh.

Um 7.30 Uhr meldet der Tower am Flughafen der Werkfeuerwehr, dass eine Maschine aus Uganda im Anflug sei. An Bord eine Krankenschwester, die nach eigenen Angaben in einem zentralafrikanischen Krankenhaus mit Lungenpest-Patienten Kontakt hatte. Und die nun selbst Krankheitssymptome zeigt. Diese Meldung mit einem sehr konkreten Verdacht löst eine enorme Maschinerie aus: Die Flughafenfeuerwehr informiert den diensthabenden Notarzt der Stadt und das Gesundheitsamt. Das Flugzeug wird auf einer Warteposition geparkt. Notarzt und Feuerwehrleute in gelben, aufgeblasenen Schutzanzügen gehen an Bord. Der Arzt kümmert sich um die keuchende Patientin, die Feuerwehrleute informieren die Mitreisenden und fragen sie nach eigenen Symptomen.

Zwei Punkte hatte Gesundheitsamtschef Klaus Göbel dabei zu bemängeln: Erstens möchte er, dass schon das Flugzeugpersonal die Passagiere informiert und darauf vorbereitet, was als nächstes geschieht: "Sie landen nach einem langen Flug, wollen heim — und dann stehen sie auf einer Warteposition und sehen, wie die Feuerwehr draußen Zelte aufbaut — das macht doch Angst", sagt Göbel. Dass in der Übung 25 Mitreisende als potenzielle Verdachtsfälle eingestuft werden müssen, findet er nicht akzeptabel. Die Lufthansa hat das mit ihrem Personal so geübt: Ansteckende Passagiere werden hinten im Flugzeug isoliert. "Hätte man die Patientin nicht wie im Karnevalszug einmal durch den Flieger geführt, wäre das Risiko für die Mitreisenden kleiner", sagt Göbel. Das weiß seit Mittwoch auch die Airline.

Weiter in der Übung: Die Bundespolizei sperrt eine 100-Meter-Zone um den Flieger ab. Nur das Spezialfahrzeug der Berufsfeuerwehr darf noch durch, übernimmt die Patientin, während der Rettungsdienst die Daten der Mitreisenden aufnimmt. Die Gesundheitsämter an deren Wohnorten werden informiert Wer selbst ein Verdachtsfall ist, bekommt Antibiotika, wer nicht betroffen wird, soll sich melden, falls Symptome auftreten. Der psychosoziale Notdienst versucht, Panik unter den Reisenden zu vermeiden.

Unterdessen rollt der Rettungswagen in die Notaufnahme des LIZ. Das hat sich vom Krankenhaus in einen Hochsicherheitsbereich mit Schleusen und Druckkammern verwandelt, 16 Ärzte und 34 Pfleger in Vollschutzanzügen übernehmen die Patientin. Im Ernstfall wären die "normalen" Patienten dann bereits in andere Kliniken verlegt worden.

Den ganzen Tag als Beobachter dabei war Andreas Meyer-Falcke, den der Ablauf "beruhigt" hat. Der Gesundheitsdezernent ist zufrieden, vor allem, weil er auch um die üblichen Reibungsverluste weiß, wenn mehrere Behörden involviert sind: Hier waren es Bundes- und Landespolizei, Berufs- und Werkfeuerwehr, Gesundheitsamt und Feuerwehramt, der Flughafen und eine Airline — "und alle zeigten vollen Willen zur Kooperation — das ist nicht selbstverständlich."Und Klaus Göbel, der sich selbst als "eher kritisch" bezeichnet, ist am Ende sogar "sehr zufrieden", an einigen Details müsse noch gefeilt werden, aber dem Gesamt-Ergebnis gibt er die "Schulnote gut".

Dieter Häussinger Hausherr im LIZ, erklärt die Notwendigkeit der komplexen Abläufe und der Übungen: "Wir wollen keine Fehlalarme — dafür ist der Aufwand viel zu groß." Der Professor warnt aber auch vor falscher Sicherheit durch die trainierte Praxis: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein hochansteckender Patient noch im Flieger entdeckt wird, ist viel geringer als die, dass eine Infektion erst Tage nach der Ankunft entdeckt wird.

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